Ab und zu stelle ich mir, wie das wohl wird, wenn ich älter bin. Und wie ich dann in einem Schaukelstuhl sitze und meinen Enkeln erzähle, wie das damals war, irgendwann zwischen 2010 und 2020. Wie wir uns irre fortschrittlich vorkamen, weil wir Geräte hatten, mit denen mal telefonieren konnte und ins Internet konnte und die irgendwann mal sogar fast alles fast drahtlos konnten. Da wussten wir noch nicht wirklich, was dieses Audio überhaupt bedeutet. Read More
Wahrscheinlich werden sie mich in einer ähnlichen Mischung aus Amüsiertheit, Langeweile und Ungläubigkeit anschauen, wie es meine Kinder schon jetzt tun, wenn ich Ihnen erzähle, dass auch aus einer Zeit komme, in der es keine Smartphones gab. Nicht mal Handys und nicht mal Internet. Weil ich Ihnen dann erzählen werde, wie wir uns abgemüht haben, mit viel zu großen Fingern auf viel zu kleinen Feldern irgendwelche Buchstaben einzutippen, um Webseiten aufzurufen, auf denen wir dann wiederum etwas gesucht haben, was aber in einer unübersichtlichen Auflistung von unzählig vielen und manchmal komplett unpassenden Links daherkam. Ach Opa, werden sie dann lachen, deine Geschichten von früher sind aber auch wirklich zu komisch.
Vermutlich werden meine Enkel also diese Zeit so um 2018 rum als die Jahre definieren, in denen sich der geschriebene Umgang mit dem Netz in einen gesprochenen verwandelt hat. Diese Zeit, als „Alexa“ plötzlich zum Massenphänomen wurde. Diese Zeit, in der das gute, alte Küchenradio oder der Radiowecker abgelöst wurden von kleinen Dienstleistern, die man überall aufstellen konnte und die buchstäblich das taten, was man ihnen sagte.
Möglicherweise lachen sie auch über die Idee, dass man sich in Messengern mühsam Nachrichten schrieb. Wo es doch viel leichter und nachvollziehbarer und irgendwie auch natürlicher ist, sich kurze gesprochene Nachrichten zukommen zu lassen. Und Journalismus, Information? Lesen? Wo es doch mittlerweile alles als gesprochene Information gibt, vom ausführlichen Audio-Podcast bis hin zu den schnellen Nachrichten und den Schlagzeilen in 100 Sekunden. Gut, das war unbequem zu den Zeiten, als man Kopfhörer noch mühevoll mit irgendwelchen Kabeln verbinden und zusammenstecken musste. Aber heute, wo das Kabel so tot ist wie die Tastatur? Drahtlose Kopfhörer sind als kleine Stecker irgendwo im Ohr, man merkt sie kaum, man koppelt sie in Sekundenschnelle via Bluetooth und ist somit immer empfangsbereit für die Audio-Information.
Tja, so werden sie lachen, die Enkel. Wenn sie sich dann noch Fotos vom Opa anschauen, wie er stolz mit seinem neuen iPhone posierte, das zwar für damalige Verhältnisse schon ganz hübsch war, aber in Sachen Sprachsteuerung immer noch eher ein Trümmerhaufen.
(PS: Ich wollte mal ganz hip sein und diesen Text per Sprachsteuerung in meinen hübschen Mac eingeben. Bis ich festgestellt habe, dass im Januar 2018 das Tippen immer noch leichter und schneller geht, meistens zumindest).