Mit der App Clubhouse könnte es schon bald abwärts gehen. Dagegen steht dem Thema Social Audio generell eine spannende Zukunft bevor. Read More
Vorweg der Hinweis aus Transparenzgründen: Ich kann mit Clubhouse nicht allzu viel anfangen, meine schon vor Wochen beschriebenen Eindrücke haben sich nicht wesentlich geändert. Nach wie vor halte ich Clubhouse für einen (gewollt) elitären Laden. Dass ich bei den wenigen Veranstaltungen, bei denen ich zugehört habe, irgendeinen Erkenntnisgewinn davon getragen hätte, kann ich nicht behaupten. Gut, man muss nicht aus jeder Plauderrunde mit einem großen Maß an Erkenntnis rausgehen. Manchmal kann einfach nur plaudern ja auch ganz nett sein, vor allem in Zeiten wie diesen. Trotzdem denke ich mir fast immer, wenn ich mit dem Thema Clubhouse in Verbindung komme: Schade um die Zeit.
Zumal sich ein wenig überraschendes Phänomen auch in den iPhone-Plauderrunden herauskristallisiert: Am Ende sind es dann doch wieder die ewig gleichen Wort- und Meinungsführer, die sich auf den Bühnen rumtreiben. Manchmal kommt mir Clubhouse vor wie ein gesprochenes Twitter. Vielleicht ist es auch das, was mich stört: Mir ist schon meine Zeit für extensives Twittern zu schade. Ich müsste unverhältnismäßig viel Zeit für eine am Ende oberflächliche Kommunikation aufwenden. Wenn man sich dann noch den aktuellen Gereiztheitsgrad in einer nicht nur, aber eben auch von digitalen Plattformen getriebenen Empörungsgesellschaft anschaut…ach nö, count me out. Und was die unvermeidlichen Dauerredner zu erzählen haben, bekomme ich auch auf anderen Kanälen mit. Nicht immer zu meiner ausgesprochenen Freude übrigens.
Alles in allem also: Ein sehr kleiner, meinungsfreudiger, bestens vernetzter Kreis, der allerdings in seiner ganzen Winzhaftigkeit erstaunliche Parallelen zu Twitter aufweist (aufschlussreiche Zahlen dazu übrigens hier).
Das Genre „Social Audio“ hat Potenzial
So weit, so öde also. Weil aber andere Kanäle gerade dabei sind, Clubhouse-Klone zu erstellen und Clubhouse damit das Periscope-Schicksal (erinnert sich wer?) zu bereiten, muss man über das Phänomen „Social Audio“ noch mal neu nachdenken. Wenn man sich das ganze Eliten-Gedöns wegdenkt und sich von der Idee verabschiedet, Social Audio sei ausschließlich auf diesem Kanal und als geschlossene Runde denkbar, kommt man auf interessante Möglichkeiten.
Im Gegenteil: Social Audio muss keineswegs zum Tummelplatz von Pseudo-Eliten werden. Gerade der grundsätzlich niedrigschwellige Zugang macht es zu einer interessanten Option für alles, was schnell, live
und interaktiv sein soll.
Um noch mal auf Twitter zu kommen: Das Phänomen des gemeinsamen Fußball- oder Tatort-Schauens gehört zu den wichtigsten Assets, die eine solche Plattform überhaupt haben kann. Social Audio also als Komplementär-Medium zu anderen Veranstaltungen? Da werden wir in den kommenden Jahren noch viele Entwicklungen sehen (wenn das Genre dann endlich mal den Clubhouse-Käfig verlässt).
Ansonsten hat der geschätzte Kollege Martin Hoffmann schon vor geraumer Zeit aufgeschrieben, warum er der App Clubhouse keine allzu große Zukunft einräumt (wohlgemerkt der App, nicht dem Genre). Die aktuelle Entwicklung gibt ihm recht. Nicht nur, dass jeder Clubhouse-User bemerkt, dass die Zahl der anberaumten Quasselrunden inzwischen signifikant unter der der großen Hype-Zeit vor rund vier Wochen liegt (gut, da gehört auch nicht viel dazu, damals hat jedes Kaffeekränzchen einen eigenen Raum eröffnet). Auch die Charts des App-Stores zeigen einen deutlichen Trend. Aktuell (Stand: Freitag, 12.3.) liegt sie auf Platz 64, knapp hinter dem Drogeriemarkt dm.
Grund genug, dass ich mich mit Martin Hoffmann über die Zukunft von Social Audio und Clubhouse unterhalte! Das Ergebnis sehr und hört ihr hier in der neuen Folge von D25, dem Digitalisierungs-Podcast von HYBRID Eins.
(Den Podcast gibt es u.a. hier bei Spotify und auf allen anderen guten Plattformen)
(Grafik: mohamed Hassan from Pixabay)
Pingback: Was vom Clubhouse übrig bleibt - JakBlog