Eine kleine App-Kritik (8): Handelsblatt last

Die App des „Handelsblatts“ ist eine ganze Zeit komplett an mir vorbeigegangen. Das hängt mit meinem eher mäßigen Interesse an Wirtschaftsjournalismus zusammen, aber auch damit, dass ich aus Düsseldorf nicht wirklich viel erwartet hatte. Deswegen blieb das iPad lange eine handelsblattfreie Zone. Zumal mich auch noch anderes abschreckte: Das Wunderding sollte nur zur Einführung kostenfrei sein, danach wollte man Geld dafür. So legitim ein solches Ansinnen ist, ich ertappe mich immer öfter bei dem Gedanken: Wie, kosten soll das auch noch was? (Sagen Sie mir nicht, dass das absurd ist, ich weiß es)

Nachdem dieses Ansinnen jetzt gescheitert und die App an Siemens versponsert ist, bin ich dann doch neugierig geworden. Erstmal ganz nüchtern betrachtet: Steht man dem „Handelsblatt“ wohlgesonnen gegenüber, nennt man das wohl eine solide App. Man kann sie auch langweilig nennen. In einem Zeugnis für Arbeitnehmer würde wahrscheinlich stehen: Hat sich bemüht. Macht nichts falsch, aber auch nichts überragend gut. Sie ist so wie eine App eben ist, wenn man sehr aus der Zeitungsecke kommt. Man macht irgendwie eine Zeitung am Bildschirm. Viel Text, wenig Fotos. Und wenn, dann eigenartig rechts oben und außerhalb des Textes platziert.

 

Zwei Dinge muss man dann aber doch noch erwähnen — nicht, weil sie so besonders sind, sondern weil sie so gewöhnlich sind, dass sie damit stellvertretend für einiges im (Zeitungs-)Journalismus stehen. Zum einen: Man muss nur ein bisschen Videoerfahrung haben, um zu wissen: Ohne bewegtes Bild sehen Videos irgendwie komisch aus. Das „Handelsblatt“ hat für sein 100-Sekunden-Format leider kein Bewegtbildmaterial. Deshalb steht dort regelmäßig eine akkurate Dame und sagt irgendwelche komischen Texte auf, während hinten ulkige Symbolfotos auf dem Screen hin-  und herfliegen. Das ist zwar Video, aber so unterhaltsam wie eine alte Folge von Aktenzeichen XY mit Eduard Zimmermann.

Was uns dann letztlich zum zweiten und wohl entscheidenden Problem führt: Wofür bezahlt man noch in einer Zeit des journalistischen Überflusses? Für mittelgut aufbereitete Nachrichten und eher komische Videos jedenfalls nicht. Das „Handelsblatt“ wird wohl weiter einen Sponsor für seine App brauchen. Bei mir fliegt sogar die Gratis-Version wieder runter vom iPad.

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