Christoph Bauer hat dem „Handelsblatt“ ein bemerkenswert offenes Interview gegeben. Bemerkenswert deshalb, weil der DuMont-Chef auf die handelsüblichen Floskeln verzichtet und Klartext spricht. Müsste man das Interview in einem Satz zusammenfassen: Bauer beerdigt die analoge Medienwelt, vor allem die der gedruckten Tageszeitungen. Read More
Das ist an sich noch keine völlig neue Erkenntnis. Nur eine, um die sich die meisten Verlage und sehr häufig auch Journalisten herumdrücken. Man hört dann immer wieder mal Durchhalteparolen. Die haben zwar selten Substanz, aber sedierende Wirkung. Und das schon seit 15 Jahren.
Bauer sagt auch noch einen anderen interessanten Satz. Der ist deshalb erstaunlich, weil er zwar ebenfalls keine spektakuläre Erkenntnis bringt. Aber er markiert eine Maßgabe der künftigen Firmenpolitik, zu der sich die wenigsten Regionalzeitungen bisher in dieser Eindeutigkeit durchringen können: In spätestens zehn Jahren will DuMont ein beinahe vollständig digitales Unternehmen sein.
Die Alternativen sind klar: Verkaufen oder komplett umstrukturieren. Aber niemand braucht mehr Tageszeitungen bisheriger Prägung.
Was das bedeutet, kann man sich schnell ausrechnen. Entweder verkauft der Verlag demnächst sein komplettes Zeitungsgeschäft. Das ist die wahrscheinlichere Variante. Oder aber, falls das nicht klappen wird: Dann muss man Titel wahlweise komplett einstellen oder sie zumindest auf einen Online-Schwerpunkt hin umstrukturieren.
Und was das ebenfalls bedeutet: DuMont glaubt nicht länger an ein tragfähiges Geschäftsmodell für die Tageszeitung bisheriger Prägung. Stattdessen setzt das Haus auf eine komplett digitale Zukunft. DuMont ist damit nach Springer der zweite deutsche Großverlag, der bei seinen Tageszeitungen die Notbremse zieht.
Die Nummer eins und die Nummer sechs der deutschen Zeitungsverlage haben damit eine klare Entscheidung getroffen: raus aus Print, rein in die digitale Welt.
Das sind letztendlich auch die Alternativen, vor denen die Blätter in den nächsten Jahren stehen werden: Bleiben und wachsen und verstärkt in das digitale Geschäft investieren. Oder, wie die Engländer sagen: Take the money and run, jetzt also die immer noch ansehnlichen Renditen mitnehmen und irgendwann aussteigen. Nirgendwo gibt es ein Gesetz, dass einen Zeitungsverlag zwingt, künftig Digital-Publizist zu werden. Und überhaupt, man sollte generell nur in Geschäftsfeldern arbeiten, von denen man auch etwas versteht.
Tageszeitungen 2019: Das große Fressen kann beginnen.