Heute ist Bafana Tuesday. Ein ganzes Land fiebert mit seiner Mannschaft, wobei dieses Fieber Ausmaße annimmt, die wir in Deutschland nicht kennen. Natürlich ist das Spiel der Südafrikaner später gegen Frankreich das Thema Nummer eins in allen Medien, vom Fernsehen bis zu den Zeitungen ist von nichts anderem mehr die Rede. Und natürlich regiert hier nicht etwa das, was wir Objektivität nennen würden. Patriotismus pur ist ausgebrochen, die Blätter schreiben von „historischer Chance“, fordern die Menschen auf, ihre Mannschaft zu unterstützen. Und natürlich unterstützen sie ebenfalls, mit beachtlichem Optimismus: Die Redaktionen rechnen ihren Lesern vor, dass man gerade mal Frankreich 3:0 schlagen müsste und wenn dann noch Uruguay ebenfalls 0:3 verlieren würde, dann wäre Südafrika — zack ! — schon durch. Gut, wenn Mexiko unentschieden spielen würde, wäre Bafana selbst bei einem 17:0-Sieg gegen Frankreich draußen, aber das muss man ja nicht überbetonen.
Interessant ist das, wenn man sich überlegt, wie wohl deutsche Medien auf eine solche Situation reagieren würden. Vermutlich wäre (was ja auch nahe an der Wahrheit ist) die Rede davon, dass die Mannschaft nur noch theoretische Chancen auf die nächste Runde habe. Hier ist das anders. Irgendwo im Hinterkopf hat man die theoretische Möglichkeit, dass es das heute mit der WM gewesen sein könnte. Aber solange es nicht vorbei ist, ist es nicht vorbei, sagt man sich. Schimpfen und wehklagen kann man immer noch genügend, wenn es dann vorbei ist. Wobei es schon irgendwie sehr bemerkenswert ist, wie sehr die Südafrikaner ausblenden, dass sie es realistisch mit einer Mannschaft zu tun haben, die international kaum zweitklassigen Ansprüchen genügt. Und Gegner Frankreich mag momentan ein wenig schwächeln, ist aber immerhin noch Vizeweltmeister.
Egal. Vielleicht versteht man die Begeisterung und dieses überaus innige Verhältnis zum Fußball erst so richtig, wenn man gesehen hat, wie sie hier die Nationalhymne singen (das Video habe ich beim zweiten Vorrundenspiel aufgenommen. Sorry für die Qualität, aber auf dunkle, verrauchte Sportbars ist die Flip nicht eingestellt — und für ein sponatnes Mitsingen der Hymne geht´s halt nur so, dass man die Flip schnell rausholt und draufhält, dafür ist sie gemacht):