Nur mal angenommen: Es geht Ihnen finanziell einigermaßen schlecht. So schlecht, dass Sie dringend Geld brauchen. Von der Bank oder von sonstwem, Hauptsache Geld. Dann bekommen Sie dieses Geld — und ein guter Bekannter fragt Sie ganz im Vertrauen, ob das nicht ein Beleg dafür sei, dass es Ihnen finanziell ganz schön schlecht gehe. Und Sie antworten dann: Nein, das ist ein Beleg dafür, wie stabil, solide und gut ich da stehe, weil mir ja niemand das Geld geliehen hätte, wenn ich nicht so gut dastünde.
Könnte gut sein, dass Sie Ihr Bekannter einigermaßen des Realitätsverlusts bezichtigt. Brian Sullivan hingegen darf mit solchen Auffassungen weiterhin als Vorstandsvorsitzender von „Sky“ viel Geld seines Großaktionärs Murdoch durch den Kamin blasen. Der SZ sagte Sullivan, die neuerlichen Millionen, die man jetzt zugesteckt bekomme, seien ein Beweis dafür, dass der Sender die „volle Unterstützung“ seines Haupteigentümers habe. Sowas kann man natürlich mühelos als die Stereotypen eines Vorstands abtun, der eine miserable Lage irgendwie schönreden muss. Tatsächlich aber zeigt sich, dass die Lage in Unterföhrung schon verflixt verzweifelt sein muss. Es ist inzwischen die siebte Kapitalspritze, die das Premiereskyirgendwasdings bekommt. Und nicht etwa, weil man investieren oder expandieren will — man muss vielmehr tiefe Löcher stopfen, die halt entstehen, wenn man in einem Quartal rund 80 Millionen Euro Verlust macht.
Williams ausgesprochen vage Formulierungen jedenfalls lassen vermuten, dass man inzwischen auch bei „Sky“ langsam kapiert, aus dieser Nummer nicht mehr herauszukommen. Mit drei Millionen Abonnenten würde man sicher schwarze Zahlen schreiben, hieß es noch verganenes Jahr, Williams rudert jetzt zurück: Das komme „ungefähr“ hin, um ein „ausgeglichenes operatives Ergebnis“ zu erzielen, was allerdings wiederum auch mit der Höhe der Investitionen zusammenhänge. Was auf Deutsch heißt, dass man auch mit drei Millionen Abonnenten (von denen man immer noch ein gutes Stück entfernt ist) keineswegs sicher Gewinne schreibt, schon gar nicht, wenn man mehr Geld ausgeben müsste als bisher bekannt. Dass die Aktionäre nach den neuesten Sky-Zahlen mehr oder minder geflüchtet sind, kann man sich angesichts solcher Aussagen des Vorstandschefs prima vorstellen.
Davon aber abgesehen ist anderes erstaunlich: nämlich, dass man bei Murdoch und bei „Sky“ immer noch ernsthaft zu glauben scheint, dass dieses Modell Pay-TV in Deutschland funktionieren könnte. Es gibt unzählige Gründe, die dagegen sprechen, vom Überangebot an frei empfangbaren Sendern bis hinb zur immer stärker werdenden Rolle des Web als Bewegtbildkanal. Pay-TV, das war 1990 (und da schon nicht sehr erfolgreich). Heute braucht niemand mehr „Sky“. Murdoch und seine Helferchen in Unterföhring werden es vermutlich einsehen, wenn auch die letzte der jetzt nachgeschossenen 340 Millionen weg ist — und keiner weiß so genau, wohin.