Würde man jemandem den typischen Verlauf eines Hypes erklären wollen, man bräuchte nach diesem Jahr nur ein Wort: Clubhouse. Read More
Selten hat ein Hype all die Zutaten gehabt, die dazu gehören: Ein hysterischer Run auf das Objekt der Begierde. Besinnungsloses Überhöhen des Objekts und krampfhaftes Aufladen mit Bedeutung. Für die Zukunft der Kommunikation und der Medien. Würde man an dieser Stelle eine Aufzählung all der Prognosen veröffentlichen, es gäbe viel zu lachen.
Danach die extreme Gegenreaktion: Die Clubhouse-Kinder legen das Spielzeug aus der Hand, weil es erstens doch nicht so spannend ist. Und weil, ein nicht zu unterschätzender Faktor, die Exklusivität schnell weg war. Wenn sich Krethi und Plethi im gerade noch so elitären Club rumtreiben, verliert das schnell an Reiz. Der App-Kaiser, auch das stellte sich schnell raus, war zudem nackt. Eine App, die viele Menschen zu einer riesigen oder manchmal auch nur kleinen Telefonkonferenz zusammenschließt: Nett, aber braucht das wer?
Was in diesem Blog zu Clubhouse schon erschienen ist:
Zumal sich Pandemie bedingt schnell ganz andere Möglichkeiten eröffnen: Tools wie Zoom machen heute Konferenzen, Gespräche, Fortbildungen, Entertainment mit ganz anderen Möglichkeiten zur Realität, da verliert ein schepperndes Telefon, in dem Menschen durcheinander reden, schnell seinen Reiz.
Und heute? Die neue ARD-ZDF-Onlinestudie attestiert dem ehemaligen Massenphänomen Clubhouse eine de facto nicht mehr messbare Reichweite. Mit der Relevanz war es ohnehin nie weit her. Inhaltlich ist dort viel Unsinn gequasselt worden und außerhalb der Medien- und Kommunikations-Bubble hieß es oft nur: Club-was?
It’s the content, stupid!
Was man ebenfalls daraus mitnehmen kann: Es geht um den Inhalt, nicht nur um Technik. Dass man viel quasseln kann, bedeutet nicht, dass man es auch tun muss. Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten zur Kommunikation, da ist es abstrus zu glauben, man müsse einfach nur noch einen Kanal schaffen und dann hat das dauerhaft Bestand. Gequasselt wird viel, was bleiben will, muss sowas wie Substanz haben.
Man lernt aber aber auch etwas anderes. Über unsere Branche allgemein und den (Tech-) Journalismus im Besonderen: Für eine schnelle Aufregung sind wir immer mal zu haben. Wenn irgendwo ein kleiner Hype entsteht, sind wir gerne mit dabei. Und hinterher will es keiner gewesen sein. Das fing bei Second Life so an und ist bei Clubhouse noch lange nicht zu Ende.
Podcast D25: Woran Clubhouse gescheitert ist
Was bleibt, wenn die Digital-Karawane weitergezogen ist? Wie bei jedem Hype: Nach der Desillusionierung könnte man anfangen, sich produktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es ist ja nicht so, dass “Social Audio” keine Potentiale hätte. Live-Formate werden in Medien und Kommunikation auch weiter an Bedeutung im Medienmix gewinnen. Wie die Technik funktionieren kann, wissen wir ja inzwischen. Jetzt kommt es darauf an, dafür auch gute Formate zu finden. Sonst wird das Clubhouse irgendwann als nette Ruine eines kurzen Hypes rund um das Thema Audio in Erinnerung bleiben.
Sagt sich natürlich leicht im Nachhinein, aber ich konnte den Hype um Clubhouse nie so richtig verstehen. Das Format vereint die Nachteile diverser Medien und bietet sehr wenig Vorteile.
Es gab hier und da spannende Lichtblicke, z.B. die kurzen Morgendiskussionen mit bekannten Politikern. Aber dadurch, dass alles synchron war hatten diese eben den gleichen Usecase wie Radio, man schaltet ein oder eben nicht.
Anderes Beispiel waren die Podcaster, die Diskussionen und Userfeedbackrunden auf Clubhouse hatten. Selbst wenn man einschaltet waren das teils langweilige Angelegenheiten, bei denen der Schnelldurchlauf fehlt.
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