Bevor Sie weiterlesen: Ich möchte Ihnen hiermit hochoffiziell versichern, dass alle Texte in diesem Blog menschgemacht sind. Das muss man heutzutage ja immer dazu sagen, weil Sie sich sonst womöglich denken, och, der hat das ja nur mal eben von einer KI schreiben lassen. Dabei wären die Ergebnisse eines solchen Textes vermutlich eher mit Vorsicht zu genießen.
Ich fühle mich gerade wie in den allerbesten Clubhouse-Tagen: Alle reden nur noch über ein Thema, gemeinsam malen wir uns eine Zukunft aus, welche Auswirkungen das Ganze für unser künftiges Leben hat. Es gibt die Super-Optimisten (Das ändert alles!), die Realisten (Nun mal langsam…) und die Skeptiker (Das wird alles überschätzt!). Alles wie gehabt also, nur dass der Hype diesmal nicht Clubhouse heißt, sondern KI und dabei namentlich ChatGPT. Wenn das jetzt nicht zu weit führen würde, würde ich gerne noch fragen, was eigentlich aus der „Twitter-Alternative“ Mastodon geworden ist, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.
Reden wir also über „Künstliche Intelligenz”, weil das gerade alle tun. Vom Journalisten bis zum Lehrer sind sie jetzt fast alle mittendrin im Thema. Wenn alle damit spielen und experimentieren, dann ist das zwar auf der einen Seite ein untrügliches Zeichen für einen Hype, auf der anderen Seite aber auch ein Signal dafür, dass ein Thema massentauglich und damit interessant geworden ist. Zeit also, ein bisschen Bestandsaufnahme zu machen, gerade aus der Sicht von Medien, Journalismus und Kommunikation. Und Zeit für ein paar Empfehlungen.
Tipp 1: Kommt runter und beruhigt euch!
Ja, schon klar: Chat GPT kann ein bisschen mehr als diese Tools, die man vor ein paar Jahren noch als „Roboterjournalismus” kannte. Gegenüber den tapsigen Versuchen, einen halbwegs plausiblen Bericht über ein Fußballspiel oder den Tag an der Börse schreiben zu lassen, sind Chat GPT et al schon ein erheblicher Sprung. Vergleichbar in etwa mit dem, was ein gängiger Übersetzer im Netz noch vor ein paar Jahren ablieferte (meistens kurioses und unbrauchbares Zeug) – und dem, was heute ein Ding wie DeepL kann. Aber würde irgend jemand ernsthaft auf die Idee kommen, einen wirklich wichtigen Text ohne Gegencheck von DeepL übersetzen zu lassen? Genauso wenig würde irgendjemand, der noch halbwegs bei Verstand ist, seine Texte ausschließlich von einer KI generieren lassen. Dazu sind die Dinge, die KI heute schreiben, viel zu fehlerbehaftet. Und schließlich, bitte lest auch den ausdrücklichen Hinweis bei ChatGPT:
Frei und ohne DeeplL übersetzt: Ich habe ein sehr eingeschränktes Wissen und erzähle gegebenenfalls auch kompletten Unsinn. Und außerdem endet mein Wissen momentan im Jahr 2021, was im digitalen Zeitalter des explodierenden Wissens eine halbe Ewigkeit ist.
Tipp Nr.2: Die Intelligenz ist gar nicht intelligent, sondern nur schnell lernend
Vielleicht schrecken wir ja alle insgeheim vor dem Begriff „Intelligenz” zurück. Eventuell, weil wir denken, dass eine solche Intelligenz, noch dazu eine womöglich schnell lernende, uns irgendwann überflügeln und demnach überflüssig machen könnte. In seinem Buch „Homo deus” hält der Autor Yuval Noah Harari das auch für ausdrücklich möglich. Allerdings, kleine Einschränkung: Nicht in einem Zeitrahmen, den alte Säcke wie ich noch erleben werden dürfen. Bevor Sie jubilieren: Ich weiß natürlich nicht, wie alt Sie, lieber Leser (m/w/d) sind. Aber es ist keine gewagte Prognose, wenn ich sage, dass Sie das mutmaßlich auch nicht mehr mitbekommen. Ist ja auch gar nicht schlimm, soll nur heißen, dass wir von einer echten “Intelligenz” noch sehr, sehr weit entfernt sind.
