Geiler Scheiß auf Papier

Ein neues Magazin namens „Bock“- das sich nur mit geilem Scheiß beschäftigt. Ein schöner Beleg dafür, dass man auch im digitalen Zeitalter schöne Hefte machen kann…

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Was steht drin?

Steht im Titel. Geiler Scheiss. Also, alles worauf jemand gerade Bock hatte. Nicht jeder Autor zeichnet dafür mit Namen, manche Geschichten sind anonym, manche mit so wunderbaren Pseudonymen wie Basilius Bock. Es geht im Heft u.a. um das unterschätzte Phänomen Einkaufswagenstau, um die Phänomenologien von Menschen, die die Hundehäufchen ihrer Vierbeiner einfach liegenlassen und um Begegnungen mit Menschen, die irgendwie ungewöhnlich sind.

In der Medienbranche (so schlau ist er halt doch, der herausgebende Bulo) hat naturgemäß der sich selbst interviewende Kai Diekmann für Aufsehen gesorgt. Leider passt ausgerechnet dieses Stück am wenigsten in das Gagazin. Diekmann ist wie immer kühl kalkulierende Eigen-PR-Maschine, was er clever macht, zugegeben – aber die Geschichte ist weder Gaga noch geiler Scheiss, sondern eben Diekmann in Reinkultur. Der sich als knorke Kumpeltyp inszeniert und nebenher auch noch die Aktivitäten von Ehefrau Katja promotet. Bitte, lieber Bulo – in die nächste Ausgabe nichts Erwartbares packen. Diekmann war so erwartbar wie Diekmann erwartbar sein kann.

Sonst? Man kann sich ein Dixie-Klo für den Schreibtisch ausschneiden und anderen Klamauk machen, man kann lange und auch kurze Texte lesen oder es eben auch bleiben lassen. Ein Magazin für geilen Scheiß hat naturgemäß keine Ressorts und auch nichts, was man priorisieren müsste.

Was ist gut?

Karl Dall. Ein guter Text über den Tod, das ist wirklich mal nicht erwartbar gewesen. Eine witzige Fotostrecke mit Zettel-Fundstücken und anderem achtlos weggeworfenem Kram. Kärtchen, die man blöd parkenden Menschen unter den Scheibenwischer klemmen kann. Bulos Zeichnungen.

Was fehlt?

Der eine Text, bei dem man spontan sagt: Geiler Scheiss! Missraten ist kein Text, aber so wirklich umwerfend ist auch wieder keiner. Manche leiden daran, dass sie bemüht witziger geiler Scheiss sein wollen. Bei manchen Stücken hätte ich mir sogar das gewünscht, was Bulo und Freunde unbedingt vermeiden wollten, nämlich ein bisschen tiefergehende journalistische Ideen (beispielsweise bei den Begegnungen mit den ungewöhnlichen Typen in der Stadt). Da hat der Journalist in mir sofort ein paar spannende Geschichten gesehen, die mehr wert gewesen wären als ein paar flapsige Bemerkungen. Aber das wär ja kein geiler Scheiß mehr gewesen, schon klar.

Kurz gesagt: Ich hätte gerne mal was gelesen, was an den Liveticker der 11 Freunde rankommt. Hab ich aber nicht. Und nur weil ein Text ungewöhnlich ist, ist er noch nicht zwingend gut. (Der Bulo wird jetzt vermutlich kopfschüttelnd dasitzen und sich wundern, wie Journalisten nur so konservativ sein können).

Gibt es Internet?

Ja, www.bockgagazin.de. Ab und an wird auch gezielt auf Inhalte dort verwiesen, beispielsweise wenn man das Ende eines Comics erfahren will. Ansonsten ist Bock etwas, was erstaunlicherweise viel Bock auf Print macht. Den geilen Scheiß will man in der Hand haben und nichts als App oder sowas. Schönes Papier, schönes Layout, nimmt man alles gerne in die Hand.

Daumen rauf oder runter?

Rauf. Man kann sich mit Bock ganz gut amüsieren und Dinge lesen und anschauen, die man anderswo nicht bekommt. Für 5 Euro ein echter Spaß. Fürs Zugfahren oder einfach nur faul auf der Couch rumliegen. Außerdem muss man es ja per se gut finden, wenn es auch mal Neugründungen außerhalb der üblichen Verdächtigen gibt.

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