Mit dem Virenschleuderpreis 2011 waren wir ja ein klein bisschen spät dran – besser gesagt: ich. An mir war die ganze Sache eher vorbeigegangen, weswegen hier auf diesem Blog und in den entsprechenden anderen Kanälen erst vor gut eineinhalb Wochen so richtig getrommelt wurde. Hat aber geholfen: Wir haben beim Publikumsvoting nocch ordentlich aufgeholt und die Jury anscheinend auch einigermaßen überzeugt. Und so hat es in unserer Kategorie für „Universalcode“ für den „Virenschleuderpreis 2011“ gereicht. Dafür: Vielen Dank an alle, die uns mit „Likes“ unterstützt haben, ohne euch wäre es nicht möglich gewesen! Inzwischen geht die Sache mit dem „Universalcode“ ja schon eine ganze Zeit, aber ich staune immer wieder, was so alles geht mit einer solchen Community. In den anderen Kategorien haben übrigens der Kunstmann-Verlag und Audible.de gewonnen — und wir freuen uns einfach mal, mit solchen Branchengrößen in einer Reihe zu stehen.
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Erklärugsbedarf gibt es anscheinend auch noch ein bisschen bei der Frage: Was kann/will dieses Buch – und was nicht? Ich habe deshalb nochmal so eine Art Mini-Erklärungs-Vorwort geschrieben, in dem das Folgende stehen wird:
Man stößt, geht es um die ganzen Neuerungen im Journalismus, seit Jahren auf erstaunliche Unschärfen in den Begrifflichkeiten. Für anscheinend nicht wenige ist Multimedia gleichbedeutend mit Videos, was wiederum gleichbedeutend ist mit Crossmedia, was irgendwie so etwas ähnliches ist wie das Internet, welches inzwischen de facto gleichzusetzen ist mit Facebook. Das alles ergibt demnach irgendeine neue Form von Journalismus, von der man nicht sehr viel mehr weiß, als dass sie digital und vernetzt ist.
Diese in vielen Köpfen und Redaktionen – und, zugegeben: auch in Ausbildungseinrichtungen – vorhandene diffuse Definition dessen, was die Zukunft könnte, ist der Grund für ein Buch namens „Universalcode“. Wir Journalisten und Medienmacher müssen unser Handwerk nochmal in vielen Bereichen neu erlernen und es ist nicht in Sicht, dass dieses ständige Neu- und Dazulernen zu einem Ende kommen würde. Das bedeutet: Auf uns kommt enorm vieles an Neuem zu. Das bedeutet nicht, dass wir den Journalismus komplett neu erfinden müssen. Vor allem da nicht, wo es um seine Grundfesten geht, wo es um Handwerk geht, das auch im digitalen Zeitalter seine Berechtigung hat und das sich nicht oder nur sehr wenig ändern wird.
Warum also dieses Buch – und warum nicht? Wir wollen alles erklären, was sich seit (das ist unser gefühlter Maßstab) 1995 verändert hat. Das ist eine ganze Menge. Manches hat sich stark geändert, vieles ist komplett neu hinzugekommen. Immer da, wenn es um wirklich neue Dinge geht, haben wir versucht, so viele praktische und konkrete Handreichungen wie möglich anzubieten. In einem Ausnahmefall versuchen wir auch zu vergleichen, nämlich beim Thema Videos. Das war deshalb nötig, weil speziell bei diesem Thema zwar die technischen und manche handwerklichen Grundlagen gleich sind, die gleiche Darstellungsform aber auf zwei Kanälen völlig unterschiedlich wahrgenommen wird und deshalb auch anders produziert werden muss. In einem Kapitel also schildern wir die Grundlagen des bewegten Bildes, die sowohl im TV als auch im Netz ihre Gültigkeit haben. Aber insbesondere in einem zweiten Kapitel stellen wir dar, warum eben Webvideos kein Fernsehen sind und was sich ändern muss, wenn wir für das Netz produzieren. Und naturgemäß versuchen wir für Themen wie beispielsweise Soziale Netzwerke eigene und neue Maßstäbe und Empfehlungen aufzustellen. Ganz einfach deswegen, weil es hier noch beinahe nichts an Literatur gibt, auf was man sich berufen könnte.
Umgekehrt werden Sie in diesem Buch einiges nicht finden, ganz bewusst nicht. Es gibt weder Kapitel über die Überschrift noch über den Kommentar oder die Reportage. Kurz: Über all jene Dinge nicht, die journalistische Standards sind, die im Netz nicht oder nur unwesentlich verändert sind. Und über die es genügend andere Literatur gibt. Dingem zu denen wir nichts Neues oder Essentielles beitragen könne. Ganz davon abgesehen würden dieser Versuch auch die Möglichkeiten und den Rahmen dieses Buchs sprengen. Was „Universalcode“ sein kann: eine umfassende und dennoch kompakte Übersicht über Journalismus im digitalen Zeitalter. Eine Übersicht über alles und jeden im Journalismus hingegen konnten und wollten wir nicht schreiben.
Und noch eines sollten Sie sich vor Augen führen, bevor Sie mit der Lektüre beginnen: „Universalcode“ kann nur eine Bestandsaufnahme sein. Das Buch werden wir natürlich auch online weiterführen, aber sicher auch mal mit korrigierten oder erweiterten Neuauflagen. Natürlich haben wir uns bemüht, die meisten Themen so zu bearbeiten, dass sie nicht innerhalb kurzer Zeit wieder veraltet oder ergänzungsbedürftig sind. Dass dies aber nicht generell und immer möglich ist – das weiß jeder, der schon mal Journalismus im digitalen Zeitalter gemacht hat.
Herzlichen Glückwunsch — natürlich auch an Marion!
Wir haben die Verleihung (wie auch einige Sessions des BuchCamps) aufgezeichnet und werden die Videos morgen online stellen.
Danke, Alex, für die Glückwünsche! Dir auch nochmal Danke für das tolle Buchcamp. Wir sehen uns in Berlin.