Angekommen auf dem Affenfelsen

Der Mai ist die Zeit der Konferenzen. Zeitgleich finden in dieser und der kommenden Woche statt: die rp10, der European Newspaper Congress und der Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Drei Veranstaltungen, die eine Menge aussagen über die Branche und ihren Zustand…

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Jetzt aber erstmal eine hemmungslose Liebeserklärung: Gerade eben hat die rp10 begonnen. Man lebt hier natürlich in einer Filterblase, was sich schon daran zeigt, dass man niemandem erklären muss, was rp10 ist, wenn jemand zu dieser re:publica-Filterblase gehört. rp10 ist re:publica-Sprech und heißt, dass es dieses Jahr die 10. Auflage einer Veranstaltung ist, die ursprünglich mal als Bloggertreffen oder so ähnlich gestartet ist. Jedenfalls als Treffen, bei dem Menschen zusammen kamen, die in den konventionellen Medien eher am Rande existierten. Oder gar nicht.

Inzwischen ist die re:publica ein Mainstream der angenehmen Art geworden. Man trifft hier auch mal gewöhnliche Brückentags-Deutsche, die auf der einen Seite sehen wollen, was es mit diesen komischen Nerds auf sich hat, von denen man zuverlässig im Mai so viel hört. Auf der anderen Seite haben es auch die Brückentags-Deutschen verstanden, dass hier Gegenwart und Zukunft gleichzeitig verhandelt werden. Außerdem gibt es hier Vorträge, die kein Mensch braucht (und die einen trotzdem weiterbringen) genauso wie Auftritte von Edward Snowden, David Hasselhoff und twitternden Raumfahrern. Niemand langweilt mit dem Ablesen von Powerpoint-Charts und es gibt keine Kaffeepausen, weil die re:publica streng genommen eine einzige Kaffeepause mit angedocktem Vortragsprogramm ist. Man lässt sich drei Tage lang treiben, weiß hinterher Dinge, die man nicht wissen wollte und die trotzdem irre spannend sind. Man sieht Leute, die man nur einmal im Jahr sieht (nämlich hier), man freut sich, weil so ein bisschen Brückentags-Deutscher in uns allen steckt, über Rituale, über „Bohemien Rhapsody“ am Ende und über den unvermeidlichen Sascha Lobo sowieso.

Der Münchner in mir freut sich außerdem auf und über Berlin und dieses zuverlässig wiederkehrende Gefühl am Mittwochabend am Flughafen, dass es jetzt dann wieder gut sei (der Termin für die rp17 ist natürlich schon längst im Kalender eingetragen). Im Gepäck dann auch das unvermeidliche rp-Shirt, das daheim zu der inzwischen ordentlich angewachsenen Sammlung gelegt wird.

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Der Marsch durch die Instanzen

In diesen zehn Jahren ist natürlich mehr passiert, als dass man sich eine formidable T-Shirt-Sammlung zugelegt hat.  Diese Veranstaltung ist auch deswegen etabliert, weil sich die dazu gehörende Szene etabliert hat. Man trifft dort eine Reihe von Chefredakteuren, Unternehmern, bundesweite Berühmtheiten (auch wenn Markus Beckedahl sich die Sache mit dem Ruhm vermutlich anders vorgestellt hätte) und Sascha Lobos. Diese kleine Blogger-Clique von damals hat einen ordentlichen Marsch durch die Instanzen hingelegt, sie befindet sich jetzt in den Jahren, in denen man selbst die Verantwortung fürs Machen trägt. Keine Ahnung, wie groß ihr Anteil daran ist, dass es mittlerweile zum guten Ton gehört (oder gehören sollte) Menschen mit ausgewiesener Digital-Expertise in die Geschäftsführungen und Chefredaktionen zu holen, aber ich vermute: groß.

In Wien übrigens läuft gerade der European Newspaper Congress, bei dem eine Zeitung vermutlich beleidigt sein muss, wenn sie keinen Award erhält. Und beim MTM kommende Woche werden viele graue Anzüge spaziergeführt und am Ende ist man nach vielen Powerpoint-Folien und Kaffeepausen vermutlich sehr zufrieden damit, dass man keine Lösungen gefunden hat.

Aber genug jetzt – der Affenfelsen ruft!

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