Es gibt Projekte, die scheitern – und fühlen sich dennoch nicht gescheitert an. Klingt paradox, ist aber so. „Universalcode2“ ist ein solcher Fall.
Aber der Reihe nach – und erstmal nur die Fakten: Ich wollte für „Universalcode2“ 5000 Euro via „krautreporter.de“ einsammeln. Das hat nicht geklappt. Zusammengekommen sind „nur“ 3000 Euro. In der Logik des Crowdfunding bedeutet das: nichts. Weil nur ausbezahlt wird, wenn das komplette Finanzierungsziel erreicht worden ist. Davon, das muss man wohl einräumen, war „Universalcode2“ dann doch ein Stück entfernt.
Auf der anderen Seite: Nehmen wir mal an, ich hätte als Ziel 2500 Euro angegeben. Dann wäre jetzt mehr zusammengekommen als erwartet und alle wären glücklich. Zusagen für 3000 Euro zu bekommen, das fühlt sich für mich gerade nicht wie ein Scheitern an. Es gab 45 Unterstützer (an dieser Stelle: Danke an euch alle!), die diesen Betrag ermöglicht hätten. Das ist unter dem Strich dann doch eine Menge. Weswegen ich das Projekt jetzt an dieser Stelle nicht beerdige, sondern ausdrücklich sage: Es geht weiter – auch ohne Crowdfunding. Zumal es ja auch reichlich naiv gewesen wäre, dieses Projekt ausschließlich vom Crowdfunding abhängig zu machen. Klar, es hätte die Sache erheblich erleichtert, aber trotzdem: Wenn man sich vom ersten Rückschlag entmutigen lässt, sollte man weder freiberuflich arbeiten, noch solche Projekte angehen.
Trotzdem habe ich aus diesem gescheiterten Crowdfunding-Projekt eine ganze Menge gelernt. Vermutlich mehr, als wenn ich nur aus theoretischer Warte darüber geschrieben hätte. Gelernt habe ich, dass ich einiges falsch gemacht bzw. verkehrt eingeschätzt habe. Zum einen: 5000 Euro waren vermutlich zu ambitioniert. Ich dachte mir das zum ersten Mal, als das Projekt nach rund der Hälfte der Laufzeit bei gerade mal 30 finanzierten Prozent stand. Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere sich von der Unterstützung abhielten ließ, weil er irgendwo im Hinterkopf hatte: Das klappt eh nicht. Um ehrlich zu sein, war das auch mein eigener Gedanke, als die ersten zwei Wochen sich sehr schleppend anließen.
Vermutlich habe ich auch zu wenig und zu instranparent kommuniziert. Wenn man die Crowd um Unterstützung für irgendwas bitten will, muss man vermutlich permanent kommunizieren. Und erst gar keine offenen Fragen aufkommen lassen. Ich habe vermutlich auch zu wenig klar gemacht, dass das Buchprojekt mit einer Webseite, mit Interviews und mit Videos begleitet werden soll. Der Recherche- und Reiseaufwand wird deutlich höher sein als beim ersten Teil.
Davon abgesehen: Man bekommt dennoch eine Ahnung, ob es sich lohnt, ein Projekt zu machen oder nicht. Wäre das Crowdfunding irgendwo bei ein paar hundert Euro stecken geblieben, hätte ich mir eingestehen müssen, das Interesse an „Universalcode2“ falsch eingeschätzt zu haben. Und dann hätte ich es auch abgeblasen, jetzt, hier und heute. Aber bei 3000 Euro? Das wäre absurd. Weswegen ich dieses Scheitern als Ermutigung empfinde, so absurd sich das vielleicht auch anhören mag.
Wenn mich irgendjemand fragen sollte, ob man Journalismus durch Crowdfunding zu finanzieren versuchen soll: Ja, uneingeschränkt. „Krautreporter.de“ hat sich für mich als eine wirklich gute Plattform erwiesen und die Unterstützung durch Sebastian Esser ist wirklich bemerkenswert. An seinen vielen guten Tipps und Ratschlägen lag es sicher nicht, dass am Ende kein „Erfolgreich!“ auf dem Projekt „Universalcode2“ stand.
Trotzdem, wie gesagt: Es geht weiter mit diesem Buch und dem gesamten Projekt. Und weil ich in den vergangenen Wochen ja auch ein bisschen etwas zu Thema Kommunikation gelernt habe, steht hier in den kommenden Tagen dann auch, wie genau das aussehen soll…