Da leben wir nun am Anfang des Jahres 2018 – und trotzdem immer noch in zwei Medienwelten. Diese beiden Welten driften immer weiter auseinander. Was nichts daran ändert, dass schon bald nur noch eine übrig bleiben wird. Read More
Patrick Priesmann, Geschäftsführer des SZV in Stuttgart, hat in einem Blogbeitrag ein paar interessante Zahlen zu diesen Medienwelten genannt. Zahlen, die belegen sollen, dass es „derzeit“ gar nicht so viel Grund zur Aufregung gibt, wie man immer wieder hört. Kurz zusammengefasst: Die Medienwelt ist sehr viel konservativer und weniger in Bewegung als gedacht. Das gute alte TV und natürlich Print dominieren immer noch die Welt. (Für alle, die es genauer nachlesen wollen: hier entlang.)
Die Zahlen belegen neben der Dominanz des Fernsehens aber vor allem eines: Der digitale Graben ist in Deutschland auch 2018 noch Realität. Würde man diese Zahlen nach Altersgruppen aufdröseln, sie sähen komplett anders aus. Sie würden zeigen, was leicht erklärbar ist: Das ältere Publikum, inzwischen eher bei 50plus angesiedelt, hält – kein großes Wunder – an der Mediennutzung fest, die es gewohnt ist. Kaum anzunehmen, dass sich daran noch etwas ändert. Und wenn man dann noch weiß, dass der Durchschnittsdeutsche so um die Mitte 40 ist, dann erklärt sich auch leicht, warum das durchschnittliche Mediennutzungsverhalten so ist wie es ist.
Aber dann gibt es eben auch noch ein anderes Publikum. Dieses, ähm…jüngere. Da sieht das dann so aus (Quelle: Digital News Report 2017):
Oder so:
Oder auch mal so:
Wie das halt so ist mit Zahlen: immer eine Frage der Perspektive.
Die Sache ist also eine vergleichsweise einfache: Der deutsche Mainstream nutzt Medien wenig überraschend – nämlich eher traditionell. Dieses ominöse jüngere Publikum, das übrigens gar nicht mehr so jung ist, hingegen: Was nicht digital ausgespielt wird, das existiert nicht. Selbst wenn es inzwischen Bücher gibt, die behaupten, es gäbe so etwas wie „Die Rache des Analogen“, es gibt sie nicht.
Natürlich gibt es zunehmend öfter Angebote, die eine Art Hybrid-Nutzung erlauben. Natürlich ist unübersehbar, dass E-Books gerade tendenziell stagnieren. Aber genau das ist der Fehler, der in der Debatte über die Digitalisierung gemacht wird, gerne übrigens auf beiden Seiten: Jede noch so kleine Verschiebung von Zahlen wird zum Trend oder Gegentrend oder Gegengegentrend hochgejazzt. Ganz so, als wäre es nicht möglich, ein gedrucktes Buch lesen zu wollen, ohne sofort dem digitalen Dämon komplett abschwören zu müssen.
Im Gegenteil: Mediennutzung der Zukunft zeichnet sich dadurch aus, dass Inhalte potentiell auf allen Kanälen und zu vielen Gelegenheiten verfügbar sind. Man pickt sich dann das raus, was gerade passt. Kein halbwegs normaler User macht sich dabei Gedanken, ob das jetzt digital oder analog und was das Bessere davon ist. Vermutlich sind Nutzer in dieser Beziehung sehr viel pragmatischer als Medienmenschen das wahrhaben wollen.
Eine Realität ist allerdings auch: Noch bis vor ein paar Jahren konnte man mit gutem Gewissen behaupten, dass die analogen Kanäle das Kerngeschäft und die digitalen Erweiterungen die Zugabe sind. Heute muss man umgekehrt disponieren. Weil die analogen Kanäle weiter bleiben, aber zunehmend in der Nische verschwinden.
Je älter die heute Jungen werden…