Man hält das ja kaum für möglich, aber „Sky“ ist doch für etwas gut: Als Anschauungsbeispiel dafür, wie unsere althergebrachte Medienwelt langsam untergeht und wie selbst Geschäftsmodelle, die man noch vor einiger Zeit für halbwegs neu und innovativ hielt, nicht mehr sehr viel wert sind, ist das ehemalige „Premiere“ kaum zu schlagen.
Das Problem, das „Sky“ hat, sind nicht mal nur die unfassbar vielen merkwürdigen Fehler, die man dort im Laufe der letzten 20 Jahre gemacht hat. Das Problem ist, dass „Sky“ in einer Zeit entstanden ist, in der es vielleicht gerade noch einen Markt dafür gegeben hätte. Diesen Markt gibt es jetzt nicht mehr: Wem will man allen Ernstes erzählen, es sei für den Kunden auch nur halbwegs lukrativ, ein Abo für Fernsehsender, für Bewegtbild abzuschließen? Die Ware, die „Sky“ für einigermaßen viel Geld verkaufen will, gibt es an nahezu jeder Straßenecke. Serien und Filme bekommt jeder durchschnittlich begabte Mensch inzwischen auf Knopfdruck und die paar wenigen, die beispielsweise „Forrest Gump“ wirklich noch nicht in ihrer Sammlung haben, erhalten ihn momentan bei iTunes für 3,99. Sky abonnieren? Das wäre allenfalls noch ein Gedanke, wenn man sehr fußballfanatisch ist, selbst dann aber ist das Abo-Modell überholt, weil es den Nutzer in eine Bindung an den Anbieter zwingt, die man in Zeiten überbordender Medienangebote nicht mehr eingehen will. Ein einzelnes Spiel abrufen, einen kompletten Spieltag meinetwegen — also im Prinzip das, was Apple in Sachen Musik schon lange vormacht: Inhaltepakete aufschnüren und sehr viel kleinteiliger anbieten.
So aber ist „Sky“ ein Anachronismus aus den 90er Jahren, den auch der vierte Vorstandschef innerhalb weniger Jahre nicht retten wird — allen vollmundigen Ankündigungen zum Trotz.
De wolken zijn niet donker.
Meine Eltern haben Sky – und manchmal bin ich doch ganz froh darüber, denn irgendwo in den Sparten findet man immer etwas Hochwertiges, was einen interessiert, und was man selbstbestimmt 100%tig nicht konsumiert hätte. Insofern finden Bezahlsender, die noch linear Programme (ver-)senden, durchaus ihre Berechtigung.
Allerdings hat Premiere/Sky seit je her das Problem, immer nur eine gewisse Bezahlelite bedient zu haben. Im Gegensat zu HBO liefert Premiere auch keine hervorragenden eigenen Serien. Aber all das liegt einfach daran, dass die breite Masse ein solches Angebot auch nicht nachfragt.
Sky ist insofern tatsächlich wie die Printmedien ein aussterbendes, aber trotzdem schönes etwas…
Das was Du hier über Sky schreibst ist sehr richtig, es ist aber kein Beispiel dafür, „wie unsere althergebrachte Medienwelt langsam untergeht“, zumindest dann nicht, meine ich, wenn man statt von Sky von Pay-TV spricht. Zunächst einmal, meine ich, ist das größte Problem von Sky nicht der illegale Markt für Serien und Filme im Internet, sondern das riesige Angebot an Free-TV in Deutschland.
In Amerika hat sich Pay-TV in den vergangenen 10 Jahren zu einem kreativem Motor der Content-Industrie entwickelt. Serien und Fernsehfilme auf HBO oder AMC sind inzwischen so hochwertig und aufwendig, dass sie mit Hollywoodproduktionen aus den 90ern mithalten können (Hollywood selbst ist jetzt schon wieder auf einem noch höherem, v.a. technischem Niveau). Und wenn ich sehe, was HBO für dieses Jahr alles plant (Treme, Boardwalk Empire) geht das noch so weiter. In Treatment oder Mad Men haben Fernsehen in gewisser Hinsicht revolutioniert und sind ein Beispiel dafür, dass Paid Conent Qualität liefern kann.
In Deutschland brauchen wir sowas aber gar nicht, weil wir zum Glück den öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Theoretisch. Denn neben hervorragenden TV-Filmen verschwendet der auch Geld für Bundesliga-Rechte und Kopien der Privaten. Das muss nicht sein.
Soooo. Und wenn der Kommentar jetzt wieder Tage in der Moderationsschleife hängt, bin ich echt genervt.
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@Thomas Television: Keine Ahnung, warum du immer im Spam-Filter landest, eigentlich hatte ich dich quasi blanko freigeschaltet. Habs nochmal erneuert, hoffe, du bist jetzt entspamt.
lol, jap bin entspannt 😉
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