Lustig, oder? Da gibt es gerade mal eine Handvoll Apps aus deutschen Verlagshäusern — und schon kann (muss) man von Standards sprechen. Das kann man auslegen wie man mag, wenn man ein bisschenmotzig drauf ist, könnte man anmerken: Das ist wie bei der Gestaltung von Webseiten, einer (Spiegel Online) macht was vor, die anderen machen es nach. Die „App“ des Stern jedenfalls sieht ziemlich stark nach der des „Spiegel“ aus und orientiert sich auch inhaltlich deutlich am spiegelnden Vorbild. Soll heißen: Ab und und gibt es noch ein paar multimediale Ergänzungen, die alle ganz nett sind, wobei ich aber weder beim Spiegel noch beim Stern irgendetwas gesehen habe, was ich jetzt wirklich als zwingend bezeichnen würde. Mir kommen diese Sachen eher wie multimediale Giveaways vor, die man irgendwann mal wieder in irgendeiner Ecke liegend bemerkt.
Weil aber wiederum die Standards, die der „Spiegel“ in Sachen Apps gesetzt hat, nicht die schlechtesten sind, darf man auch der „Stern“-App wenigstens das Attribut solide verpassen. Die großzügige Optik des Magazins und die meistens immer noch wunderbaren Fotostrecken kommen dem iPad und seinem Display ziemlich entgegen, soll heißen: Auch optisch kann man den Stern auf dem iPad durchaus genießen. Schön finde ich auch die Option „Fliepview“, bei der die Seiten-Miniaturen unten am Bildschirmrand eingeblendet sind. So etwas fehlt mir beim „Spiegel“ noch.
Eher unsicher bin ich mir in einem anderen Punkt: Die Lade- und Installationszeiten eines Heftes waren heute zumindest bei mir in einem an sich sehr schnellen WLAN jenseits aller Zumutbarkeitsgrenzen. Wenn das wirklich immer so wäre, dann müsste man zumindest Abzüge in der B-Note geben: Rund 5 Minuten für Download und Installation eines einzelnen Heftes sind indiskutabel.
Und schließlich noch eines: Der „Stern“ zeigt unfreiwillig, dass das iPad nach den jetzigen App-Modellen zwar Leser verschiebt, aber keine neuen hinzugewinnen kann. Wer das Heft aufs iPad geladen hat, wird es nicht auch noch gedruckt lesen. Für einen ganz großen Wurf a la „Wired“ fehlt es in deutschen Verlagen momentan offenbar noch an Mut.