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Wie das Thema KI nebenbei das Metaverse erledigt hat

Wir Medienleute sind ja schon ein lustiges Völkchen. Jedes Jahr prognostizieren wir uns Trends bis zum Umfallen, nur um sie dann schnell wieder zu beenden. Reden wir also diese Woche mal ausnahmsweise nicht (oder wenigstens: nur ein bisschen) über den Über-Hype, nämlich KI. Sondern darüber, was durch den KI-Boom ziemlich in den Hintergrund geraten ist.

Das ist: das Metaverse. Genau jenes Ding, von dem vor Jahresfrist noch fast jeder, der irgendwas auf sich und sein Expertentum hielt, gesagt hatte, es sei die Zukunft. Bei Mark Zuckerberg führte das dazu, dass er seinen ganzen Konzern umbenannte und das Metaversum für den Mittelpunkt seiner künftigen Entwicklungen hielt. So wie auch bei vielen anderen als gesetzt galt, dass wir uns irgendwann alle als lustige Avatare in virtuellen Welten begegnen werden.

So schnell, wie dieses Thema aufkam, so schnell ist es jetzt vorerst wieder beerdigt worden. Alle Großen, von Google bis hin sogar zu Facebook (vulgo: Meta) stürzen sich hektisch auf die Entwicklung des Themas KI. Sieht also gerade so aus, als hätte sich Mark Zuckerberg ziemlich verschätzt. Wäre man böse, müsste man sagen: nix Neues,  die Stärke des Konzerns in den letzten 10 Jahren beruht ja in erster Linie wahlweise auf glattem Abkupfern von Ideen anderer oder in zugegeben cleveren Zukäufen und Übernahmen. Aber was war eigentlich die letzte bahnbrechende Zuckerberg-Idee?

Dabei wäre die Sache eigentlich einfach: Eine Technologie muss einen konkreten Nutzen haben, um für Menschen relevant  zu sein. Nutzen, das heißt mehr als „interessantes Spielzeug”. Die Idee des Metaversums ist über diesen Spielzeug-Status nicht wirklich hinausgekommen. Nur weil man etwas machen kann, muss man es noch nicht. 

Alles, was in den letzten 20 Jahren unser digitales Leben bahnbrechend verändert hat, hat sich als Idee sofort erschlossen. Als Steve Jobs das iPhone vorgestellt hat, lag der Nutzen auf der Hand. Das Prinzip Google: so simpel, so einleuchtend. WhatsApp: kapiert der größte Gimpel sofort.

Und jetzt erklären Sie bitte mal jemand das Metaversum und seinen Nutzen. Danke.

Vergessen wir das Metaverse, der Weg zu guter KI ist ohnehin noch lang genug

Umgekehrt ist es ja so: Wenn ein Hype ins Rollen kommt, ist eine differenzierte Debatte eher selten. Auch beim aktuellen KI-Thema schießen wir gerne ein bisschen über das Diskurs-Ziel hinaus. Entweder wir sehen darin die Lösung für alles, dann ist klar, dass wir künftig eher zu Bedienern für KIs werden. Oder wir halten das für überschätzten Quatsch und verweisen darauf, wie schnell, höho, man so eine KI komplett aus der Fassung bringen kann und wie viele unbefriedigende Ergebnisse sie immer noch abliefert (daran wird sich übrigens in absehbarer Zeit auch nichts ändern).

Dabei ist unstrittig: Auch wenn das Thema KI erst am Anfang steht, es wird uns und unser Leben verändern. In vielerlei Hinsicht und in nahezu allen Bereichen. Trotzdem sind es am Ende wir, auf die es ankommen wird. Weil jede KI ur so gut ist wie der Anwender dahinter. Wir sind es, die diese Maschinen (etwas anderes sind sie nach wie vor nicht) bedienen müssen. Wir müssen Sie mit Inhalt und mit Informationen füttern, wir sind diejenigen, die darüber entscheiden, ob KI ein nützliches Helferlein oder ein tumber digitaler Dumpfbeutel ist.

Schafft man ersteres, dann wird KI schnell zu einer Automatisierung von Routine-Abläufen führen.

Beispiel Texte: Natürlich käme man nie im Leben auf die Idee, dass man Tools wie Chat GPT oder Neuroflash komplexe Geschichten schreiben lässt und die dann ohne Gegencheck übernehmen würde. Aber gerade für alltägliche Abläufe lässt sich beispielsweise Neuroflash schon ziemlich gut integrieren. Produktbeschreibungen sind so eine Sache. Muss die ernsthaft ein Redakteur verfassen, der sich dann womöglich auch noch Gedanken machen soll, ob sein Text auch für SEO geeignet ist? Natürlich nicht, wenn das eine KI effizienter und schneller erledigen kann.

