Die britische Tageszeitung “The Guardian” bringt es seit diesem Jahr auf 50 Newsletter, die sie Woche für Woche publiziert. Falls Sie jetzt denken: das ist aber viel – ja, das ist es. Aber ungewöhnlich sind solche Zahlen nicht mehr, aus ziemlich guten Gründen. Einer davon ist eine beispielhafte Content-Strategie. Read More
Ich habe es nicht nachgezählt, bin aber sicher: Auch große deutsche Blätter kommen inzwischen oft mühelos auf eine zweistellige Zahl von Newslettern. Zu ungefähr allem möglichem, sogar zu den Dingen, die man von ihnen auf den ersten Blick gar nicht erwarten würde.
Das ist aus einer ganzen Reihe von Gründen ziemlich schlau. Nicht nur deswegen, weil Newsletter en vogue und ausgesprochen angenehm zu konsumieren sind (mehr dazu hatte ich schon mal hier geschrieben).
Sondern auch, weil sie ein altes strategisches Dilemma von großen Medien auflösen. Mit Newslettern kannst du jede noch so kleine Zielgruppe, jedes noch so winzige Nischenthema erwischen. Weil das Argument “Das will doch keiner lesen” oder “Dafür haben wir keinen Platz” obsolet ist. Stattdessen lässt sich zu allem und jedem ein Newsletter machen, was auch dadurch begünstigt wird, dass der technische und zeitliche Aufwand für einen Newsletter überschaubar ist, zumindest gemessen an einer Zeitung oder einer Sendung oder auch einer Webseite.
Newsletter und Podcasts – nichts könnte für eine Strategie zeitgemäßer sein
Der Newsletter ist das Ding, in dem alles gebündelt ist. Die gesamte Medienlandschaft unserer Zeit. Die Fragmentierung der Märkte und der Zielgruppen, die dadurch immer größere Notwendigkeit zur Personalisierung. Sehr viel personalisierter als mit einem großen Newsletter-Portfolio kann man seine User kaum mehr erreichen. Was vor allem angesichts der immer noch vergleichsweise bescheidenen Resultate bei der datenbasierten Personalisierung ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Wer einmal die gelegentlich absurden Jobempfehlungen bei LinkedIn oder “Das könnte Sie auch interessieren”-Hinweise an anderer Stelle gelesen hat, der weiß, was ich meine. Newsletter dagegen: werden proaktiv bestellt, können jederzeit wieder gekündigt werden. Man darf also davon ausgehen, dass diejenigen, die einen Newsletter abonniert haben, sich auch für das Thema interessieren. Was man als Autor eines Newsletters dann daraus macht, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Wenn man das ein wenig weiterdenkt, kommt man schnell zu den essentiellen Bestandteilen dessen, wie man eine gute Content-Strategie zusammenstellt. Man braucht:
- personalisierten, mobil nutzbaren, schnell aktualisierbaren Content (also: Newsletter)
- ein gutes Audio-Format (Podcasts, wer hätte das gedacht?)
- Präsenz in den diversen Netzwerken
- und einen Content-Hub, auf dem sich zentral alle Inhalte wiederfinden.
Alles andere? Wahlweise Luxus. Oder verzichtbar. Oder je nach Bedarf einsetzbar.
Ich bin trotzdem gespannt darauf, wie konsequent diese vergleichsweise simple Erkenntnis umgesetzt wird. Bis Menschen, die sich um Netz und Social Media kümmern, zum akzeptierten Standard wurden, hat es ein wenig gedauert. Mal schauen, ob das bei Podcast-Managern und Newsletter-Editoren ein ähnlich langes Schauspiel wird.
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