Lesen bildet (Spiegel-Titel)

Sie würden gerne mal auf einem Spiegel-Titel landen? Heißer Tipp: Schreiben Sie ein Buch, drücken Sie es den Kollegen in die Hand – und achten Sie darauf, dass Ihr Buch so formuliert ist, dass man daraus eine knackige Titel-Headline machen kann.

Irgendwas mit Abrechnungen und bröckelnden Landschaften beispielsweise. Oder mit Helmut Kohl.

Deshalb: Hier sind ein paar Spiegel-Titel der letzten 6 Wochen, die irgendwie mit Büchern zu tun haben, gerne auch mal mit solchen, die Spiegel-Kollegen geschrieben haben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Und ohne die Geschichten, die zwar von Büchern inspiriert wurden, es aber leider nicht auf den Titel, sondern irgendwo in den Innenteil geschafft haben.

Keine Ahnung übrigens, ob diese eigenwillige Methode, zu Titelgeschichten zu kommen, damit zusammenhängt, dass sie in Hamburg momentan etwas arg viel mit sich selbst beschäftigt sind – aber schauen wir doch einfach mal, welche Titelgeschichten seit dem 1.9. 2014 irgendwas mit frisch erschienenen Bücher zu tun hatten:

Nr. 36, 1. September 2014, „Gegen die Uhr“

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Die Titelgeschichte stammt von Jörg Schindler und beschäftigt sich mit dem Stress, die die neuen, hekischen, digitalen Zeiten so mit sich bringen. Am Ende der Titelgeschichte zeigt sich Jörg Schindler transparent und schreibt:

„Der Text basiert auf einem Kapitel des soeben erschienenen Buches des SPIEGEL-Redakteurs Jörg Schindler „Stadt, Land, Überfluss – warum wir weniger brauchen als wir haben“.

Nr. 37, 8. September 2014, „Der Bröckelstaat“

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„Eine Abrechnung mit den Lebenslügen der Republik“, kündigt die Redaktion an. Die Substanz Deutschlands sei marode.  Zu der Auffassung ist der Spiegel gekommen, weil er ein Buch des „Regierungsberaters“ Marcel Fratzscher gelesen hat. Das Buch heißt „Die Deutschland-Illusion“, Autor und Buch werden in dem Titel hinreichend vorgestellt und gewürdigt. Für die Tablet-Ausgabe gibt Spiegel-Redakteur Michael Sauga, einer der Autoren des Titels, in einem Video „einen Überblick über die These und den Autor des Buches“. Der wird sich gefreut haben, nehme ich an.

Nr. 40, 29. September 2014, „Der Seher“

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Vor 100 Jahren beschrieb Franz Kafka die Ängste des modernen Menschen. 2014 wiederum beschreibt Reiner Stach in einem Buch die „frühen Jahre“ Kafkas. Das Buch und der Autor landen auf dem Titel. Wer Stach einmal live erleben will: „Stach wird jetzt erst einmal auf Lesetour gehen“, schreibt der Spiegel.

Danach einen kafkaesken Traum gehabt: Stach geht auf Lesetour und hat all die anderen Autoren dabei, die der Spiegel in den letzten Wochen so vorgestellt hat. Am Ende verwandeln sie Wolfgang Büchner in einen kleinen hässlichen Käfer.

Nr. 41, 6.10.2014, „Die Abrechnung“

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Der „Spiegel“, schreibt „Spiegel Online“, zitiere exklusiv aus den Gesprächsprotokollen von Altkanzler Helmut Kohl mit seinem Ghostwriter Heribert Schwan. Das ist immerhin nicht gelogen.  Aber auch nicht so ganz richtig. Tatsächlich hat der Spiegel das Buch „Vermächtnis – die Kohl-Protokolle“ gelesen, das zufällig diese Woche erscheint. Zudem hat der Spiegel nochmal (zum wievielten Mal eigentlich?) aufgeschrieben, dass das Verhältnis von Kohl zum Spiegel etwas schwierig war. Und das zwischen Strauß und Kohl auch. Das ist eine hochinteressante Geschichte, sofern man die letzten 30 Jahre auf einem fernen Planeten verbracht hat und jetzt erstaunt feststellt, dass auch nochdiese Mauer zwischen Ost und West verschwunden ist.

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Unknown-1Ach, ähm, liebe Kollegen, bevor ich es vergesse: Ich habe da ein Buch geschrieben, es heißt „Der 40-Jährige, der aus dem Golf stieg und verschwand“ –und irgendeine knackige Generationen-Titelgeschichte wird sich doch daraus machen lassen, oder?

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