Facebook „droht“ mit der Abschaltung seiner Dienste in Europa. Das erinnert in der aktuellen Situation eher an einen kläffenden Dackel als an einen furchterregenden Kampfhund. Read More
Mark Zuckerberg ist ziemlich ulkig. Könnte man sagen, wenn ulkig nicht ein arg verniedlichender Ausdruck für jemanden wäre, der so mächtig ist wie kaum ein anderer auf diesem Planeten. Im Reich des Zuckerberg tummeln sich jeden Tag Milliarden Menschen und wenn Facebook oder WhatsApp mal für ein paar Stunden ausfallen, herrscht einigermaßen viel Aufregung und sogar die Tagesschau muss dieses bewegende Ereignis melden.
Schenkt man dem Meta-Boss Glauben, dann könnte es sein, dass es irgendwann im Sommer nur noch eine große Meldung über Facebook gibt. Nämlich die, dass Facebook seinen europäischen Ablegern den Saft abdreht. Es sei denn, die EU lenkt ein und lässt Meta mal machen.
“Mal machen” heißt: Meta darf die Daten von europäischen Nutzern auf seinen Servern in den Vereinigten Staaten weiter verarbeiten. Aktuell geschieht das durch das „Privacy Shield“, der Europäische Gerichtshof hat dieses Modell bereits im Sommer 2020 für nichtig erklärt. Eine neue Regelung gibt es bislang nicht. Und falls die nicht kommt, dann denkt Meta darüber nach, Facebook (und auch Instagram) für europäische Nutzer zu sperren.
Facebook wirkt alt, graugesichtig, einfallslos
Das ist insofern interessant, weil speziell Facebook gerade aus einer Position der Schwäche heraus…nunja, “droht”. Nach heftigen Einbrüchen an der Börse und sinkenden Nutzerzahlen ist das Netzwerk aktuell so unter Druck wie schon lange nicht mehr.
Woran das liegt? Das ist vergleichsweise schnell erklärt.
Der erste und womöglich wichtigste Grund: Facebook ist alt. Alt und graugesichtig.
Jüngere Nutzer denken erst gar nicht mehr daran, sich dort anzumelden. Facebook ist so sexy wie ein übergewichtiger Boomer im mittleren Dienst eines Finanzamtes. Von denen gibt es zwar mehr als man sich vorstellen kann. Aber ein zukunftsorientiertes Geschäftsmodell baut man damit nicht mehr auf. Lustig am Rande übrigens: Jahrelang haben sich Zeitungsverlage darüber beklagt, dass ihnen Zuckerberg das Geschäft kaputt macht.
Und jetzt? Steht er vor nahezu identischen Problemen. Das Stammpublikum ergraut, hinten kommt nicht mehr genug nach. Das alles noch nicht in dramatischen Zahlen. Aber klar ist auch, dass der sogenannte Netzwerkeffekt auch in die andere Richting funktioniert: Wenn viele gehen, gehen immer mehr.
Junge User und Facebook? Passt zusammen wie Pommes und Senf
Zur Veranschaulichung: Bei den 16-19jährigen ist in den letzten zehn Jahren der Anteil der User von nahezu 90 auf gut 32 Prozent zurückgegangen. Das hat Auswirkungen auf den gesamten Marktanteil: Nach einem Peak im Jahr 2017 ist er gesunken und stagniert seither.
Umgekehrt gilt: So cool Facebook mal vor zehn Jahren war, so hip sind jetzt andere. Instagram (gut, das kommt wenigsten aus dem eigenen Laden) und aktuell TikTok. Wenn jemand eine Antwort sucht auf die Frage, wo denn das ganze junge und mittelalte Publikum hin ist: Hier!
Oder noch einfacher gesagt: Wenn TikTok et al Gegenwart und Zukunft des Web sind, dann sieht man in Facebook die jüngere Vergangenheit. Wirklich innovativ war man dort noch nie, inzwischen wirkt der Laden wie ein träger Sachwalter seiner selbst.
Schließlich auch noch das: Das Geschäftsmodell wackelt.
Apple fragt seit rund einem Jahr seien User, ob sie anderen Apps Tracking erlauben. Das lehnen viele Nutzer offenbar ab, Experten sprechen von bis zu 80 Prozent. Für Datensammler ein Albtraum, zumal mit den Apple-User mutmaßlich auch eine sehr zahlungskräftige Zielgruppe dahinschwindet.
Und jetzt lassen wir uns diesen Satz nochmal auf der Zunge zergehe: Facebook “droht” den Europäern mit Abschaltung.
Keine weiteren Fragen.
Body shaming und Altersdiskriminierung in der Überschrift.
Was für eine hirnrissige Überschrift. Es wird nicht nur völlig unnötig gegen Boomer geschossen (denn die haben ja mit dem Thema mal nix zu tun), nein – es wird direkt noch impliziert übergewichtige Menschen können nicht sexy sein. Und das bei nem Text, dem man inhaltlich eigentlich nix entgegensetzen kann.
Nur, dass nicht Facebook, sondern Meta mit Abschaltung droht. Dann wäre auch das nach wie vor hippe Instagram weg. Mir persönlich egal, aber die „Argumentation“ cjakubetz bricht halt zusammen.
Ich bin selbst ein übergewichtiger Boomer. Von dem her würde ich sagen, dass ich über mich selbst schlechte Witze machen kann, oder?
Kann ich nicht sehen, dass das eine Argumentation „zusammenbricht“.Auch wenn Instagram weiter als hip gesehen wird, löst das doch die offensichtlichen Probleme Facebooks nicht.