Ursprünglich wollte ich ja nochmal ein paar Zeilen über den Text eines gewissen Stefan Schulz in der FAZ verlieren. Der wiederum hatte die Zeitungsdebatte bei „Spiegel Online“ zum Inhalt, die laut Schulz vor allem dadurch besticht, dass „Blinde über Farbe“ schreiben. Aber irgendwann fand ich diesen Text dann nur noch symptomatisch für eine Debatte, die tot ist. Weil es einfach nicht möglich ist, zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Und weil die immergleichen Argumente auf beiden (selbstredend auch von meiner Seite) nicht ausgetauscht, sondern sich gegenseitig an den Kopf geworfen werden. Der Text des Herrn Schulz war dann auch wenig überraschend: Blinde schreiben über Farbe, Internet-Onkels reden dummes Zeugs, die Zeitung besticht durch Wahrheit und die Onliner haben ein Weltbild aus dem 17. Jahrhundert. Natürlich dürfen auch die üblichen und reichlich dümmlichen Seitenhiebe nicht fehlen: Die Internet-Onkels sind teilweise schon über 40 und der Sixtus wird vom ZDF bezahlt. Ich meine: geht´s noch? Wenn wir uns auf diesem Niveau einer Diskussion bewegen, dann ist die Debatte nur noch eins: tot.
Das wird nicht besser dadurch, dass sich die „Zeit“ allen Ernstes nicht zu blöde war, dem „Spiegel“ vorzuhalten, bei dieser Debatte die eigenen Auflagenverluste nicht zu thematisieren (Lesen hilft, Kollegen: Die Debatte dreht sich um Tageszeitungen und nicht um Nachrichtenmagazine). Der FAZ-Schulz behauptete ernsthaft, Journalismus sei so erfolgreich wie noch nie, vom Millionen-Defizit der FAZ aus dem letzten Jahr war da vorsorglich auch nicht die Rede.
Kurzum: keine einzige neue Erkenntnis in dieser Debatte, außer der, dass man besser die Tageszeitung als solche nicht in Frage stellen sollte, wenn man nicht umgehend mit Förmchen beworfen werden will. Cordt Schnibben, Initiator der Debatte, sprach dann im „Digitalen Quartett“ zurecht von Maoisten und Stalinisten, die sich da gegenüber stehen. (Bevor Sie sich das Video ansehen: vorsicht, da gibt es Thomas Knüwer zu sehen, Stalinist, Maoist, über 40 und ein Internet-Onkel; sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt).
Und eigentlich habe ich mir auch vorgenommen, so schnell nix mehr zum Thema zu sagen, außer es fragt mich jemand dazu. Ich fürchte nur, dass ich meine Klappe eh nicht halten kann, also nehmen Sie mich bitte nicht beim Wort. Aber an sich müsste man das folgende tun: sich auf der Wohnzimmer-Couch zurücklehnen und die Dinge einfach laufen lassen. Die eine Front wird die andere in diesem Leben nicht mehr überzeugen, so viel habe ich in den letzten beiden Wochen gelernt. Im Gegenteil, die Debatte ist auf eher persönliche Aspekte geschrumpft worden: Der durchschnittliche FAZ-Volo hat inzwischen Schaum vorm Mund, wenn es ums Digitale geht und auch der Rest der Printwelt reagiert tendenziell allergisch auf die bösen Onkelz. Dabei – und das ist es, was mich persönlich so stört – sind meine Sympathien sowohl für Mao als auch Stalin ziemlich überschaubar und an Glaubenskriegen beteilige ich mich generell nicht. Eine Zukunft der Tageszeitung ist für mich in dieser Form kaum vorstellbar, aber wenn jemand was anderes glaubt, bitte sehr, soll er doch. Aber jetzt putzen wir uns dann alle mal wieder langsam den Schaum vorm Mund weg und machen einfach das, was wir für richtig halten.
Meine Zeit ist mir zu kostbar und meine Laune an sich viel zu gut, als dass ich mich mit Förmchenwerfen aufhalte.