Eigentlich müsste man den Kollegen von MDS in Köln dankbar sein. Dafür, dass sie eine lange schwelende Debatte mit einem einzigen Experiment beendet haben: Interessieren sich junge Medienkonsumenten noch für (gedruckte) Tageszeitungen?
Klare Antwort: Nein. Zu einer anderen Antwort kann man nicht kommen, nachdem die Kölner ihr ambitioniert gestartetes Projekt „Xtra“ nach gerade mal einem halben Jahr de facto beerdigen.
Natürlich gibt es für dieses Scheitern auch Gründe konzeptioneller Art. Die Idee, eine Zeitung zu machen, die irgendwie ist wie das Internet, die ist uralt – und wird durch ständiges Wiederholen nicht besser. Auch in Köln hat das Publikum sich vermutlich nicht nur diese eine Frage gestellt: Wieso soll ich eine Zeitung lesen, die aussieht wie das Internet – wenn ich das Internet die ganze Zeit ohnehin in der Hosentasche habe? Noch dazu, wo „Xtra“ so stylish und zielgruppenorientiert daherkam wie eine niederbayerische Sparkasse, die Lehrlinge sucht: irgendwie anbiedernd, unglaubwürdig, langweilig. Und noch dazu eine Zeitung ist, mit all den Begrenzungen, die man einem Publikum, das mit der Unendlichkeit des Netzes groß geworden ist, kaum plausibel machen kann.
Womit man vermutlich schnell bei der eigentlichen Problematik ist: Gedruckte Tageszeitungen sind für digital natives schlicht und ergreifend das falsche Produkt. Weil man sie von de Vorzügen des gedruckten Papiers ebenso wenig überzeugen wird können wie von der Ästhetik des Schwarzweiß-Fernsehens. Oder von Autos ohne Klimaanlage und Viergang-Schaltung.
Davon abgesehen, dass es grundsätzlich eine restlos unsinnige Idee ist, ein Medium so machen zu wollen, damit es aussieht wie ein anderes: Fernsehen ist nicht Kino, Zeitung ist nicht Radio und das Netz ist alles mögliche, aber nicht ausdruckbar auf 36 Seiten.
Dass man „Xtra“ nunmehr als web- und applaniertes Dings für Irgendwas weiterführen, zeugt wenigstens von einer gewissen Lernfähigkeit, entbehrt aber auf der anderen Seite nicht einer gewissen Ironie.
Das also war´s mit der Debatte um Tageszeitungen für junges Publikum. Vielleicht können wir und dann in Zukunft des Themen zuwenden, die wirklich irgendwas mit Zukunft zu tun haben.