Podcasts, hybride Veranstaltungen, Webinare, Digital-Konferenzen: alles tolles Zeug. Aber zu Beginn es Jahres 2022 auch ein prächtiges Beispiel dafür, wie so ein Hype Cycle funktionieren kann. Absehbar ist: Die schiere Masse wird weniger. Weil kein Mensch schlechte Veranstaltungen und Laber-Podcasts braucht.Read More
Machen wir zu Beginn eine kleine Zeitreise.
Anfang 2021, da schienen ein paar Sachen sicher zu sein (Sie werden relativ schnell merken, dass es sowas wie Sicherheit kaum gibt und dass man zudem mit Prognosen vorsichtig sein sollte, obwohl wir es uns vermutlich auch 2022 kaum verkneifen werden können, solche Prognosen vorzunehmen). Die Dinge werden zunehmend mehr virtuell und wenn nicht das, dann wenigstens hybrid. Dass wir hier in unserem kleinen Laden selbst daran geglaubt haben und es natürlich immer noch tun, erkennt man unschwer an unserem Namen: HYBRID Eins.
Der Hype stirbt dann, wenn alles alles machen
Die Sache ist nur die: Wie mit allen Hypes geht es mit der Idee, jeder Steuerberater um de Ecke müsse künftig Zoom-Konferenzen und Webinare anbieten, langsam zu Ende. Das hat zum einen damit tun, dass auch das Ende der Pandemie oder zumindest ihrer schlimmsten Ausprägungen in Sicht ist, da kann die Regierung lauterbachen wie Sie will.
Das zweite, naturgemäß entscheidendere Argument: Nach der Zoom-Fatigue kommt jetzt die Corona-Fatigue. Nicht mal mehr die wohlmeinendsten Menschen haben noch großartig Lust, sich ein weiteres, dann schon drittes Jahr von einem Virus diktieren zu lassen. Bevor Sie protestieren: Natürlich reden wir hier nicht von Wissenschaft, nur von einem Gefühl. Einem Mindset, wie man neuerdings so schön sagt. Selbst Berufsoptimisten wissen selbstverständlich, dass sich so ein Virus recht wenig um unsere Befindlichkeiten schert.
Genug ist genug und zuviel ist zuviel
Vor allem aber ist eines unverkennbar: Es war von allem zu viel. Wer sich in den letzten Monaten auf Plattformen wie LinkedIn rumgetrieben hat, der hätte irgendwann täglich an drei virtuell-hybriden Veranstaltungen teilnehmen können. Das eröffnet neue Optionen, einerseits. Andererseits lassen Spannung und Begeisterung leicht nach, wenn man zum 17. Mal eingeladen wird, Perspektiven des Online-Marketings oder erste Schritte zur achtsamen New Work kennenzulernen.
Wie der Mensch so ist: Er wird wählerischer, weil er anders nicht überleben kann. Überraschend ist das nicht. Eine solche Hype-Absturz-Bewegung haben wir gerade im Netz schon etliche Male mitgemacht, von Blogs über Podcasts bis hin zu (wer kennt es noch?) Clubhouse.
Dafür gibt es sogar einen Namen und die passenden Schaubilder:
Was wir jetzt mit virtuellen Veranstaltungen erleben, sieht aus, als wenn es aus dem Hype-Cycle-Lehrbuch stammen würde. Wer irgendwann man festgestellt hat, dass sich zum 37. Webinar nur noch vier Leute anmelden, von denen dann auch nur zwei erscheinen, wird sich höchstwahrscheinlich in einem sehr tiefen Tal der Enttäuschungen befinden.
Die kreative Zeit beginnt erst jetzt – und Inhalt gut immer noch vor Form
Man muss nicht sehr erleuchtet sein, um zu wissen: Jetzt erst beginnt die wirklich kreative Zeit. Im Falle virtuell-hybrider Veranstaltungen heißt das: nicht mehr besinnungslos Webinare, Lunchbreaks und Konferenzen unter die Leute bringen. Sondern stattdessen überlegen, was der Markt will, was er braucht.
Dazu gehört auch eine alte Lehre, die jeder wenigstens halbwegs erfahrene Medienmacher kennen sollte. Nämlich die, dass der Inhalt trotz alledem immer noch vor die Form geht. Im Fall der digitalen Formate lässt sich das besonders schön zeigen. Webinare, Konferenzen, Talks sind kein Selbstzweck. Niemand lässt sich mehr hinter dem Ofen hervorlocken, nur weil irgendwo “virtuell” drauf steht.
Die Inhalte also, klar. Aber auch die äußere Form, die Produktion. Im Jahr 2022 sind scheppernder Ton, grisselige Webcam-Bilder und überdimensionierte Nasenlöcher, aufgenommen mit Weitwinkel von unten, endgültig im No-go-Land angekommen. Man muss deswegen nicht gleich Fernsehen machen, aber zumindest eine solide, saubere Umgebung, ein ordentliches technisches Equipment, das darf man dann doch erwarten.
Das alles können Sie deckungsgleich für das Thema Podcasts anwenden, nur mal so angemerkt. Das macht die Sache schneller und praktischer. Für alle, die es dennoch detaillierter nachlesen wollen, bitte hier entlang.
Wie auch immer: Natürlich sind hybride Veranstaltungen etwas Feines und Podcasts sowieso. Allerdings: Nur durch das Format alleine gewinnen Sie inzwischen gar nichts mehr. Dazu muss man schon mehr machen.
Beispielsweise aus der schieren Masse herausstechen, mit gutem Inhalt, crazy Gedanke, aber: Das wäre schon mal eine Idee.
Eine Welt ohne Laberpodcasts ist nicht lebenswert!