Wenn ich das richtig verstehe, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis konventionelle Zeitungen und Sender zusperren können. Weil dann alle Welt Journalismus nur noch über Facebook und über eine Apple-App konsumiert. Eine App, die zwar noch niemand gesehen hat, aber die man schon jetzt als Bedrohung auffasst, auch wenn die letzten Apps und Produkte, die Apple in den letzten zwei Jahren auf den Markt gebracht hat, nur noch so mittelgut waren.
Ich geb´s zu, in den eher pessimistischen Momenten meines Daseins denke ich ab und an schon auch mal, dass Facebook und Apple die momentan größten Bedrohungen journalistischer Geschäftsmodelle sind. Für was – außer für eine Rolle als Lieferanten für die Giganten – sollen wir noch gut sein, wenn man künftig eh alles von den Netzgiganten frei Haus geliefert bekommt, kostenlos und in einem goldenen Käfig?
Aber dann fällt mir wieder ein, was ich beispielsweise an diesem Wochenende in der „Süddeutschen“ gelesen habe. Ein Stück beispielsweise über die Flüchtlinge, von denen die SZ fünf Tage lang etliche auf ihrem Weg nach Europa begleitet hat. Oder eine Geschichte des grandiosen Holger Gertz über den immer noch einzigen Ex-Fußballprofi, der sich als schwul geoutet hat. Und noch einiges anderes, was nicht von wirklicher Tagesaktualität war, aber dennoch zu gut, um es nicht zu lesen.
Ist das nicht lustig? Man hat eine Tageszeitung und nutzt sie gar nicht, um sich tagesaktuell informieren zu lassen. Das aber ist bezeichnend für das, wie sich Medien aktuell wandeln. Vielleicht haben Tageszeitungen und Sender den Kampf um die Aktualität verloren. Zumindest auf ihren eigenen Plattformen. Mit dem Tempo der notorisch aufgetreten sozialen Netzwerken können sie nicht mithalten, mit den dort zu erzielenden Reichweiten und Interaktionsmöglichkeiten auch nicht.
Facebook, Instagram und Twitter sind mittlerweile im digitalen Alltag die Echtheit-Abbilder des Lebens geworden; dazu gehört Journalismus selbstverständlich auch. Wenn wir also mit dem, was gerade passiert, wirklich wahrgenommen werden wollen, müssen wir rein in diese Echtzeit-Ticker und Abbilder. Und natürlich rauf auf das Smartphone, weil es das Endgeräte-Adäquat dieses digitalen Echtzeit-Lebens ist.
Aber das alleine ist ja noch nicht Journalismus. Medien sind mehr als das Nachrichten-Schwarzbrot. Für mich sind Tageszeitungen potenziell eben auch einfach Ansammlungen guter Texte, TV-Sender mögliche Abspielstationen guter Beiträge. Sie alle sind, wenn man so will, potentieller Luxus. Aber ein bisschen Luxus mag man sich ja ab und an auch mal leisten.
Sieht man davon ab, dass man es ja auch erst mal wollen muss, sich sein ganzes Leben von Apple oder Facebook erklären lassen zu wollen.
Ich beobachte diese Entwicklung mit Erschrecken! Der Anspruch an richtig gute journalistische Beiträge sink immer weiter. Gewünscht ist nur „leicht verdauliche Kost“ in Form von Unterhaltung – und Hauptsache auch emotional. Ich persönlich habe genug vom Buzzfeed-Journalismus, aber ich merke, das die Entwicklung in diese Richtung unumgänglich ist. Ich finde das richtig traurig!