Dass mich dieses Buchprojekt mal unter gefühlten Druck setzen würde — nun gut, ich hätte es mir denken können. Habe ich aber nicht. Dennoch ist es so, habe ich in den vergangenen drei, vier Tagen festgestellt. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, war es ziemlich ruhig hier. Das liegt ganz banal daran, dass man bei aller Begeisterung für solche Projekte ja auch noch etwas anderes zu tun hat und es nebenher auch keine schlechte Idee ist, ein wenig Geld zu verdienen. Also war ich unterwegs — und es ist jedes Mal das Gleiche. Natürlich habe ich meine Laptops dabei, man ist ab und auch mal online, abends dann aber so erschossen, dass man nichts mehr in die Tastatur geklappert bekommt. Zudem war das Pendeln zwischen Salzburg und Stuttgart zwar schön, aber eben auch mit dem Nachteil versehen, dass ich selten vor Mitternacht am Ziel ankam. Aber nebenher und völlig off-topic: Der großartigste Moment war bei einer langen Autofahrt durch die wunderbaren Berge und die einbrechende Dunkelheit, als im Radio (danke, Ö3!) der Song zum Wecken jeglicher (und langsam weniger werdenden) Lebensenergie kam. Nebenbei bemerkt spielten 2Raumwohnung in Johannesburg ebenfalls einen Teil aus dem Song, seitdem mag ich ihn noch mehr. Die dabei waren wissen warum.
http://www.youtube.com/watch?v=021WZBh1R4I***
Es ist also keineswegs so, dass ich die Lust am Buch verloren hätte, im Gegenteil. Nachdem ich in den vergangenen Tagen sehr viel wieder mit jungen Journalisten zu tun hatte, habe ich für mich festgestellt: Der Bedarf ist wahrscheinlich sogar größer als ich dachte. Und außerdem sind wieder ein paar neue Leute mit an Bord gekommen, was mich naturgemäß am meisten freut. Zu sagen, man finde ein Projekt gut, das ist das eine. Aktiv mitzumachen, mitzuschreiben, das ist nochmal was ganz anderes.
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Und weil ich ja ein höflicher Mensch bin und der Grundsatz „Ladies first“ gilt, fangen wir mit einer weiblichen Mitstreiterin an. Elisabeth Wasserbauer ist Österreicherin, bildet in Österreich am „Kuratorium für Journalistenausbildung“ seit zehn Jahren junge Journalisten aus und ist seit Anfang 2010 auch die Geschäftsführerin des KfJ. Als solche ist sie natürlich schon mal prädestiniert für dieses Buch. Aber auch aus anderen Gründen: Natürlich weiß sie, wie wichtig gutes, solides Handwerk ist, auf der anderen Seite forciert sie massiv neue, digitale Themen. Eine der wenigen also, die nicht die Grenzen zwischen digitalem und analogem, sondern zwischen guten und schlechtem Journalismus zieht. (Und außerdem ist sie Österreicherin und diejenigen, die mich kennen, die wissen, dass ich mit diesem Land eine wirklich unheilbare Macke habe).
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Und wenn man dann schon mal in Salzburg ist und liebe Kollegen trifft, dann auch richtig. Also hatte ich mich am Nachmittag auf einen Kaffee mit Dr. Gerhard Rettenegger, Chefredakteur des ORF Salzburg, verabredet. Auch er ist einer von denen, die zwar aus den klassischen Medien kommen und dieses Geschäft auch nach wie vor mit Begeisterung macht — aber eben auch einer, der erkennt, dass es schon lange nicht mehr so weitergehen kann. Er bloggt und twittert und ist bei Facebook, er unterichtet Fernsehjournalismus und weiß deswegen auch, was Ausbildung heißt. (Und außerdem ist er Österreicher und diejenigen, die mich kennen, die wissen, dass ich mit diesem Land eine wirklich unheilbare Macke habe).
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Natürlich ist es kein Zufall und auch nicht nur meiner Österreich-Macke geschuldet, dass zwei Österreicher dabei sind. Ich fände es einfach nur absurd, wenn man vor den Landesgrenzen im deutschsprachigen Raum halt machen würde. Ich glaube auch, dass unserem Projekt Input aus dem deutschsprachigen Raum gut tun wird. Und ich habe übrigens auch selbst wieder einiges gelernt bei diesem Abstecher zum KfJ. Zum Beispiel, dass die Österreicher tatsächlich ein viel treueres Volk von Zeitungslesern sind als wir und dort der Leidendsdruck der Zeitungen bei weitem noch nicht so hoch ist wie bei uns. Was nicht heißen soll, dass sich das nicht auch ändern wird.
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Wenn Sie die nächste Folge des wunderbaren Podcasts „Was mit Medien“ hören, werden Sie möglicherweise Zeuge der Entstehung einer Zusammenarbeit. Daniel Fiene und Herr Pähler sprachen mit mir über das Projekt, kamen irgendwann (was Wunder) auf das Thema „Radio“, machten ein paar nette Themenvorschläge, ich sagte ihnen, sie könnten das ja gerne schreiben. Und nach der Aufzeichnung sprachen wir noch ein bisschen off record und stellten dann fest, dass das doch eigentlich eine schöne Idee wäre. Fiene, Pähler und zwei Österreicher — das waren gute Tage für´s Buch, glaube ich. (Die Einschränkung, dass Sie nur „möglicherweise“ Teile dieses Gesprächs hören, liegt daran, dass ich nicht weiß, ob ich nicht einfach völligen Schmarrn erzählt habe und die beiden sich entschieden haben, das ganze Stück einfach wieder aus der Sendung zu werfen).
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