Manchmal, wenn ich danach gefragt werde, welche App-Konstruktion ich für eine Tageszeitung als am besten geeignet ansehe, denke ich mir im Stillen: Ich bin mir nicht so sicher, ob eine tagesaktuell erscheinende App wirklich die beste Lösung ist. Zumindest dann, wenn man wirklich mehr machen will als einfach nur die aktuelle Printausgabe ins Netz zu transferieren. Aufwändig multimediale Geschichten erzählen erfordert einen enormen materiellen und personellen Aufwand, frag nach bei der „Frankfurter Rundschau“.
Auf der anderen Seite liebe ich den Sonntag als Lesetag. Deswegen bin ich ziemlich glücklich darüber, dass es den „Spiegel“ für das iPad schon am Samstag gibt, weil ich dann am Sonntag richtig ausgiebig lesen kann. Und auch die Tastache, dass es nur zwei Sonntagszeitungen in Deutschland, bedaure ich bei aller Liebe vor allem zur FAS dann doch sehr.
Diese beiden Gründe zusammen genommen sind es, warum mir die Idee der „Rheinischen Post“ gut gefällt, eine Art Sonntags-Zeitung für das iPad zu machen. Und noch besser als die Idee gefällt mir die Umsetzung. Chapeaux, das ist wirklich gut gemacht. Eine sehr intuitive Benutzerführung, ein ansprechendes Layout – und vor allem: sehr solides multimediales Erzählen, da wo es angebracht und sinnvoll ist. Die Geschichte in der Premieren- Ausgabe über Duisburg ein halbes Jahr nach der Love-Parade ist richtig gut geworden und zeigt, dass multimediales Erzählen eben nicht einfach besinnungsloses Tremolo mit allen irgendwie zur Verfügung stehenden Mitteln ist.
Ebenfalls schön: kein wahlloses Reinkopieren von irgendwelchen Printgeschichten (siehe Hamburger Abendblatt), sondern tatsächlich klassischer Lesestoff für einen halbwegs entschleunigten Sonntag.
Kompliment also: Wenn die weiteren Ausgaben das halten, was die Premiere verspricht, dann gehört das Ding in jede gepflegte App-Sammlung.
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