Das trifft sich ja gut: Zu einer runden Update-Ausgabe zum „Universalcode“ können wir Ihnen die ersten aus dem Team auch mal im Video vorstellen. Vor zwei Wochen hatten wir uns mit einer kleinen Truppe in Köln getroffen, dabei sind diese Kurz-Videos entstanden. Und von denen bekommen Sie in den kommenden Tagen eines nach dem anderen zu sehen. Inhalt: Wer bin ich, was mach ich (beim Universalcode) – und dann am Ende noch sowas ähnliches wie bei Robert Lemke (quasi eine: typische Handbewegung). Den Anfang macht heute Jochen Markett, Insidern übrigens auch unter seinem Künstlernamen Joey Marketti jr. bekannt. Jochen ist nicht nur Journalist und Trainer und Teilzeit-Sänger, sondern neuerdings auch mit einer enormen Vorliebe fürs Kabarett ausgestattet. Aber bitte, schauen Sie selbst hinein…
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Und es wird natürlich auch mal wieder Zeit für eine Leseprobe. Die heutige stammt von Ulrike Langer, die sich ausführlich mit dem Thema „Unternehmerjournalismus“ beschäftigt. In Zeiten wegbrechender Geschäftsmodelle und schrumpfender Redaktion aus unserer Sicht auch für „Universalcode“ein unverzichtbares Thema.
Und das schreibt Ulrike zum Thema (im Buch natürlich deutlich ausführlicher):
Viele Journalisten glauben, dass der Begriff „Unternehmerjournalismus“ eine Tautologie ist. Freie Journalisten sind ja per se selbstständig und somit als Unternehmer tätig (es sei denn, sie sind scheinselbstständig, arbeiten also de facto weisungsgebunden für einen einzigen Auftraggeber). Unternehmerjournalismus geht als Konzept allerdings viel weiter als das herkömmliche Arbeitsmodell freier Journalisten: Thema vorschlagen /vorgeschlagen bekommen – Auftrag annehmen – fertigen Beitrag abliefern – Verlag oder Sender veröffentlicht Beitrag – Honorar von Verlag oder Sender erhalten.
Entrepreneurial journalism – auf Deutsch Unternehmerjournalismus – bedeutet, dass sich die Journalisten selbst um die Vermarktung ihrer Beiträge kümmern. Und zwar nicht, indem sie ihre Beiträge einem Verlag oder einem Sender als Vermittler anbieten, sondern indem sie sich direkt an ihr Publikum wenden, eigene Vertriebswege und eigene Geschäftsmodelle entwickeln. Das kann beispielsweise über selbstvermarktete e-Books im Eigenverlag geschehen. Der Autor Markus Albers hat das im vergangenen Jahr mit seinem Buch “Meconomy” zunächst als eBook, danach als Audioversion und schließlich auch mit einer gedruckten Ausgabe erfolgreich ausprobiert. Ein anderes unternehmerisches Modell kann ein Online-Abo für journalistische Beiträge sein. Der frühere “Stern”-Kolumnist Jan Weiler vermarktet seine Kolumne “Mein Leben als Mensch” im E-Abo über seine Website www.janweiler.de , seit der „Stern“ ihm 2009 den Autorenvertrag kündigte. Mehrere Wissenschaftsjournalisten haben unter dem Namen Wissenschaft aktuell ihre eigene Nachrichtenagentur für Wissenschaftstexte gegründet. Sie recherchieren und produzieren in Vorleistung und verkaufen fertige Beiträge an Redaktionen. Der Journalist Hardy Prothmann mit seinem hyperlokalen “Heddesheimblog” akquiriert lokale Geschäftsleute als Werbekunden, darunter auch solche, die zuvor mit dem Netz als Werbemedium nicht viel anzufangen wussten.
Der unternehmerische Ansatz bedingt zwingend, dass Journalisten sich nicht nur inhaltliche, sondern auch kaufmännische Gedanken machen. Sie müssen sich selbst darum kümmern, was sich wie vermarkten lässt. Jeff Jarvis, einer der Vordenker und Verfechter des Unternehmertums im Journalismus, forderte im November 2009:
Ich glaube, Journalisten müssen Unternehmer werden. Sie müssen nicht alle als Einzelunternehmer hyperlokale Irgendwas-Blogs betreiben. Aber sie müssen kluge wirtschaftliche Entscheidungen treffen, wenn sie überlegen, in was sie Zeit und Geld investieren. Sie müssen den Markt erspüren und bedienen. Sie müssen mit Innovatoren kooperieren. Sie müssen Visionen habe für eine journalistische Zukunft, die anders – und sogar besser – ist als seine Vergangenheit. („The future of news is entrepreneurial“, s. Links)
Der Ansatz von Jeff Jarvis wirft Altbekanntes um. Denn traditionell brauchten sich Journalisten nie um die geschäftliche Basis ihrer journalistischen Beiträge oder gar um neue Geschäftsmodelle zu kümmern. Jahrzehntelang war es eine Gewissheit, dass Volontäre im Regelfall übernommen werden, Redakteure silberne Löffel stehlen müssen, um entlassen zu werden,Tarifgehälter stetig steigen und die Honorare für freie Mitarbeiter ebenfalls, wenn auch langsamer und auf weitaus niedrigerem Niveau. Wie die Etats für ihr eigenes Auskommen erwirtschaftet wurden, darum sollten sich Journalisten (zumindest theoretisch) sogar möglichst wenig kümmern, damit ihre redaktionelle Unbhängigkeit nicht gefährdet werde.
Doch an Stelle der Gewissheit sicherer journalistischer Einkommen aus Festanstellung oder festen Aufträgen ist inzwischen eine andere Gewissheit getreten: Werbung und Vertriebserlöse alleine werden nicht mehr alle Journalisten auf dem heutigen Niveau ernähren können. Wer auch künftig auf jeden Fall noch journalistisch tätig sein will, statt beispielsweise auf das benachbarte Feld der Public Relations auszuweichen, muss sich der Herausforderung stellen, für viele verschiedene Auftraggeber zu arbeiten. Dazu gehört, eventuell auch ohne einen Verlag als starken Vertriebspartner im Rücken seine Beiträge selbst zu vermarkten. Freie Journalisten müssen beginnen, die Leser, Hörer und Zuschauer ihrer Beiträge als Kunden zu sehen und sie entsprechend zu umwerben und für ihre Angebote zu interessieren.
Das wird logischerweise jenen Journalisten am leichtesten fallen, denen es gelingt, sich (auch) unabhängig von klassischen Auftraggebern selbst als Marke zu inszenieren (s. dazu auch das Schlusskapitel von Richard Gutjahr). Dieses Kapitel wird sich mit dem nötigen Handwerkszeug des Unternehmerjournalisten beschäftigen: mit journalistischen Geschäftsmodellen, Plattformen und Ressourcen