Kann man aus dem, was deutsche Redaktionen nach der jüngsten Wikileaks-Veröffentlichung daraus gemacht haben, irgendwas über ihren Zustand schließen? Vielleicht, dass es ihnen gar nicht so sehr auf Inhalte, als auf den schnellen, billigen Effekt ankommt? Dass sie sich die Mühe, diese unzähligen Dokumente durchzusehen, eher ungern machen und stattdessen lieber auflisten, was frei nach Dietl so klingen müsste: Rossini – oder die spannende Frage, wer wann was über wen gesagt hat? Muss dieser Qualitätsjournalismus sein, von dem man in letzter Zeit so viel hört.
Seit beinahe zwei Tagen wird jetzt gerätselt und analysiert und eigentlich warte ich nur noch auf das erste Ranking. Statt eines Politbarometers das Kabelmeter: So beliebt sind unsere Politiker in Amerika! Man spürt ja schon förmlich das Durchhecheln nach den geheimen Zeugnisnoten, die unsere Politiker vom großen Lehrer drüben bekommen. Ganz besonders ulkig auch unsere Freunde der Passauer Neuen Presse, die naheliegenderweise schauten, ob sich nicht auch was über heimische Politiker findet. Und siehe da: Es findet sich was! Und es ist gar nicht mal sooo schlecht, weswegen man daraus doch gleich mal (Große Themen aufs Lokale runterbrechen!) noch eine kleine Geschichte macht:
Die Berufung des Passauers Max Stadler (FDP) zum Justiz-Staatssekretär wird in den Papieren als „exzellente Wahl“ bezeichnet. Mit ihm besetze ein ausgewiesener Rechtsexperte das Amt, der zudem Amerika-Erfahrung habe. Vermerkt wird zudem, dass er ein heftiger Kritiker des Abkommens über die Sammlung von Daten von Flugpassagieren sei. Stadler betonte gestern gegenüber der PNP: „Mit dieser Beschreibung meiner Person habe ich kein Problem. Auch was an mir kritisch gesehen wurde, ist zutreffend dargestellt.“
Es fand sich übrigens auch eine Zeile über einen Staatssekretär Scheuer, aber über den stand nur drin, dass es ihn auch gibt.
Trotzdem muss sich da doch noch mehr draus machen lassen, man könnte ja in diesem riesigen Wust was übersehen haben. Weswegen die „Bild“ ihren Lesern die Bitte mitgibt, mal selbst zu schauen, ob da nicht noch was Spektakuläres drin steht – einschl. Gebrauchsanweisung, wo man wie welche Dokumente findet.
Von einem „Desaster“ für die US-Diplomatie schreibt der „Spiegel“ seit nunmehr zwei Tagen. Wie groß das Desaster für deutsche Redaktionen ist, die alle anderen Aspekte auslassen und nur über teflonbehaftete Kanzlerinnen schreiben, kann man sich ja mal überlegen, wenn sich die Aufregung wieder gelegt hat. Ist eh bald Weihnachten.
[…] So beliebt sind unsere Politiker in Amerika! Man spürt ja schon förmlich das Durchhecheln nach den geheimen Zeugnisnoten, die unsere Politiker vom großen Lehrer drüben bekommen. […]
Der Österreichische Finanzminister Josef Pröll das Selbstverständnis von Politfunktionären am Dienstag auf den Punkt gebracht: […] „Wenn ich in Umfragewerten gefallen bin, ist das mein Problem und nicht das von Österreich!“ […]
*verstanden hat er’s offensichtlich nicht !
dann pochen alle wieder auf die altbewährten bezahlinhalte, aber inhalte liefern die genau null.