Mit der steigenden Bekanntheit ist das so eine Sache, vor allem, wenn man in die Klauen von Journalisten gerät. Vor allem Medienjournalisten kritisieren das gerne und häufig. Was aber, wenn es Medienjournalisten sind, die aus einem Nichts nicht nur eine Meldung, sondern gleich eine einigermaßen große Geschichte machen?
Konstantin Neven DuMont hat eine solche Erfahrung im nunmehr vergangenen Jahr machen dürfen. Um DuMont war es ja eigentlich immer verhältnismäßig ruhig, zumindest gemessen an der Tatsache, dass er Vorstand und potentieller Erbe in einem von Deutschlands größten und wichtigsten Verlagen war. Jeder mittelbekannte Vizechefredakteur einer Zeitung war mehr auf Panels unterwegs und in den Fachblättern zitiert als Neven DuMont. Dann beging Neven DuMont (vermutlich) einen ebenso schwerwiegenden wie bizarr-dummen Fehler: Man darf ja immer noch nicht behaupten, er sei es gewesen, der Stefan Niggemeiers Blog mit Kommentaren flutete, man darf aber sehr wohl sagen, dass er im Mittelpunkt dieser hübschen, kleinen Affäre stand. Fortan hieß Neven DuMont bei Medienjournalisten meistens nur noch Konstantin, sogar in Überschriften. Und irgendwie wude man danach das gedfühl nicht mehr los, als würde Konstantin eine Art Lothar Matthäus für Medienjournalisten: Nix los heute? Schau doch mal, ob Konstantin nicht wieder irgendwas Lustiges gesagt hat.
Für den somit irgendwie bedauernswerten Konstantin hat das zur Folge, dass er jetzt schier gar nichts mehr von sich geben kann, ohne dass (Medien-)Journalisten daraus versuchen, wahlweise ein Miniskandälchen zu machen oder aber wenigstens einen Beleg dafür zu finden, dass er manchmal schon krudes Zeug rede. „Meedia“ beispielsweise titelte heute, „Konstantin“ lege sich mit SZ-Chefredakteur Kurt Kister an (den man erstaunlicherweise in Überschriften nicht einfach „Kurt“ nennt). Konstantin also verus SZ-Chefredakteur, alleine in der Titelwahl liegt schon eine gewisse Lächerlichkeit. Gemacht hat „Konstantin“ aber nur eines: Er hat einen Glosse kommentiert, in der sich Kister im November (!), auf dem Höhepunkt der damaligen Schlammschlacht, satirisch mit der Familiensache DuMont auseinandersetzte. Bei „Facebook“ nennt Neven DuMont den Beitrag „bedenklich“.
Das war´s? Ja. Das war´s.
So schnell also legt man sich heute mit jemanden an, wenn eine Redaktion eine Schlagzeile braucht. Getoppt nur noch vom „Branchendienst“ Turi 2, der es in Headlindes auch gerne mal etwas kräftiger macht. Dort steht heute: „Konstantin Neven DuMont wütet gegen Kurt Kister.“
Und ehrlich? Doch ja, er tat mir heute leid, der Konstantin.
Die Wortwahl der Medienjournalisten hängt immer von der jeweiligen Betrachtungsweise ab. Ich fand das heute alles harmlos. In gewisser Weise habe ich mich sogar gefreut, dass die Branchendienste darüber berichtet haben. Kleine Unpässlichkeiten nehme ich dabei gerne in Kauf.
Gestern entdeckte ich per Zufall den Beitrag von Kurt Kister. Die Süddeutsche Zeitung vermarktet sich gerne als Gralshüter des „Qualitätsjournalismus“. Wer einen derartigen Anspruch an sich selber hat, muss sich auch daran messen lassen.
P.S. Viel Erfolg mit Ihrem neuen Buch.
Ich frage mich wie lange Medienjournalisten, Branchendienste und Blogger diese Spirale noch aufrecht erhalten können oder wollen. Jede Aussage, jeder Tweet, jedes alte Fitzelchen Zeitungsausschnitt von und über Konstantin Neven DuMont wird ausgekramt, von einem Branchendienst aufgepuscht und danach von einem Blogger irgendwie kommentiert, woraufhin wieder ein Medienjournalist den Blog zitiert, ad infinitum.
Es wird Zeit sich wieder um relevante Themen zu kümmern.
Für Herr Neven DuMont scheint es allerdings wichtig zu sein im Gespräch zu bleiben. Ich persönlich wäre nach der Aufregung um meine Person etwas kleinlauter geworden. Aber das liegt natürlich nicht in meinem Ermessen.
Schönen Abend noch und so.
@Marcel: Dann lassen Sie uns doch mal darüber diskutieren, ob es „gerecht“ ist, dass ein Kurt Kister mit seinen Methoden sehr viel Geld verdient, und ein überdurchschnittlich begabter Blogger fast nichts. In Bezug auf dieses Thema würde mich Ihre Einstellung wirklich interessieren.
Meine bescheidene Meinung dazu, auch wenn ich nicht gefragt bin:
Das ist sehr schade, aber systembedingt. Wobei eine Diskussion über die sogenannte „vierte Gewalt“ sicher auch spannend wäre.
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@Konstantin NevenDuMont: Ich möchte mich ungern über Kurt Kister und seine, wie Sie es nennen, „Methoden“ auslassen. Ich bin lediglich Medienkonsument und kenne die meisten Personen aus der Branche auch nur aus den Medien. Ich kann über ihn als Person also keine Aussage machen.
Was ich sagen kann ist, dass es, in meinem Verständnis, niemandem zusteht im Privat- und Familienleben anderer herumzuinterpretieren. Zumal es in diesem, Ihrem, Fall (auch meine Meinung) nichts tatsächlich relevantes zu berichten gibt. Herr Kister wühlt in seinem Artikel etwas tief im Boulevard.
Nun aber zu Ihrer Frage ob es gerecht sei, dass Herr Kister mehr Geld verdient als ein Blogger.
Im Moment ist es noch(!) so, dass gedruckte Zeitungen/Magazine/etc. sehr viel mehr wahrgenommen werden als Blogs. Zumindest gilt das für den größten Teil der Bevölkerung und auch der Presse. Wenn man die „scheinbare Relevanz“(=öffentliche Wahrnehmung) als Maß für das Gehalt ansetzen würde, dann wäre der Gehaltsunterschied tatsächlich gerecht.
Mir gefällt das selbst nicht und ich würde mir wünschen, dass viel mehr Menschen Blogs oder andere neue Formen des Journalismus wahrnehmen würden. Doch alleine davon füllt sich die Kasse eines Bloggers noch nicht.
Die Lösung des Problems ist…mir unbekannt.
Das Codewort „Konstantin“ ist einfach eine Service der Medienbranche um es Herrn DuMont einfacher zu machen nach sich selbst zu googeln und dann gleich seinen Senf dazugeben zu können. Er hat ja jetzt dafür auch viel mehr Zeit.
Gut, dass die Schlagworte hier auch nochmal in Text und Überschrift auftauchen 😉
„Das war´s? Ja. Das war´s.“
Prinzipiell stimmt’s natürlich trotzdem.