Wenn Sie schon etwas älter sind, erinnern Sie sich vielleicht noch an die Utopien, die man mal mit dem Internet, mit sozialen Netzwerken und insbesondere mit Twitter verband: mehr Freiheit, mehr Demokratie – und angeblich sollte Twitter in der Lage sein, ganze Revolutionen gegen Diktaturen und Autokratien loszutreten. Demnächst gehört Twitter dem reichsten Mann der Welt und was der Mann dann damit macht, muss sich erst noch zeigen. Nach Verlockung und Freiheit klingt das jedenfalls nicht. Read More
Die Erleichterung war groß, als “The Donald” Trump bei Twitter rausflog. Zumindest bei denen, die den gewesenen Präsidenten als eine Gefahr für alles mögliche ansehen. Und auch deshalb, weil gerade die Geschichte von Trump zeigt, was eine fatale Mischung aus (zu)viel Geld und einer echten Hausmacht in sozialen Netzwerken bewirken kann. Im schlimmsten Fall wird man Präsident, hält die Welt vier Jahre in Atem und lässt sie bei dem Gedanken erschaudern, dass man es in drei Jahren nochmal versuchen könnte.
Elon Musk will alles mögliche, zum Mars reisen, Raketen in den Weltraum ballern, Looping-Röhren und noch einiges anderes. Präsident werden will er, nach allem was man weiß, eher nicht. Aber was heißt das schon? Wenn mir vor 2016 irgendjemand etwas von einem US-Präsidenten Trump erzählt hätte, hätte ich schallend gelacht. Kohle jedenfalls hat er mehr als jeder andere Mensch des Planeten. Und er hat nicht nur eine riesige Followerschaft in Netzwerken – demnächst gehört ihm auch noch eines der Wichtigsten: Twitter.
Netzwerke haben nichts in den Händen Einzelner verloren
Uns spätestens jetzt, was ohnehin schon spät ist, muss man festhalten: Die Idee der freien Meinungsäußerung und der ungehinderten Verbreitung von Information gerät ins Absurde, wenn die größten Netzwerke der Welt de facto in der Hand von zwei Männern sind. Zuckerberg kontrolliert Facebook, Instagram, Whats App. Musk ist der Herr über Twitter. Pluralität, Vielfalt? Ob Donald Trump wieder auf Twitter aktiv sein darf, ist dabei zwar die Frage wie der berühmte Elefant, der irgendwo im Raum steht. Aber es gibt noch ein paar andere, womöglich wichtigere Dinge, die man (was heißt man – eigentlich kann das ja nur Musk) beantworten muss:
Musk sagt, er wolle mehr „freie Rede“ und weniger Moderation auf Twitter. Was wird das in der Praxis bedeuten? Mehr Mobbing? Mehr unzüchtige Kommentare und Bilder? Mehr Fehlinformationen? Mehr mehr von allem, Hauptsache freie Rede? (Wer die USA kennt, der weiß, dass dort das Verständnis einer freien Rede deutlich weiter gefasst ist als beispielsweise in Deutschland).
Einen Einblick in Musks Herangehensweise gibt ein Tweet, dem er sich über Bill Gates lustig machte, indem er sich grob auf die Anatomie bezog, um sich an Gates zu rächen, der zugegeben hatte, gegen Tesla-Aktien gewettet zu haben.
Als Verschwörungstheoretiker irgendwann zu erzählen begannen, Gates würde für die Entwicklung von Covid-Impfstoffen bezahlen, um Menschen Chips einzupflanzen, stufte Twitter den Inhalt herunter und fügte Hinweise zur Überprüfung der Fakten hinzu. Hätte Musk, wenn er damals Twitter geleitet hätte, diese Beiträge oben gelassen, um seinen Erzfeind zu ärgern?
Und kann das ernsthaft de facto die Entscheidung eines einzigen Mannes sein, der mal eben ein paar Milliarden auf den Tisch legt?
Der Deal wird Musk einen enormen Einfluss auf Politiker, Prominente und die Medien verschaffen und ihm die Möglichkeit geben, sie nach Belieben zu plattformen und zu de-plattformen.