Wäre man also sprachlich korrekt, dürfte man die Dinge, über die wir jetzt gerade alle reden, nicht wirklich „Intelligenz” nennen. Eher vielleicht „schnell lernende Maschinen”. Wobei ich zugebe, dass sich Künstliche Intelligenz sehr viel besser anhört als „schnell lernende Maschine”.
Tatsächlich aber ist beispielsweise das allgegenwärtige ChatGPT keineswegs „intelligent”. Das Ding kann beeindruckend schnell Texte generieren. Zur wirklichen Intelligenz würde aber mehr gehören. Beispielsweise, dass die Software sachliche Fehler erkennen kann. Oder ethische Maßstäbe beurteilen kann. Das alles ist von ChatGPT viel zu viel verlangt. Das Ding schreibt gelegentlich wunderbaren Nonsens, das aber, wie gesagt, beeindruckend schnell und wohlklingend. Nonsens bleibt es trotzdem.
Tipp Nummer 3: Die KI kann euch helfen, aber nicht retten
Man kann daraus also schon mal ein paar simple, dennoch bedenkenswerte Empfehlungen ableiten. Eine davon wäre, dass man als Journalist oder sonstwie Medienschaffender nicht gut beraten ist, einen KI-generierten Text ungeprüft zu verwenden. Weil, Wissensstand 2021, siehe oben.
Immerhin könnten solche Tools, wenn wir jetzt erstmal nur von kreativen Jobs reden, ein passabler Assistent sein. Eine Formulierungshilfe sozusagen. Allerdings auch nur dann, wenn man keine allzu hohen Ansprüche an einen guten, womöglich sogar individuellen Stil stellt. Wenn man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben soll, dann spielt das keine allzu große Rolle. Aber für Kreative verbietet sich die Verwendung solcher Tools eigentlich.
Nebenbei bemerkt: Ich habe zwar schon einige „Hacks” gelesen, wie Kreative so eine KI für sich nutzen können, wundere mich aber schon, wie ein wirklich kreativer Mensch so unambitioniert sein kann, sich seine eigene, mutmaßlich spaßbringende Arbeit von einer Maschine abnehmen lassen will. Das ist wie ein Sternekoch, der mit einem Thermomix kocht. So ein Ding ist praktisch, wenn man schnell und viel und zuverlässig was Gutes machen will. Aber individuelle Spitzenküche?
Also, wenn Sie ein Posting bei LinkedIn machen wollen, lassen Sie es gerne von KI machen, weil es dort unter den vielen gleichförmigen, roboterhaften Geschichten nicht so auffällt. Anderswo würde ich aktuell eher die Finger davon lassen.
Tipp Nummer 4: Bleibt dran, aber erwartet nicht zu viel
Natürlich würde ich nie im Leben jemandem empfehlen, einen digitalen Trend nicht im Auge zu behalten. Zumal ja unbestritten ist, dass KI ein großes und wichtiges Thema sein wird. Zudem eines, das sich nicht darauf begrenzen lässt, ob man ein paar Texte generieren oder Bilder malen kann. KI könnte so viel mehr als eine bessere Schreibmaschine sein. Es lohnt sich, dranzubleiben. Gerade für Menschen, die was mit Medien machen.
Das alles wird besser werden, keine Frage. Muss es auch, weil wir gerade erst am Anfang stehen. Nicht linear, sondern schubweise. Einen solchen Schub haben wir jetzt, ChatGPT sei Dank, gerade erlebt, weitere werden folgen.
Podcast D25
Weil wir gerade beim Thema KI sind: Wie könnte man die Bahn schneller und den Straßenverkehr effizienter machen? Mit einem Blick aus dem All, einer KI und jede Menge Daten. Klingt auf den ersten Blick abenteuerlich, ist aber schon jetzt eine beginnende Realität. Ganz vorne dabei: die Berliner Firma Live EO.
Deren Co-Founder Daniel Seidel ist in der neuen Folge von D25 zu Gast. Und er erklärt uns, warum dieser Blick aus dem All in vielerlei Hinsicht die Zukunft ist.
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