Die Tage mal einen kurzen Blick auf das ganz persönliche Medien-Logbuch für den August geworfen. Feststellung danach: Die Sache mit diesem Medienwandel geht tatsächlich noch schneller als sich das selbst hartgesottene Digitalmenschen vorstellen können. Read More
Im Detail – mein August (bisher, woran sich aber nichts mehr ändern wird, ich verabschiede mich nämlich in den Urlaub, was hier als kleine Nebenbemerkung festgehalten sein soll).
Fernsehen? Ich zappe nicht mal mehr…
Fernsehminuten: Null. Wenn man unterschlägt, dass ich mir mit Schmerzen das erste Bundesliga-Wochenende bei Sky gegeben habe. Aber Fußball würde ich ohnehin nicht mehr unter klassisches Fernsehen fallen lassen. Die Bundesliga beispielsweise kann man auch bei Amazon sehen und hören. Und auch mein Bundesliga-Wochenende war kein ganz klassisches TV: Ich habe die Sky Ticket-App und streame damit auf den Fernseher. Was mir auffällt: Ich habe nicht mal gezappt. Und ich habe auch eine Ahnung warum. Es macht für mich keinen Sinn mehr. Weil ich inzwischen nahezu sicher weiß, dass ich im klassischen TV nichts finde, was mich wirklich interessieren würde und was ich nicht genauso gut auch woanders bekommen könnte. Nachrichten gibt´s an jeder Straßenecke und die Wiederholung 15 Jahre alter Filme mit Werbeunterbrechung sind auch kein Argument. Klar mag ich immer noch das, was wir unter dem etwas sperrigen Begriff „Bewegtbild“ zusammenfassen. Aber ich habe Netflix, Amazon Video, Sky Ticket, nutze Mediatheken und habe mein Apple TV. Die Idee etwas nur zu einem bestimmten Zeitpunkt sehen (lesen/hören) zu können, ist mir noch nie so absurd vorgekommen. Medienwandel abgeschlossen, würde ich sagen…
Radio? Lieber auf dem Smartphone…
Radiominuten: ungefähr 5. Bin nur wenig Auto gefahren in diesem Monat. Ich glaube, kurz mal Nachrichten. Ansonsten, siehe oben: Ich habe eine ganze Reihe Podcasts abonniert, nicht wenige davon kommen von klassischen Radiosendern. Meine Toleranzgrenze für Dudelfunk liegt inzwischen deutlich unter null – und ansonsten: siehe oben. Klar gibt es, übrigens auch fürs TV, das gern genommene Argument, man könne sich ja einfach mal unterhalten lassen. Aber ich fühle mich sehr viel besser unterhalten, wenn ich in etwa weiß, was mich da unterhält. Wenn ich einfach nur Musik hören will, ist inzwischen jede algorithmusgenerierte Playlist interessanter als Radio, für Wortbeiträge habe ich Podcasts und ab und an auch Hörbücher dabei und auf Werbung und Moderationsroboter kann ich prima verzichten.
Zeitung? Immer noch gerne, aber…
Zeitung: Interessanterweise lese ich immer noch gerne gedruckte Magazine, Tageszeitungen inzwischen bevorzugt digital, am Wochenende gerne gedruckt (ja, das ist unlogisch, aber das ist mir egal). Allerdings: Zeitung nur dort, wo sie lange Hintergrundstücke, Meinungen, Analysen bietet. Oder auch mal Stücke, über die ich mich prima aufregen kann. Bestens geeignet, um ab und an die eigene Filterblase zu verlassen. Das Modell „dpa-Mantel und hintendrin ein paar Seiten Lokalteil“: tot. Endgültig).
Digital? Das ganze Leben…
Digital: Deutlich weniger Facebook inzwischen, und wenn, dann eher aus Pflichtgefühl, man muss ja als Journalist schließlich da sein, wo…Sie wissen schon. Ich habe tendenziell für Zuckerberg und Facebook nur wenig Sympathien, durchaus aber Respekt. Und ein Stück weit ist es aus Selbstschutz. Man kann sich mühelos in einem solchen Stream verlieren und hinterher habe ich dann meistens das Gefühl von wasted time. Twitter immer wieder mal und das auch gerne. Ich mag es einfach, wenn ich Dinge kurz und schnell präsentiert bekomme und ich mich dann entscheiden kann, ob ich weiterlesen will. Instagram: gerne, auch wenn ich mit Bedauern zur Kenntnis nehme, dass zunehmend mehr gute Fotos von Selfies und Mittagessen verdrängt werden. Und dass Journalisten das Posing gerne verwechseln mit eben diesem Journalismus, den sie eigentlich machen wollten. Snapchat: nope. Ich mag es einfach nicht, werde es nie mögen und finde, bei allem Gerede vom Medienwandel, was manche Journalisten da veranstalten eher lächerlich als spannend. Newsletter hingegen erleben auch bei mir persönlich eine echte Renaissance, was allerdings spürbar zu Lasten der klassischen Webseite geht. Apps nutze ich gerne, wenn es um praktisch-produktive-administrative Dinge geht. Für Medien: eher nein.
Und das eigentlich Interessante daran: Ich vermute, dass ich mit meiner Mediennutzung inzwischen ziemlicher Mainstream bin…