Ein anderes Beispiel: Twitter hat keine Präsenz in China. Musk schon. Ein großer Teil des Wachstums von Tesla ist vom chinesischen Markt abhängig. Was passiert, wenn chinesische Beamte ihn auffordern, Inhalte von Twitter zu entfernen, die sie für anstößig halten? Trennen wir dann schön Tesla von Twitter und würde sich ernsthaft China von dem Argument beeindrucken lassen, dass das eine eben Twitter und das andere Tesla sei? Wer das glaubt, hält auch Putin für einen lupenreinen Demokraten.
Twitter und Tesla lassen sich nur schwer trennen. Zumindest im chinesischen Verständnis.
So könnte man das ewig weitermachen. Musk ist Multi-Unternehmer, ein Mann ohne Ideologie, aber einer mit vielen Interessen. Diese Interessen, das geht gar nicht anders, werden irgendwann mit der Plattform Twitter kollidieren. Und was dann?
Auf diese Fragen gibt es noch keine Antworten. Aber wir werden es bald herausfinden. Wahrscheinlich auf Twitter. Wobei es man schon zumindest erstaunlich finden darf, wie mild der Aufschrei der Twitteria bisher ausgefallen ist. Da haben schon ganz andere, vergleichsweise harmlose Dinge zu heftigen Shitstorms geführt.
Trotzdem ist unübersehbar: Soziale Netzwerke sind auf dem Weg zum Müllhaufen der Internet-Geschichte, zumindest in der Form, wie wir sie bisher kennen. Wenn sie nur noch die Spielzeuge und Machtinstrumente einer kleinen Gruppe von Milliardären sind, wird es Zeit, sich von ihnen zu verabschieden. Zuckerberg der 14. würde wohl irgendwann noch Facebook regieren, hat Musk unlängst gespottet. Guter Witz, Elon der 13. und Zuckerberg der 14. als Herrscher der sozialen Netzwerke wären jetzt keine Utopie mehr. Wozu es aber, da bin ich mir sicher, nicht kommen wird.
Sonst können wir auch gleich Donald Trump als Präsident auf Lebenszeit wählen.
Wenn ein Netzwerk Meldungen über Nebenwirkungen von Medikamente löscht oder negativ markiert, dann spielt es auch keine Rolle mehr wem dieses Netzwerk gehört. Interessanter wäre die Frage, wer diese Medikamentenforschung betreibt und daran verdient das nur die positiven Meldungen darüber vermeldet werden.
Der Artikel ist zeigt doch in seiner Einseitigkeit der Dinge vor allem der letzten zwei Jahre das es gar nicht mehr um irgendwelche Rechte wie Meinungsfreiheit geht, sondern es geht darum wer die Deutugungshoheit hat und behalten möchte.
Das z.b. die klassischen Medien mittlerweile eher der „Müllhaufen“ der Geschichte sind, denn dort sind fast überall Internet oder ganz normale Milliardäre die Verantwortlichen, wäre eigentlich die wichtigere Meldung, aber die käme einige Jahre zu spät.
Es zeigt sich aber auch diese völlig überzogene Bedeutungsbewertung von Twitter durch die Medien, tatsächlich nutzt nur ein lächerlich geringer Teil der Menschen Twitter und die meisten davon sehen es nicht als Art Nachrichtenportal, sondern einfach als soziales Netzwerk. Das ist meines erachtens auch das Problem. Wir lesen hier über eine Umgebung, wo viele unterschiedliche Menschen zusammen kommen, aber statt das dort die Vielfalt und die Fülle an Informationen geschätzt wird, geht es den Medien vor allem um die, die nicht ihrer Meinung sind und die, die Informationen verbreiten, die sie gerne unterdrücken wollen.
Im Grunde ist es so wie wenn die Öffentlichkeit bestimmen wollte, in welche Kneipe ich zu gehen habe und mit wem ich mich dort über was zu unterhalten habe. Gut das diese Haltung nicht zu meiner Kneipenzeit exisiterte, denn damals wurde immer und überall über solche Dinge geredet die heute bei Twitter oder Facebook verboten sind. Daher kommt auch der abfällig gemeinte Begriff der „Stammtischparolen“, aber dagegen brauchte es keine Gesetze.