Das Leistungsschutzrecht ist am Ende. Das Armdrücken mit Google haben die Verlage krachend verloren. Das muss aber gar nicht mal schlecht sein.
Immerhin, eines muss man der VG Media lassen: Mit der zurückliegenden Leistungsschutzrechts-Farce hat sie dazu beigetragen, ein paar essentielle Fragen unserer Branche beinahe final zu klären. Eine davon war ja schließlich immer: Wer braucht wen mehr? Die Verlage Google – oder doch eher umgekehrt? Die Befürworter des LSR hatten ja schließlich genau damit argumentiert: dass Google sich mit den Werten der Verlage eine goldene Nase verdient. Der Feldversuch von Axel Springer jedoch zeigt anderes. Nämlich, dass Medienunternehmen (und das gilt keineswegs nur für Verlage) ohne die Wegweiser und Aggregatoren im Netz heute nicht mehr überleben können. Nüchtern betrachtet also: eine win-win-Situation.
Am Leistungsschutzrecht war vieles verkehrt. Am verkehrtesten allerdings war und ist der Versuch, lediglich ein Symptom zu kurieren und nicht an die Ursachen der Krise heranzugehen. Das Problem ist nämlich nicht, dass Google Inhalte aus dem Netz auffindbar macht. Das eigentliche Problem ist das, was unlängst mal in der New York Times so schön als „Entbündelung des Journalismus“ beschrieben wurde. Tatsächlich also müssen sich Medienunternehmen vor allem darauf einstellen, dass Journalismus immer weniger in abgeschlossenen Produkten konsumiert wird. Und darauf, dass die gedruckte Zeitung, die eigene Webseite, der eigene Sender bestenfalls nur noch ein Aggregatszustand unter vielen möglichen ist.
Die Herausforderung wird es also sein, aus diesem „entbündelten“ Journalismus ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Eine Strategie, die den veränderten Wünschen von Usern entgegen kommt. Schließlich haben ja Google, Facebook und all die anderen den User nicht einfach einer Gehirnwäsche unterzogen. Sie haben nur Produkte entwickelt, die ziemlich exakt das liefern, was User möchten. Dagegen werden sich auch Medienunternehmen nicht sperren können. Liefern sie nicht das, was dem Kundenwunsch entspricht, werden sie Kunden verlieren (wenn ich das mal so ganz schnöde und nüchtern formulieren darf). Zu versuchen, ein geändertes Medien-Nutzungsverhaten per Gesetz wieder zurückzudrehen, ist einigermaßen absurd.
Und womöglich hat diese ganze Sache mit dem LSR ja auch etwas Gutes. Nämlich, dass wir uns jetzt als Journalisten und Medienmacher wirklich wieder den Zukunftsfragen zuwenden. Das LSR war ein letzter Versuch, die seligen analogen Zeiten in die digitale Welt hinüberzuretten. Dass das nicht funktioniert, sollte jetzt selbst dem eisernsten Google-Gegner klar geworden sein.
Der Screenshot muss ein Fake sein. Es gibt keinen Bereich auf Google-News ohne Focus Online 😉