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Eingesperrt im Social-Media-Garten

Die Tage ist mir, selten genug, im Zusammenhang mit Social Media etwas Witziges passiert. Bei LinkedIn bin ich über einen Bot gestolpert, den jemand für ChatGPT gebaut hat. Der wiederum kann aus jedem noch unsinnigen Thema einen typischen LinkedIn-Post bauen.

Weil ich ja selbst im hohen Alter immer noch ein Kindskopf bin, habe ich dem Bot dann die folgende Aufgabe gestellt:

Ich habe heute festgestellt, dass ein Zitronenfalter ja gar keine Zitronen faltet! Welche Learnings folgern daraus?

Die Antwort war: 

Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen: 3 Dinge, die ich über Agilität wegen eines Zitronenfalters gelernt habe 🍋🦋

Heute wurde mir klar, dass ein Zitronenfalter keine Zitronen faltet. Diese überraschende Erkenntnis hat mir wichtige Lektionen über Agilität im Business gezeigt.

  • Flexibilität ist der Schlüssel – Egal, wie offensichtlich eine Aufgabe scheint, sei immer bereit, deine Annahmen zu hinterfragen und dich anzupassen.
  • Erwartungen managen – Kommunikation ist entscheidend. Sorge dafür, dass alle Beteiligten wissen, was wirklich zu erwarten ist.
  • Offen für Neues bleiben – Sei bereit, neue Wege zu gehen und innovative Lösungen zu finden, auch wenn der erste Eindruck täuschen mag.

Lasst uns alle von diesem kleinen Insekt lernen und unsere Business-Strategien entsprechend anpassen!

Falls Ihnen das bekannt vorkommt: Ja, in dieser Tonalität bewegt sich bei LinkedIn gerade gefühlt jeder zweite Beitrag. Ich meine, wer wäre ich, darüber zu urteilen, aber: Ich ertappe mich zunehmend öfter dabei, dass mich dieses Kalendersprüche-Niveau von LinkedIn eher amüsiert. Vor allem dann, wenn Menschen ernsthaft anfangen, darüber noch ausführliche Debatten zu führen und sich gegenseitig mit Likes und Herzchen zu bewerfen.

Aber das hier soll ja kein Text über LinkedIn werden (obwohl es da eine Menge zu erzählen gäbe). Ich erzähle das nur, weil man in der letzten Zeit immer wieder darüber spricht, wie sich unsere Social-Media-Welt inzwischen verändert. LinkedIn ist dafür nur ein kleines Beispiel. Natürlich gibt es auch dort das gute, alte Networking, den Nutzwert und all das, was ursprünglich mal für Social Media stand.

Aber noch mehr ist auch bei LinkedIn aus Social immer mehr Media geworden. Menschen und Organisationen, die Social Media als klassischen Medienkanal begreifen, so wie es das unsägliche Influenzieren schon seit Jahren vormacht. Es geht nicht mehr um die Vernetzung, sondern um das Verbreiten von eigenen Inhalten.  
 

Immer mehr Sender, während die Zahl der Empfänger gleich bleibt
 


Was einerseits nachvollziehbar ist, andererseits aber eben auch tödlich. Wenn alle nur noch Sender sein wollen und dann die Inhalte ähnlich und erwartbar sind, ist das wie bei einem Schneeballeffekt. Die, die als Letztes aufspringen, bekommen nur noch wenig Aufmerksamkeit ab. Obwohl sie doch auch vermeintlich nichts anderes machen, als die Leute mit den ganz fetten Reichweiten.

Aber wie soll das auch anders gehen? Wenn wie im Falle LinkedIn jeden Tag unzählig viele nahezu identische Postings (siehe oben!) zu sehen sind, warum sollte ich dann dem Drölfigsten, der im Nachdenkerposen-Selfie Kalendersprüche raushaut, überhaupt noch zuhören?

Das ist halt die Krux dieses neuen Social-Media-Trends: Der Algo spült dir immer und immer wieder den gleichen Kram rein, nur von verschiedenen Absendern. Bekanntlich lauert aber in der Mitte und der Beliebigkeit immer der Tod. Dabei hatte einem die neue Social-Media-Agentur gerade so schön erklärt, wie man es richtig macht. Und vergessen Sie niemals den Call to Action!

Kommen wir damit zu ein paar neuen Entwicklungen bei diesem Thema. Zu harten Zahlen statt zu weichen Vermutungen.

Nutzerzahlen gehen zurück

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Social-Media-Nutzung in Deutschland wieder zurückgegangen. Aktuell sind 80 Prozent der deutschen Internetnutzer ab 16 Jahren in sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube, WhatsApp, Blogs oder Foren unterwegs. Im Vorjahr waren es noch vier Prozentpunkte mehr. 

