Meerkat und die Video-Zukunft

Ist Meerkat jetzt nur ein Hype oder doch das nächste große Ding? Egal. Entscheidend beim Thema Bewegbild im Netz ist eine ganz andere Frage…

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Vermutlich war ich ungefähr der Einzige aus der halbwegs mit der digitalen Welt verbundenen Filter Bubble, der nicht (rpt: NICHT) auf der SXSW war. Das ist auf der einen Seite natürlich unverzeihlich uncool, auf der anderen Seite aber insofern nicht so schlimm, weil es dort offensichtlich nur ein Thema gegeben hat: Meerkat. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann mein Handy das letzte Mal so derartig oft gepiepst und vibriert hat wie in den letzten zwei Wochen. Irgendwann war irgendwo immer irgendjemand live und lustig war das ja auch irgendwie, Menschen beim Mittagessen in Austin oder auch nur in München zuzusehen.

Es ist also das selbe Spiel wie immer: Am Anfang steht irgendein Tool, das eine kommunikative Sache erheblich vereinfacht. Das Geniale an Meerkat ist ja nicht, dass die App Livestreaming kann. Das können andere schon länger. Dafür ist Meerkat so einfach wie es noch nie eine Streaming-App war. Man drückt ein Knöpfchen und man streamt live in die Welt. Erst wenn eine Sache so simpel ist, wird sie massentauglich (frag nach bei Apple).

Zu den Gesetzmäßigkeiten unserer digitalen Medienwelt gehört auch, dass es bei solchen Phänomen immer zwei Lager gibt: Die einen, die das nächste große Ding sehen und ihr Leben in diesem Fall fortan als einzige Livestream gestalten. Und die anderen, die davor warnen, dass ja bisher noch gar nichts gewonnen sei und so eine App ja erst mal zeigen müsse, wofür sie gut ist. Die dritte Gruppe, die der Kulturpessimisten, sei hier ausgenommen. Die schreibt demnächst Bücher, die vermutlich so schöne Titel wie „Die Echtzeit-Falle“ oder „Das Meerkat-Komplott“ tragen werden.

Die eigentlich interessante Frage bei „Meerkat“ ist dabei gar nicht, was man mit dem aktuellen Hype darum anfängt (der wird sich irgendwann auch mal wieder legen). Die Frage ist eher, wie sich Journalisten dem Thema „Bewegbild“ in Zukunft stellen wollen. Weil Bewegbild inzwischen eine andere Funktion hat als noch zu Zeiten des guten, alten Fernsehens: Bewegtbild ist ein Mittel dazu, weitgehend ungefilterte Momentaufnahmen des täglichen Lebens zu benutzen. Während ja Fernsehen häufig eher eine geschönte, geschnittene, aufpolierte, inszenierte Version des Lebens ist.

Die Frage bleibt dennoch: Und was machen jetzt Journalisten daraus?

Ob sich dabei „Meerkat“ durchsetzen wird, ist zweitrangig. Dafür spricht im Moment mindestens genau so viel wie dagegen. Wichtiger ist eine andere Sache:  Mit Instagram oder Twitter und natürlich auch Facebook haben die großen Social-Media-Plattformen mittlerweile die (Kurz-)Videos als einen wesentlichen Bestandteile ihrer Inhalte entdeckt. Videos in Echtzeit oder in einer Länge von 20, 30 Sekunden – das ist der eigentliche Inhalt um den es geht. Und die Frage: Braucht und will das auf Dauer wirklich jemand? Ich gebe zu, bei der Beantwortung nach dieser Frage selbst unentschlossen zu sein. Vor zwei Jahren hätte ich das noch als Nonsens-Spielerei abgetan. Inzwischen habe ich mich selbst oft genug dabei ertappt, kurze Videoschnipsel zu konsumieren (und sie manchmal sogar zu mögen).

Vergesst also die Debatte um „Meerkat“, dessen Reichweite aktuell ohnehin in unserer Filter Bubble Gefühl viel höher ist als in der echten Welt (Martin Weigert beschreibt das drüben bei t3n ganz gut). Was machen wir mit Bewegtbild im Netz, das mehr sein soll, als irgendwas Zufälliges? Das ist die Debatte der Zukunft.

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