Der BDZV im Jahr 2018: großartig im Aufbau von Feindbildern, mit Begeisterung Kunden beschimpfend – und ansonsten verhaftet irgendwo im Jahr 1998. Szenen einer kleinen Begegnung bei Twitter…
Read MoreStellen Sie sich vor, Sie gehen zu einem Autohändler. Sie sagen ihm, dass Ihnen seine Autos schon gefallen, aber dass sie etwas arg teuer sind. Und der Autohändler antwortet Ihnen:
Ok, Mann, Sie kommen hier rein, schauen sich meine Autos an, wollen die anscheinend auch noch geschenkt haben, was? Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was die Herstellung von Autos kostet, Sie Schnorrer? Wegen Leuten wie Ihnen leidet die gesamte Autoindustrie. Und jetzt raus aus meinem Laden!
Völlig unmöglich, sagen Sie? Normalerweise ja. Aber was ist schon normal, wenn man „die Spitzenorganisation der deutschen Zeitungsverlage und bundesweit knapp 300 Titel vertritt“. Da kann man schon mal pampig werden, zumal man in dieser Organisation sehr klare Feindbilder vertritt:
Die Frage, ob noch mehr an Ignoranz möglich sei, will die offizielle Pressestelle des BDZV natürlich nicht auf sich sitzen lassen – und ledert deshalb mal ordentlich los:
Das könnte man abtun. Als Petitesse. Als Beleg dafür, dass man seine Pressesprecher vielleicht auch mal in Sachen Social Media schulen und ihnen einen Grundkurs „Benehmen“ bezahlen sollte. Dann die Schulter zucken und weitermachen.
Dumm nur: Ungewollt hat der BDZV hier gezeigt, wie die Denke im Verband und leider vermutlich auch noch in vielen Mitglieds-Verlagen ist. Diese Denke stammt irgendwo aus dem Jahr 1998, basiert auf klaren Feindbildern und hat ein bisschen was von Nordkorea, um mal diesen vom BDZV normalerweise ja sehr geschätzten Vergleich zu bemühen.
Diese Denke geht so:
- Zeitungen haben ein Existenz-Grundrecht. Alle profitieren von ihrer Arbeit. Zeitungen sind per se unverzichtbar.
- Wir sind modern und machen alles. Die anderen machen bitte nur das, was sie schon immer gemacht haben.
- Natürlich kosten wir viel Geld. Wer das nicht zu zahlen bereit ist, ist ein Schnorrer.
- Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.
- Wir sind ein schützenswertes Biotop, weswegen die Politik für die richtigen Gesetze zu sorgen hat.
Tatsächlich gruselig ist, dass der BDZV immer noch nicht in der Neuzeit angekommen ist. Ihm ist immer noch nicht klar, dass rund 600 Euro im Jahr ein echter High-End-Preis sind. Den kann man schon aufrufen, wenn man dafür ein echtes High-End-Produkt bekommt. (Und nebenher bemerkt: Kundenbeschimpfung ist trotzdem keine gute Idee, wenn man die 600 Euro p.a. eher nicht zahlen will).
Andere übrigens, lieber BDZV, haben das alles schon erkannt. Sie machen zeitgemäße, gute Angebote. Fragt mal die Kollegen der „Zeit“ mit ihrem wirklich exquisiten Digital-Angebot. Fragt man den Stefan Plöchinger, warum er beim „Spiegel“ das macht, was er macht. Abonniert mal die grandiose „New York Times“ für alberne 11 Dollar oder die „Washington Post“ für einen ähnlichen Preis. Dann schaut euch nochmal den Markt an und denkt darüber nach, warum man 50 Euro im Monat für ein Abo, das noch dazu Mindestlaufzeiten hat, heute kaum mehr durchgesetzt bekommt.
Und wenn ihr dann noch ein klitzekleines bisschen weniger impertinent in Ton und Auftreten seid, dann können wir gerne wieder reden.
Aber nur dann.