Früher waren meine Reisen (von denen ich viele habe) immer mit einem mittelgroßen Organisationsaufwand verbunden. Zumindest, wenn es um das Bereitstellen entsprechender Reiselektüre ging. Zeitungen, Magazine, bei längeren Absenzen dann auch gerne mal ein Buch — das brauchte ein bisschen Planung und noch ein bisschen mehr an Platz. Meistens habe ich irgendwas vergessen oder aber festgestellt, dass ich jetzt genau das, was ich dabei habe, eigentlich nicht lesen möchte. Im Flugzeug gab´s zudem oft gestrenge Blicke vom Nebenmann, weil das Ausklappen einer „Süddeutschen Zeitung“ immer ein bisschen Platz braucht, den man eigentlich gar nicht hat. Aber was will man schon machen?
In den letzten beiden Wochen hat sich das Thema — nun ja, nicht völlig erledigt, aber zumindest erheblich an Dramatik verloren. Keine Ahnung, warum ich nicht eher draufgekommen bin, vielleicht war es das anfangs noch nicht so wirklich zufriedenstellende Angebot, aber inzwischen gehe ich entspannter und sehr viel leichter bepackt auf Reisen. Die Lösung heißt iPad, was sich im Zug und im Flugzeug wirklich ganz großartig handhaben lässt.
Gleichzeitig trudelt hier gerade eine Meldung ein, nach der in den USA die Nutzung des iPads deutlich zu Lasten von gedruckten Medien geht. Demnach will über die Hälfte der Befragten in den kommenden Monaten ein bestehendes Abo wahlweise kündigen oder nicht mehr verlängern. Das ist nur dann überraschend, wenn man selbst noch nicht mit einem Tablet unterwegs war. Es ist schlichtweg deutlich angenehmer, mit nur einem flachen Teil unterwegs zu sein, als ein Paket Zeitungen und ein Buch einzustecken. Ganz davon abgesehen, dass mir das Tablet bei Kurztrips für einen Tag als Arbeitsgerät zudem völlig ausreicht.
Das alleine ist aber natürlich noch lange nicht der Grund, warum das iPad den Printprodukten das Leben dauerhaft so schwer machen wird. Zugegeben: Es ist erst mal ein merkwürdiges Gefühl, wenn man morgens statt zur gewohnten Zeitung zum Tablet greift. Aber es ist, zumindest für mich, inzwischen zur Gewohnheit geworden. Letzte Woche habe ich mir am Wochenende in einem Café mal wieder ein paar Zeitungen gekauft und fand das am Ende komischer, als mit einem Tablet dazusitzen.
Die Frage ist dabei nicht mal: App oder Browser? Ich nutze beides, je nach Gusto und natürlich auch nach Verfügbarkeit. Weil es die Zeitungen meiner Wahl bisher noch nicht als App zu kaufen gibt, weiche ich dann halt auf was anderes aus, komme aber deswegen nicht zwingend auf den Gedanken, mir jetzt noch irgendwo die Zeitung meiner Wahl besorgen zu müssen, nur weil ich sie nicht auf das Tablet bekomme. Und nein, mir geht es auch nicht zwingend um irgenwelche multimediale Spielereien. Wenn es um das reine Zeitunglesen geht, wäre ich fürs erste ja schon dankbar, beispielsweise meine „Süddeutsche“ in anständiger Form aufs iPad oder sonstwohin zu bekommen. Ich muss das nicht haben, morgens am Frühstückstisch Videos im 360-Grad-Format zu bestaunen.
Was ich aber auch nicht mehr haben muss: raschelnde Papierberge am Frühstückstisch. Dass ich einen solchen Satz mal hinschreiben würde, hätte ich mir als bekennender Zeitungsleser auch nicht träumen lassen.