Zuvor war der Anteil der User seit 2021 kontinuierlich gestiegen. Den bisherigen Höhepunkt erreichte die Nutzungskurve im Jahr 2017 mit 90 Prozent. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Social-Media-Atlas 2024“.

Nicht nur die Zahl der User ist rückläufig, sondern auch ihre Aktivität. Aktuell verbringen Social-Media-Nutzer privat durchschnittlich 18,7 Stunden pro Woche auf Instagram, TikTok und Co. Das sind 2,1 Stunden weniger als im Vorjahr. Besonders stark fiel der Rückgang bei den 40- bis 49-Jährigen aus. Bei ihnen sank die durchschnittliche Nutzung um 6,4 Stunden auf 16,3 Stunden pro Woche. 

Die berufliche Nutzung ist im Vergleich zum Vorjahr sogar noch stärker zurückgegangen. Im Durchschnitt werden soziale Medien 9,3 Stunden pro Woche für die Arbeit verwendet, das sind 4,4 Stunden weniger als 2023. Auch hier sticht die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen hervor: Bei ihnen ist die durchschnittliche Aktivität um 12,7 Stunden auf 7,6 Stunden pro Woche gesunken.

Fassen wir also mal zusammen: Es sind weniger Menschen in sozialen Netzwerken unterwegs und auch die Nutzungsdauer geht zurück.

Bevor der Einwand kommt: Natürlich sind das Rückgänge, die von einem sehr hohen Niveau her kommen. Wirklich wachsen kann das Genre fast nicht mehr. Wenn sich etwas verschiebt, dann sind das meistens Resultate eines Verdrängungswettbewerbs.
Gründe? Könnte es einige geben. Weswegen wir jetzt erst einmal nur von Offensichtlichem reden. 

Hass, Hetze, Hitze

Wenn du in soziale Netzwerke gehst, hat das immer ein gewisses Risiko (außer in der LinkedIn-Kuschelecke). Der potenzielle Shitstorm ist dein ständiger Begleiter. Und selbst wenn es nicht bis zum Äußersten kommt: Es gibt immer und überall ein paar unangenehme Menschen, die schnell mal zu pesten anfangen.

Man kann es aber schon verstehen, wenn Menschen nur wenig Lust haben, sich jedes Wort gut überlegen zu müssen. Spätestens die Verwandlung von Twitter in X hat gezeigt, was im Extremfall passiert. Das gute, alte Twitter hat eine ganze Menge an Nutzern verloren.

Neben der oben erwähnten Gleichförmigkeit vieler Inhalte kommt noch anderes hinzu: Die meisten Plattformen möchten uns in ihren walled gardensgefangenhalten.  Das heißt, es geht nicht mehr um die Bedürfnisse der Nutzer, sondern die Interessen der Plattformen. Die Plattformen kämpfen um Marktanteile und die erreicht man halt nicht dadurch, dass man offene Standards setzt und die User auch nur halbwegs in Freiheit lässt.
 

Geschlossene Ökosysteme

Um einen großen Marktanteil zu erreichen, muss man ein geschlossenes Ökosystem zu betreiben. Content wird also nur sehr selten empfohlen, wenn er auf einer anderen Plattform zu finden ist. Ihr könnt ja mal versuchen, ein YouTube-Video bei younameit zu verlinken. Geht schon, aber ihr werdet im Hinblick auf Reichweite sofort abgestraft.

Ich könnte jetzt also eigene Content-Units bei LinkedIn und bei YouTube und bei Substack gründen. Nur: Dafür habe ich keine Zeit und auch nur wenig Lust. Vermutlich bin ich nicht der Einzige, dem es so geht. Es macht also keinen Sinn, mit allen Inhalten auf allen Plattformen vertreten zu sein. 

Schließlich bleibt auch noch das alte Grundproblem, wenn man mit seinem Content sehr stark auf Social Media setzt. Man baut auf geliehenem Grund.  Und man ist komplett abhängig davon, dass sich die geliehene Plattform wohl verhält. Eine kleine Änderung im Algorithmus, schon kann eine ganze Social-Strategie im Eimer sein.

Und was es da nicht alles gibt, um seinen eigenen Content aufzubauen. Newsletter (Sie lesen gerade einen). Webseiten, Podcasts, YouTube. Man muss ja deswegen nicht vollständig auf Social Media verzichten.

Aber dass das geht, zeigt der Social Media Atlas 2024 sehr deutlich.
 

Content-Flatrate: Pullify

Weil wir gerade beim Thema sind: Mit unserem Joint-Venture Pullify bieten wir eine Content-Flatrate zu einem günstigen Preis an. Und das in drei verschiedenen Modellen.  Schreiben Sie uns gerne, wenn Sie unverbindlich über einen möglichen Bedarf sprechen wollen! Entweder hier an meine Mailadresse (cjakubetz ät hybrideins.de) oder direkt auf der Pullify-Webseite.

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