Liebes Facebook, wir müssen reden. Diese Formulierung habe ich gewählt, weil mal jemand bei euch geschrieben hat, Journalisten, die einen Beitrag mit „Wir müssen reden“ beginnen, solle man besser nicht allzu ernst nehmen. Das fand ich sehr witzig und gut beobachtet und natürlich nur bedingt ernst zu nehmen. Der Mann, der das geschrieben hat, heißt Lorenz Meyer, ist Mitglied bei euch – und von Beruf: Guru. Read More
Damit gehen die Probleme auch schon los. Natürlich ist der Lorenz ein Guru und er hat der Laktosefreiheit und dem Basmatizeugs in Deutschland erst zum Durchbruch verholfen. Auf der anderen Seite ist der Guru gar kein Guru, also zumindest nicht im Sinne der Agentur für Arbeit. Wäre also Lorenz auf Arbeitssuche und würde beim Amt als Beruf „Guru“ eintragen, wäre das nur bedingt erfolgversprechend. Auf der anderen Seite aber wiederum: echt lustig.
Das alles steht da, weil ich gerade versuche euch zu erklären, dass man nicht immer alles so ganz ernst nehmen muss, was der Guru sagt (Lorenz, verzeih mir!). Man nennt das, was er macht, Satire. Das ist so ein Mittelding aus Ernst und nicht so ganz ernst. Oder um im Bild zu bleiben: Der Lorenz ist zwar ein Guru, wohnt aber nicht in einem Tempel. Ganz schön verwirrend, was?
Unser aller Guru ist aber vor allem eines: friedliebend und auf Völkerverständigung aus. Deswegen hat er am Sonntagabend einen Beitrag verfasst, in dem er erklärt hat, dass die Zeit der Konfrontation vorbei sei und dass man sich doch jetzt bitte die Hände reichen soll. Und er hat die AfD herzlich im Bundestag willkommen geheißen und sie mit einem herzhaften „Heil Gauland, Heil Weidel“ begrüßt. In Frakturschrift. Das sah dann so aus:
Und was macht ihr? Sperrt unseren Guru! Verpasst ihm einen dreitägigen Maulkorb! Schickt ihn in die Ecke, wo er still sein soll! Vermutlich kann er von Glück reden, dass er in diesen drei Tagen nicht auch noch eine Eselskappe tragen muss. Und den netten Willkommensgruß habt ihr auch noch gelöscht, im Gegensatz zu meinem Willkommensgruß an Gauland, der aus einem knackigen „Geh sterben, Arschloch!“ bestand.
Ihr begründet das beim Guru mit einem Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandards und jetzt bin ich verwirrt. Wenn ich „Geh sterben, Arschloch!“ schreibe, entspricht das euren Standards und des Gurus freundlicher Gruß nicht?
Und was genau entspricht nicht den Standards? Die Frakturschrift? Das „Heil Weidel“? Habt ihr die Befürchtung, dass Frau Weidel noch eiszapfiger und übellauniger als bisher wird?
Aber vielleicht seid ihr es ja, die verwirrt sind. Oder euer Algorithmus oder beide. Jedenfalls, nur zur Klarstellung: Der Guru meint das jetzt nicht soooo ernst, er ist kein Nazi, das sind eher die anderen. Er meint nicht, dass man künftig „Heil Gauland“ rufen müsse, genauso wenig übrigens, wie ich ernsthaft dem Gauland das vorzeitige Hinscheiden wünsche, dafür bin ich viel zu überzeugt davon, dass der braune Spuk bald wieder vorbei ist.
Und die Fraktur hat er nur verwendet, damit Frau Weidel und Herr Gauland das leichter lesen können, Ehrenwort!
Bis dahin: Könntet ihr bitte unseren Guru aus der Gefangenschaft entlassen? Und euch einen Textmarker holen und im Duden den Begriff „Satire“ markieren?