„Kannst du nicht auch mal was Positives schreiben? Was Nettes?“.
Reflexartig wollte ich auf diese Frage ja erst mal mit einem durchaus überzeugten „nein“ antworten, dann aber dachte ich mir: Och, warum eigentlich nicht. Weil eigentlich (die drei oder vier Mitleser, die mich kennen, werden das hoffentlich bestätigen) bin ich viel netter als wie es die zugegeben manchmal etwas arg nörgligen Einträge hier vermuten lassen. Und wie man der etwas arg optimistischen Überschrift entnehmen kann, soll es keine einmalige Sache bleiben, hier auch mal auf Positives zu verweisen. So schrecklich ist Welt ja nicht, nicht mal die Medienwelt.
Heute also als Auftakt ein schönes Beispiel: „Le Monde“, Weltblatt aus Paris, ist nicht nur den einfachen Weg eines Relaunches gegangen, sondern hat sich als Redaktion komplett neu positioniert. Sie hat das alte, bisherige Denken (Zeitung jetzt auch mit Onlineableger, sonst ändert sich nix) komplett über den Haufen geworfen. Persönlich habe ich immer noch Zweifel, ob die iPad-Applikationen der alleinige Retter der Verlage sein werden. Trotzdem halte ich das, was sich „Le Monde“ einfallen hat lassen, für eine der stringentesten und zwingendsten Konzepte, die Tageszeitungen bisher vorgelegt haben.
Gute Idee. Ein wenig PR für Visionäres ist sicher nicht verkehrt.
Na dann hoffen wir mal, dass dieser Relaunch nicht in der allgemeinen Bedeutungslosigkeit untergehen wird. Zumal die Medienlandschaft in Frankreich ohnehin am bitteren unteren Ende angelangt ist.
In Deutschland bezeichnet man missglückte Relaunches übrigens als Freitag-Syndrom, benannt nach dem relaunchten Blatt eines Medienflaggschiffgründersohnes, der mit seinen Visionen quer durchs Land tingelt – doch das Blatt kommt finanziell nicht aus dem Quark.
Wo das Stichwort Le Monde bereits gefallen ist, sollte man vielleicht noch ein diplomatique anfügen. Le Diplo, dieses kleine und feine Monatsblatt erscheint auch auf Deutsch – und es funktioniert, da zeitlos, hervorragend:
http://www.monde-diplomatique.de
Das erinnert aber arg an das Layout von guardian.co.uk… *nörgel*