Ha! Diese Medien, diese dummen Journalisten! Merken einfach nicht, wenn sie von einer Satireseite veräppelt werden, scheinen ab, ohne nachzudenken und verdummen dadurch gefühlt die halbe Menschheit. Glaubwürdigkeit dahin, haben wir doch schon immer gewusst.
So leicht kann man es sich in Urteilen über Journalisten und Medien machen, wie in Urteilen über ungefähr alles andere auch. Dass es eine ganze Reihe von Menschen gibt, die genau das auch tun, wer wollte das bestreiten? Politiker sind demnach alles korrupte Egomanen, Polizisten üble Draufschläger, über Banker reden wir erst gar nicht — und Journalisten, siehe oben. Dass die Wahrheit wie immer etwas differenzierter ist, mein Güte, was soll´s…
Dabei kann man aus der überaus gelungenen Nummer des „Postillion“, der die Pofalla-Meldung einfach rückdatierte und als exklusiv bezeichnete, über den Zustand von Medien und ihre Glaubwürdigkeit das folgende schließen:
Nichts.
Wenn nicht ganz wenige Menschen aus diesem Stückchen folgern, wie elend doof Journalisten doch sein müssen, wenn sie eine erkennbare Satire ungeprüft abschreiben, dann sagt das mehr über die Leute als über die Medien aus. So einfach. Reflexartiges Losquäken war schon immer eine unangenehme Erscheinung und man müsste lügen, würde man nicht festhalten, dass sie durch die Möglichkeiten im Netz auch noch verstärkt werden.
Der „Postillion“ hat das ganz prima gemacht. Nur nicht so, wie es sich die Losquäker gedacht haben. Satire, liebe Freunde, muss man auch dann verstehen, wenn sie sich gegen einen selber richtet.
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Nee, nee, mein Lieber. Das Satirische liegt weniger in der Missdeutung, Journalisten schrieben vom Postillon ab, als darin, dass man eine solche Missdeutung auch nur für möglich erachtet. Dies für möglich zu erachten, ist kein „Losquäken“, sondern ergibt sich aus der leider immer wieder erlebten Realität tatsächlichen Abschreibens voneinander und aus ungeprüften (und für Abschreiber dann unprüfbaren) Quellen, was oft genug vorkommt. Die Missdeutung liegt leider nahe genug statt völlig absurd zu sein – und das nutzte der Postillon weidlich aus. Das Ziel des Spottes bleibt die Journalistenzunft.
Natürlich sollte sich jeder erst einmal an die Nase fassen, der auf die „Doppelsatire“ hereingefallen ist und geglaubt hat, der Postillon wäre die Quelle der Nachricht gewesen.
Es ist aber auch durchaus eine Überlegung wert, warum ein nicht unbeträchtlicher Teil der Leser es für sehr plausibel gehalten hat, dass die Medien ungeprüft abgeschrieben haben.
Nur als Beispiel seien die Demonstrationen in Hamburg genannt, wo alle sofort die Pressemitteilung der Polizei ungeprüft veröffentlicht haben, ohne selbst zu recherchieren. Leider scheint Aktualität heute deutlich wichtiger zu sein als saubere Arbeit.
Natürlich sind auch die Leser daran nicht ganz unschuldig (vor allem die in den sozialen Netzen), da auch die/wir verbreiten gerne aktuelle Nachrichten weiter. Aber es sollten zumindest einige Publikationen, die auf Ihr Renomée achten sich aus diesem Wettbewerb heraushalten und Meldungen erst selber prüfen, bevor sie sie veröffentlichen.
P.S: (Das sollte vermutlich „schreiben ab“ und nicht „scheinen ab“ heißen)