In meiner kleinen Heimatstadt irgendwo im tiefsten Niederbayern beklagten sich unlängst via Heimatzeitung ein paar Faschingsmacher: Einige Bälle und Veranstaltungen habe man in diesem Jahr schon absagen müssen, klagte man — und hatte auch schon einen ziemlich triftigen Grund dafür parat: Es werde immer schwerer, „die Jungen“ noch für Kappenabende und Pappnasen zu begeistern, zumindest in dieser dann doch eher piefigen Form. Ob der Fasching in der Krise sei, fragte die PNP überaus besorgt.
Kommen wir von der PNP zum Fernsehen, dem öffentlich-rechtlichen: Irgendwann, als ich gestern abend ziemlich spät nach Hause kam, hätte ich gerne noch ein bisschen was geschaut. So einfach mal vor dem Fernseher liegen, nichts wirklich Anspruchsvolles, nette Sonntagabend-Unterhaltung halt. Und nachdem ich wirklich spät nach Hause gekommen war, war ich auch ganz zuversichtlich, irgendwas Nettes zu finden. Die Zuversicht hielt allerdings nicht so wirklich lange, genau genommen: Bis die Finger die „1“ auf der Fernbedienung gedrückt hatten. Bei ARD und ZDF waren nämlich die Menetekel aus Niederbayern noch nicht wirklich angekommen: Im Ersten kam schon wieder — oder besser gesagt — immer noch irgendwas Karnevalistisches, es war die gefühlt 300. Übertragung von irgendwelchen Narrenkappen, von schunkelnder Bräsigkeit, von „Lebensfreude aus dem Katasteramt“ (Oliver Kalkofe im „Spiegel“). Das wäre ja vielleicht noch halbwegs zu ertragen gewesen, wenn es sich nur um eben diesen einen Abend gehandelt hätte. Tatsächlich aber brannten — ausgerechnet — die Öffentlich-Rechtlichen ein echtes humoristisches Feuerwerk ab, fast 80 Stunden befeuerten ARD, ZDF und die Dritten im rasanten Stakkato die Gebührenzahler zur besten Sendezeit mit Pappnasen. Beinahe 14 Stunden widmete das ZDF dem Frohsinn, das Erste brachte es auf zehn Stunden, die restlichen weit über 50 Stunden gönnten sich die dritten Programme. So sieht Qualität aus, wenn sie gebürenfinanziert und öffentlich-rechtlich ist. Komisch, dabei klingeln mir noch die Ohren von den Programmpressekonferenzen zu Anfang des Jahres, in denen es weitgehend hieß, man starte eine unglaubliche Programm- und Qualitätsoffensive (und das zudem noch in HD, was in etwa wie die Androhung von Folter klingt: Mainz bleibt Mainz in hochauflösenden Bildern.)
Die absoluten Zahlen geben den Sendern anscheinend und vorläufig recht, zumindest dann, wenn man Quote per se als Argument verwenden möchte. Dabei begeben sie sich schon alleine bei diesem Argumentation auf sehr dünnes Eis: „Mainz bleibt Mainz“ sahen zwar wieder fast sechs Millionen Menschen, der Anteil der ominösen 14-49jährigen darunter allerdings lag bei gerade mal 600.000 (wie „Meedia“ heute vorrrechnet). Das ist nicht nur „gesendetes Alzheimer“ , wie „Meedia“ so schön fest stellt, es ist auch und vor allem ein weiterer Schritt der Öffentlich-Rechtlichen in die Bedeutungslosigkeit: Schon jetzt ist der Generationenabriss ein ernsthaftes Problem für ARD und ZDF, selbst bei immer noch gut laufenden Genres wie den oft als Beleg für ihre Notwendigkeit ins Feld geführten Nachrichten liegt der Anteil der jüngeren Zuschauer (sofern mal alte Säcke wie mich überhaupt noch als „jung“ definieren mag) deutlich unterhalb der des Rentneralters. Das ZDF kommt in dieser Zielgruppe in schlechten Monaten schon mal in die Nähe von RTL 2 oder Kabel 1, zumindest wenn es um die Quote geht. Das mag jetzt alles noch kein akutes Problem sein — in wenigen Jahren aber wird es das.
Ich dachte dann übrigens, es könnte eine Idee seien, von der ARD zum ZDF zu schalten. Und wenn mich Olympia auch nur im Ansatz interessieren würde….so aber: warten auf Aschermittwoch. Damit wenigstens ein Kanal wieder frei wird.
Das schreiben die anderen:
- Blogmedien: „Ja, das geht humba, humba, täterä…“
- Meedia: TV-Karneval als gesendetes Alzheimer
http://www.wasmitmedien.de/archiv/?p=209