Natürlich freue ich mich auf die re:publica, was denn sonst? Jeder, der schon mal da war, weiß vermutlich warum. Über die Vorzüge der Veranstaltung ausgerechnet bei den Lesern dieses Blogs zu schreiben – geschenkt. Und trotzdem: Ausgerechnet in diesem Jahr zur rp18 befällt mich eine Ahnung, dass ich mich auch deswegen dort so wohl fühle, weil ich mittendrin bin in meiner Filterblase. Read More
Neben vielen anderen Aspekten ist die re:publica vor allem in einer Hinsicht unschlagbar: Sie vermittelt das wohlige Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen. Das ist natürlich Quatsch. Weil man ja weiß, dass es sowas wie richtig oder falsch nur in den seltensten Fällen gibt. Trotzdem fühlt es sich so an: Hier stehen wir. Die, diese Sache mit der Digitalisierung begriffen haben und sie stetig vorantreiben. Gut, in den letzten Jahren hat sogar uns ein wenig die Skepsis befallen. Aber trotzdem, immer noch besser als diese atemberaubende Geschichte zu verschlafen.
Auf der re:publica fällt es mir immer mehr auf als anderswo, zumindest in den letzten zwei, drei Jahren. Der Grat, auf dem man als Digital Somewhat wandelt, ist verdammt schmal. Natürlich glaube ich immer noch daran, dass die Digitalisierung mehr Chancen als Risiken bietet. Selbstverständlich halte ich es für beinahe skandalös, dass sich unsere Bundesregierung bei dem Thema soweit zurückhält, dass bis vor kurzem ein Alexander Dobrindt ernsthaft der fachlich zuständige Minister war. Ich habe mir die Finger wundgeschrieben über Medienunternehmen, die sich immer noch verblüffend hartnäckig weigern, im digitalen hier und heute anzukommen.
Aber umgekehrt sehe ich auch: Unsere digitale Hybris ist verdammt groß geworden. Manchmal frage ich mich, was eigentlich aus unserer hübschen Szene würde, wenn sich auf einmal alle mit Begeisterung ins digitale Leben stürzen würden. Das wäre zwar schön, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist dann das kuschelige Gefühl der eigenen Großartigkeit und Überlegenheit dahin. Man könnte der Bundesregierung nicht mehr ungestraft die Leviten lesen. Und Sascha Lobos hübsches Geschäftsmodell wäre auch im Eimer.
Unsere Blase ist verdammt klein und undurchlässig
Was mir manchmal auch auffällt: Unsere Filterblase ist verdammt klein und undurchlässig. Umgekehrt werden wir außerhalb dieser Blase immer noch erstaunlich wenig wahrgenommen. Weil ich selbst außerhalb der üblichen Filterblasen-Städte lebe und inzwischen zunehmend Wert darauf lege, der Blase und den üblichen Verdächtigen zu entkommen, mache ich gerne immer wieder mal das Spiel und erzähle dort beiläufig, beispielsweise auf der rp18 zu sein. Oder dort dem Lobo und all den anderen zuzuhören, die dort inzwischen jährlichen Auftritte zelebrieren, manchmal übrigens schon ein bisschen arg routiniert. Jedenfalls fällt mir dann immer auf, dass mich die meisten ganz groß anschauen: re:publica, Lobo? Nie gehört. So ist das, wenn man die eigene Blase mal verlässt.
Schon gut, natürlich reichen mir die bald 10.000 Leute, die sich dort in den letzten beiden Jahren rumgetrieben haben, völlig aus. Ich will ja gar nicht, dass die Szene größer wird, weil: siehe oben, wir sind ja alle dann doch ganz gerne ein bisschen selbsternannte Elite. Trotzdem denke ich mir manchmal, dass ich vielleicht mal wieder auf einen Zeitungsverleger-Kongress gehen sollte, nur mal so als Kontrastprogramm. Zum Filterblasenknacken.
Zumal ich festgestellt habe, in den letzten Jahren so eine Art Checkbox im Kopf zu haben. In der hake ich regelmäßig ab, wen ich zu sehen erwartet hatte und dann auch gesehen habe. Häufig sind es dann doch immer wieder die selben Gestalten. Nämlich die, die zuverlässig jedes mittelgroße Panel in der Republik verstopfen (und sich dafür meistens in den sozialen Netzwerken gegenseitig dafür auf die Schulter klopfen).
Bei manchen fällt mir übrigens auf, dass sie inzwischen ähnlich aufgeblasen rumlaufen wie manche Gestalten auf CSU-Parteitagen, aber dass nur am Rande. Trotzdem erstaunlich, wie klein die Unterschiede zwischen CSU und Digitalszene manchmal sind.
Aber egal, jetzt geht es erstmal los mit der rp18. Auf allen Kanälen. Hier im Blog und in den sozialen Netzwerken. Demnächst auch als Podcast-Nachlese und möglicherweise am Mittwoch und Donnerstag als Livestream bei Facebook. Und, dieses Jahr für mich eine Premiere: Als Autor für eine Tageszeitung, in dem Fall die „Augsburger Allgemeine“.
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