Gar nicht lange her, da setzte mir ein Kollege aus einer Zeitungsredaktion folgendes auseinander: dass erstens wir Onliner und Blogger viel zu pessimistisch seien, wenn es um die Zukunft von Verlagen und Papier gehe. Und dass sein Haus und viele andere Häuser doch eigentlich gut aufgestellt seien, wenn es ums Internet und diesen Digitalkram gehe. Man habe eine sehr ordentliche Webseite und man twittere gelegentlich sogar.
Beides war erst mal nicht zu bestreiten. Die Webseite war wirklich ordentlich — und ja, das mit dem gelegentlichen twittern stimmte, allerdings mit deutlicher Betonung auf „gelegentlich“. Triumphierender Blick des Kollegen, in den Augen lag ein eindeutiges: Da sagste nix mehr, oder? Tatsächlich hätte ich das so erst mal hinnehmen müssen, wenn mir alten Mäkler (O-Ton des Kollegen) nicht durch den Kopf gegangen wäre, dass genau diese Ansicht zeigt, wie problematisch es um die Zukunftsaussichten der analogen Welt bestellt ist.
Die Webseite ist tot. Das Lustige daran ist, dass man diesen Toten nicht einfach beerdigen kann, was man ja durchaus widersinnig finden kann. Natürlich, man braucht die Webseite auch weiterhin, aber sie wird für die Zukunft von Redaktionen immer unwichtiger. Wenn man sich vor Augen führt, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die über Google oder Facebook auf Webseiten landen (und dann wieder gehen), dann kann man sich vorstellen, dass sie nur noch eine von vielen Plattformen. Wenn man sich dann überlegt, wie sehr sich das Netz und die gesamte Kommunikation vom stationären ins mobile Netz und von der Webseite in die diversen Apps verlagert, kann man sich auch vorstellen, dass die gute, alte Webseite nur noch eine von sehr vielen potentiellen Anlaufstellen sein wird. Umgekehrt macht diese Entwicklung dringend nötig, dass man sich mit den vielen anderen Kanälen intensiv beschäftigt und sich nicht nur als irgendeinen weiteren Vertriebskanal betrachtet.
Und vielleicht begreifen sie es ja auch irgendwann mal, dass es absurd ist, permanent für jeden einzelnen Kanal unmittelbare Erlöse zu fordern — und im Falle des Fehlens darüber zu lamentieren, dass man mit Webseiten/Apps/Internet irgendwie kein Geld verdienen lässt. Redaktionen funktionieren nur noch als hyperkanalige Konstrukte, nicht mehr als Zeitung mit angeschlossenem Internet.
Vergesst die Webseite. Ein bisschen zumindest. Man muss nur fürchten, dass sie auch das nicht tun werden — oder erst wieder dann, wenn schon längst die nächste große Entwicklung durchs Netz rollt.