Tief im Westen (2): Die Stadt ohne Gesicht

Es ist ja schon erstaunlich, wenn man irgendwo hinkommt und dann etliche seiner Vorurteile und Klischees über den Haufen werfen muss. Noch viel erstaunlicher ist es, wenn man ankommt – und seine Vorurteile bestätigt findet. Nun kann man nach einem knappen Tag an einem neuen Ort noch nicht unbedingt viel über eine Stadt sagen. Aber einen ersten Eindruck gewinnt man. Und wenn ich den für Essen zusammenfassen müsste, ich würde sagen: Viel habe ich von meinem ersten Blogeintrag zu meiner kleinen Exkursion in den Ruhrpott noch nicht zurückzunehmen.

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Mietskaserne

Saturn

Die Herbert-Grönemeyer-Gutfinder unter Ihnen dürfen mich jetzt ruhig hassen, aber um ehrlich zu sein: Essen ist tatsächlich eine der hässlichsten Städte, die mir jemals untergekommen ist. Die Stadt hat nicht einmal ein hässliches Gesicht, sie hat gar keines. Was ich bisher gesehen habe: Straßenmonstren, die jeden Ansatz eines Stadtbildes rücksichtslos zerschneiden. Architektur, die man auf gar keinen Fall Architektur nennen darf. Die aus Zeiten stammt, in der man in radikaler Fortschrittsgläubigkeit irgendwann in den 60er- und 70er Jahren als Ausweis neuer wirtschaftlicher Potenz und vermeintlicher Modernität mitten in den Stadtkern gewuchtet hat. Und an vielen Stellen deutliche Spuren des Niedergangs: Schilder, die Läden als sofort zu mieten anpreisen, blätternde Fassaden, ein Straßenbild, das oft an eine merkwürdige Mischung aus den späten 80er Jahren und ganz vielen Cindys aus Marzahn, nur leider in echt, erinnert. Ballonseide und Jogginghosen gibt es hier immer noch, Trinkhallen auch – und an meinem ersten Abend hier bin ich mir nicht sicher, ob der durchschnittliche Pöttler hier nicht doch einiges ziemlich verklärt. Kann aber auch daran liegen, dass ich mit dieser wir-sind-alles-Kumpels-und-haben-ein-großes-Herz-Kultur, kurz dem gemeinen Grönemeyer noch nie viel anfangen konnte. Und natürlich weiß ich auch, dass das alles nach nur einem Tag nicht gerade sehr repräsentativ ist und dass es vielleicht sogar in Essen schöne Ecken gibt. Eventuell finde ich sie sogar.

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Niedrige Preise

Döner

Hier sind wir, um die Besonderheiten des Ruhrpotts in Sachen Kultur herauszufinden. Nun gut, wir haben neun Tage Zeit, in vielen Gespräche und Vor-Ort-Terminen noch was anderes als Loveparade und Zollverein zu finden.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Daniel

    War es nicht Hagen Rether der gesagt hat:

    „Du meine Güte, wenn so Essen aussieht, wie muss dann Kotzen aussehen?“

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