Was für ein Tag: Mit der Handelsblatt Media Group verkündet das nächste deutsche Schwergewicht deutscher Verlage einschneidende Einsparungen. Gleichzeitig „jubeln“ die deutschen Verleger über das EU-Leistungsschutzrecht. Die Krise noch schlimmer wird aber noch schlimmer werden. Und das hängt mit solchen Fehleinschätzungen wie beim Leistungsschutzrecht durchaus zusammen. Read More
Und weiter geht es: Jetzt hat auch die Verlagsgruppe Handelsblatt eingeräumt, dass die Prognose, 2019 werde ein düsteres Jahr für Verlage , ziemlich treffend war. Nein, so haben sie das natürlich nicht gesagt in Düsseldorf. Genau genommen reden sie auch nicht von Problemen. Sondern von der Zukunft, für die sie sich fitmachen. So wie vorher auch die Kollegen von Funke und vom Westfalen-Blatt. Sie alle transformieren sich im rasanten Tempo für die digitale Zukunft. Deswegen muss man ein wenig sparen und auch Stellen abbauen, Sie verstehen. Interessant übrigens, dass auch die Kommunikation eines Wirtschafts-Blattes sich auf diese verquere Logik einlässt: Man investiert in die digitale Zukunft, in dem man Leute rauswirft und Kosten senkt. Andere Unternehmen würden dafür von hauseigenen Leitartiklern vermutlich abgewatscht.
An diesem Tag gibt es auch noch eine zweite Nachricht aus der wundersamen Welt der Verlage. Die EU hat sich auf ein Leistungsschutzrecht nach deutschem Vorbild geeinigt. Die Verleger, so hört man, „jubeln“ über diese Entscheidung, weil sie endlich Schluss mit Wildwest im Netz macht. Geld für alle, jawoll. Vor allem für die kreativen Urheber und nicht nur für die Schnorrer von Google.
Zu diesem Leistungsschutzrecht kann man stehen, wie man will. Sicher ist nur: An der zunehmend schwierigen Lage der Branche wird sich nichts ändern. Das Problem ist schon lange nicht mehr, dass die User in Scharen zu Google News strömen, um dort irgendwelche Nachrichtenschnipsel zu lesen.
Selbst wenn Google News schließen würde, würde sich nichts ändern. Weil die Spielregeln im Netz andere sind und dort ganz andere Regeln gelten als in der analogen Welt.Viele Verlage sind immer noch nicht in der Realität angekommen. Stattdessen versuchen sie es mit lupenreinem Protektionismus wie dem Leistungsschutzrecht. Sie kämpfen Abwehrschlachten, die schon lange verloren sind. Sie reden davon, sich in einen digitalen Wandel begeben zu wollen, den sie bereits vor 15 Jahren hätten beginnen müssen.
Ängstlichkeit und Zögerlichkeit rächen sich immer. Dass es in der deutschen Branche über Jahre hinweg viel zu halbherzig zugegangen ist, bestätigt mittlerweile sogar (ungewollt) die Handelsblatt Media Group: Man sei schneller als andere, ließ der Verlag verlauten. Für den digitalen Wandel sei das aber immer noch zu langsam.
Mehr muss man dazu nicht wissen.