Blogs hätten sich verändert, konnte man in den letzten Tagen lesen, wahlweise, je nach Sicht des Betrachters, zum Besseren oder zum Schlechteren, manches behaupteten sogar: hin zur Irrelevanz. Wohlfeile Klage, das: Es gebe kein einziges deutsches Blog, das man lesen müsse (wobei ich mir in solchen Momente ja immer frage: Meine Güte, was muss man schon?).
Und mittendrin kommt also dieser Jens Weinreich.
Weinreich will für seine Blogbeiträge Geld, d.h.: natürlich verschwindet sein Blog nicht hinter einem generellen Kassenhäuschen (das wäre eher eine Lösung, die man von deutschen Zeitungsverlagen erwartet hätte). Weinreich baut lediglich einen PayPal-Bezahlbtton in seine Beiträge ein. Wem eine Geschichte gefallen hat, der kann spenden. Es gibt keine Begrenzungen, keine nach unten, keine nach oben. Und natürlich auch keine Bezahlpflicht und keine anderen Limits, kein (beispielsweise): Nach fünf unbezahlten Beiträgen im Monat ist Schluss.
Zugegeben, ich habe für diese Idee ziemliche viele Sympathien, obwohl ich ansonsten auf dieser kleinen Seite tendenziell von „paid content“ nicht so richtig überzeugt bin. Weinreichs Idee finde allerdings aus anderen Gründen sehr einleuchtend.
Zunächst mal: Was Menschen wie Weinreich machen, hat in der Tat nicht mehr sehr viel zu tun mit dem, wie sich die Bloggosphäre vor einigen Jahren zusamenfand. Man kann trefflich darüber streiten, ob das nicht schon wieder mehr Journalismus denn Bloggerei sei, aber ehrlich gesagt dürfen diese Debatte gerne andere führen, mich interessiert sich nicht so sehr. Tatsache ist, dass Bloggeristen wie Jens Weinreich (sofern ich mir bei diesem komplexen Thema ein Urteil überhaupt anmaßen darf) jeden Tag ziemlich aufwändige und ziemlich gute Arbeit abliefern (um bei den Verlagen zu bleiben: die würden das Qualitätsjournalismus nennen). Ich halte es absolut für legitim, zumindest die Möglichkeit zu geben, sich an Finanzierung solcher Inhalte zu beteiligen. Das im Übrigen auch aus der Sicht des Users: Es ist mir weitaus lieber, wenn ich meine Autoren unterstützen kann als möglicherweise in Kauf zu nehmen, dass sich irgendein nerviger Provider wie Vodafone an sie ranhängt.
Und ja, ich halte es auch für legitim, die Arbei, die man sich als Blogger macht, bezahlen zu lassen. Wer mit professionellem Anspruch arbeitet und schreibt, muss erheblich an Zeit und Energie investieren. Ich glaube, dass man das honorieren sollte. Nur über die vermeintliche Irrelevanz von Blogs zu lamentieren, ist mir zu wenig. Um Relevanz zu erreichen, muss man sich auf ein Blog heftig konzentrieren, auf ein Blog konzentrieren kann man sich nur, wenn man nicht nebenher noch putzen gehen muss.
Und warum auch sollten immer nur Verlage für sich in Anspruch nehmen, dass man für ordentliche Arbeit auch bezahlt gehöre?
„Tatsache ist, dass Bloggeristen wie Jens Weinreich (sofern ich mir bei diesem komplexen Thema ein Urteil überhaupt anmaßen darf) jeden…“ – was meinst du damit?
Ich meinte damit, dass ich thematisch die Arbeit von Jens Weinreich nicht wirklich gut beurteilen kann, weil sein Thema so komplex ist, dass ich mich damit nicht sonderlich gut auskenne. Ich nehme aber einfach mal an, dass er weiß, worüber er schreibt.
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