Beispiel Audio: Mit Cleanvoice kann man KI-basiert seine Audios (beispielsweise für Podcasts) ganz einfach „aufräumen” lassen. Natürlich ist die KI noch nicht so intelligent, dass sie inhaltliche Schnitte vornehmen kann. Aber wer jemals einen Podcast geschnitten hat, der weiß, wie viel Arbeitserleichterung und Zeitgewinn alleine dadurch entsteht. Also auch hier: ein messbarer Nutzwert, leicht in einen Workflow integrierbar.

Beispiel Video: Tools wie Magisto (gehört inzwischen  zu Vimeo) können – theoretisch – schon komplette Videos produzieren, zumindest dann, wenn man nur Bild und Musik will. Die Vorauswahlen und die Schnitte der KI funktionieren sehr ordentlich, auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass vermutlich nur Hobbyfilmer für ein kleines Urlaubsfilmchen mit dem Resultat wirklich zufrieden sein werden. Trotzdem kann die KI auch für Anspruchsvollere schon einen Nutzen haben. Nämlich dann, wenn man die KI zumindest eine Vorauswahl treffen lässt und danach selbst Hand anlegt. Nutzwert eindeutig, siehe oben.

Das also ist zusammengefasst jetzt Stand der Dinge beim Thema KI: Es wird, es dauert – und man darf keine „Intelligenz” im Wortsinn erwarten.

Auch wenn das aktuell bescheiden klingen mag, im Vergleich zum Stand der Dinge beim Thema Metaversum ist das eine ganze Menge. Weil Metaversen nach wie vor nicht sehr viel mehr ist als eine Idee, eine Vorstellung davon, wie es mal werden könnte.  Was Zuckerberg und Meta bisher vorgestellt haben, liegt nicht sehr viel über dem Niveau von „Second Life”. Und das Ding wird bald ein Vierteljahrhundert alt.

Vor allem ist es noch immer nicht gelungen, eine Story, ein Narrativ, ein Produktversprechen zu entwickeln: Klar kann das ganz originell sein, wenn man sich mit Avataren in einem virtuellen Raum trifft. Aber was wird dadurch eigentlich besser, schöner oder wenigstens effizienter? Solange diese Frage nicht beantwortet ist, sollten sich die Anhänger des virtuellen Lebens nicht zu sehr wundern, wenn der Hype des Moments auch weiterhin KI heißen wird.

Podcast D25

Noch so ein Hype-Thema: New Work. In den vergangenen Jahren flog uns der Begriff nur so um die Ohren, manchmal mit Bedacht gewählt, manchmal nur als blankes Buzzword.

Aber was genau ist das jetzt? Ein zwischenzeitliches Phänomen oder doch die Zukunft? Und vor allem: Wie gehen wir damit um? Einschätzungen von Katja Bauer, Partnerin bei i-Potentials – in der aktuellen Folge von D25.

Anhören:

Und natürlich überall da, wo es gute Podcasts gibt. 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. R23

    Erlaubt die Frage, habt ihr noch keine eigene VR-Brille? Wenn man das Metaverse noch nicht erlebt hat – kann ich die distanzierte Haltung etwas verstehen. Nur ein Tipp, das Metaverse ist da und wird bleiben.

    Zum überraschenden Erfolg von KI in den letzten Monaten, kann man eigentlich nur feststellen, dass die KI Entwickler die Kreativbranche als Feind ansieht und diese augenscheinlich ersetzen möchte. Da gibt es KI-Systeme, die Texte erstellen, dann gibt es KI Systeme, die Bilder erstellen. Ich selbst habe vor kurzem eine KI ausprobiert, die konnte aus einem Prompt und einer groben Skizze eine 360 Grad Ansicht erstellen. Da fragt man sich, was hat die Kreativbranche wohl den KI-Entwicklern getan?

    Vor wenigen Jahren hat in Genf die UNO eine KI – Konferenz abgehalten, da gibt es um die Probleme der Menschheit: Umwelt. Klima, Hungersnot. Die Probleme wollte die UNO mit KI lösen. Die Antwort der Entwickler war: Wir erledigen und ersetzen lieber die Kreativen. Die Fotografen, die Texter, die Grafiker… weg damit. Dies macht jetzt die KI.

    Wenn die KI die Hungersnot beseitigen könnte, wäre dies vermutlich keine Meldung wert?

    Ralf

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