Die deutsche Ausgabe der „HuffPo“ macht dicht. Nach gerade mal fünf Jahren. Sieht man davon ab, dass es für betroffene Mitarbeiter nie schön ist, wenn die eigene Redaktion zumacht, lässt sich dennoch festhalten: Es war ein Scheitern mit Ansage. Zudem eines, das für den Journalismus keine schlechte Nachricht sein muss. Read More
Noch wisse man nichts Genaues über die Hintergründe, wird in den handelsüblichen Branchendiensten geraunt. Sicher aber ist: Die hochtrabenden Ankündigungen, die man zum Start 2013 gemacht hatte, erwiesen sich als heiße Luft. Man wollte innerhalb kurzer Zeit unter die Top 5, noch besser unter die Top 3 der deutschen Nachrichtenangebote. Davon war die HuffPo immer weit entfernt. Trotz der Bemühungen, mit der man sogar „Focus Online“ vor den HuffPo-Karren spannen wollte, als Klickmotor sozusagen.
Kann aber daran gelegen haben, dass der wüste Mix der HuffPo mit Journalismus und Nachrichten nicht wirklich viel zu tun hatte. Stattdessen kam (und kommt) die Seite immer noch in einer konfusen Anmutung daher, bei der man bestenfalls schulterzuckend wieder geht. Oder sich im schlechteren Fall denkt, warum sich ein Haus wie Burda eigentlich mit Focus Online und der HuffPo gleich zwei Angebote mit eher zweifelhaftem Leumund leistet.
Daran wollte sich dann auch niemand mehr die Finger verbrennen. Nach dem Ausstieg des ambitionierten Sebastian Matthes, der wieder zurück zum „Handelsblatt“ ging, sah das Impressum selbst für eine an Merkwürdigkeiten reichen Branche ausgesprochen merkwürdig aus:
Kurz: Einen Chefredakteur fand man nicht, wollte man vielleicht auch nie finden. Naheliegend, irgendwie. Ich stelle mir gerade vor, wie man einem richtig guten Digital-Journalisten die HuffPo schmackhaft machen will. Mit der Perspektive, unter Cherno Jobatey als „Herausgeber“ arbeiten zu dürfen?
Dementsprechend konturenlos blieb die HuffPo die ganze Zeit. Neben durchaus ambitionierten politischen Meinungsstücken fand sich vieles, was irgendwie mit Busen, Sex und Gossip zu tun hat. So etwas Ähnliches wie eine Struktur oder, huch, ganz gewagt, eine publizistische Idee gab es nie.
Ich bin ansonsten echt erstaunt, wie wenig ich von dem zurücknehmen würde, was ich zum Launch 2013 geschrieben hatte, aber das nur nebenher.
Man kann trotzdem ein paar Dinge aus dem Abgesang der HuffPo mitnehmen.
1. Es gibt genug von irgendwas mit „Content“
Kein Mensch braucht noch eine Ansammlung von Beliebigkeiten. Im Social-Media-Zeitalter wirkt die Idee wie die Huffington Post komplett aus der Zeit gefallen. Wenn wir also Journalismus erfolgreich machen wollen, müssen wir uns auf das konzentrieren, was ihn von einem durchschnittlichen Newsstream abhebt. Gebt den Leuten das, was es sich zu lesen und zu schauen lohnt. Den Rest dürfen wir ruhig Facebook überlassen. Oder Vice und Watson.
2. Masse ist einfach nur: Masse
Ein journalistisches Produkt entsteht nicht, wenn man einfach nur auf Masse setzt. Ja, kaum zu glauben: Inhalt ist mehr als „Content“.
3. Journalismus braucht Kompetenz
Oder das, was man neuerdings so schön mit „Qualität“ bezeichnet. Qualität heißt nicht, dass jetzt jedes Blatt wie die SZ oder die „Zeit“ daherkommen muss. Qualität kann es auch im Lokalteil einer Regionalzeitung oder in einem Blog geben. Das Mindeste, was Qualität ausmacht: echte Kenntnis und Begeisterung für den Stoff, mit dem man sich auseinandersetzt. Wenn man nur eine Klickmaschine bauen will, wird beides ausbleiben. Es ist dann halt eine Klickmaschine. So was wie „Focus Online“ beispielsweise. Das kann man schon machen, aber man sollte dann halt nicht von Journalismus reden.
4. Vergesst diese Sache mit Hajo Friedrichs
Ich weiß schon, Hajo Friedrichs, sich nicht mit irgendwas gemein machen…schon gut. Das war vor 30 Jahren, als Medien in Deutschland noch was Institutionelles hatten. Die HuffPo hat sich unbestritten mit gar nichts gemein gemacht, dümpelte dafür aber auch mit keinerlei erkennbarem Profil vor sich hin. Wenn wir also Journalismus machen, dann von mir aus gerne mit Haltung, die ja nicht bedeuten muss, sie mit Meinung zu verwechseln. Ohne Haltung kein Profil, ohne Profil kein Journalismus. Und Haltung heißt nicht, sich gleich mit etwas gemein zu machen. Sorry, Herr Friedrichs!