(Vorab: Nein, kein Beitrag zum Thema Paid Content).
Die Tage habe ich irgendwo gelesen, dass angeblich auch die Vorstände der gesamten bayerischen Sparkassen irgendwie in den Kauf dieser merkwürdigen Alpenbank involviert waren, die jetzt gerade in Bayern für ein bisschen Aufruhr sorgt (bevor wieder jemand abmahnen will: Ich weiß nicht, ob das stimmt und würde das insofern auch nicht behaupten). Das brachte mich, so ticken Journalisten eben, auf das Thema (Lokal-)Journalismus und ich stellte mir dann das Folgende vor:
Ein engagierter (Lokal-)Redateur liest diese Meldung und denkt sich: Oha, das ist ja mal spannend. Idee: den Vorstand der örtlichen Sparkasse fragen, ob das denn stimme und ob er dem Kauf dieses Milliardengrabs auch zugestimmt hat (das wäre dann ja tatsächlich mal ein großes Thema auf lokale Ebene runterbrechen). Unser wackerer Redakteur also ruft an beim örtlichen Sparkassen-Vorstand, der zunächst sehr freundlich ist, weil die Redakteure meistens anrufen, um sich nach eher angenehmen Themen zu erkundigen, beispielsweise danach, ob denn die Sparkasse auch in diesem Jahr wieder ein paar Fußbälle für die örtlichen Fußballvereine spenden wird. Als der Vorstand die Frage des Redakteurs dann hört, verfinstert sich seine Miene und er antwortet erstmal mit einem tendenziell eher patzigen „Nein“. Der Redakteur fragt weiter, sagt, er habe das aber gelesen — und lässt (journalistische Tugenden!) nicht locker. Dem Sparkassenvorstand wird das zu dumm und er sagt dem Redakteur, nun sei es aber genug, er werde sich beim Chefredakteur oder in der Geschäftsführung beschweren.
Eine Antwort bekommt der Redakteur also nicht, dafür aber am nächsten Tag einen Anruf aus der Geschäftsführung: ob ihm eigentlich nicht klar sei, dass die Sparkasse so ziemlich der größte Anzeigenkunde des Blattes ist und dass der Herr Vorstand einigermaßen sauer sei über solche despektierlichen Fragen, die man von den ansonsten immer objektiven Redakteuren des Hauses gar nicht gewohnt sei. Und dass die Sparkasse jährlich auch Fußbälle und andere schöne Sachen spende, das letzte Event des Verlags zudem gesponsert habe und es ja außerdem ziemlicher Quatsch sei, den Sparkassenvorstand vor Ort für den Murks der Landesbank verantwortlich zu machen. Dass er zudem regelmäßig mit dem Herrn Vorstand beim Stammtisch sitzt und ab und an auch mal Golfen geht, erwähnt er nicht, muss er aber auch gar nicht: Unser Redakteur ahnt es auch so, man hört ja so einiges.
Auch die Redakteursüberlegung, mal auf kommunalpolitischer Seite nachzufragen, fällt schnell in sich zusammen. Der Herr Landrat ist schließlich Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse und der Bürgermeister wird sich auch hüten, auch nur ein Wort zum Thema zu sagen, wo ihm und seiner Stadt doch die Sparkasse Jahr für Jahr viele hübsche Dinge bezahlt.
Also, denkt sich unser wackerer Redakteur, sei´s drum, legt die Geschichte beiseite — und sie wird nie geschrieben.
So in etwa könnte das funktionieren, in den Redaktionen des Kulturguts Regionalzeitung. Viele gute Gründe also, auch weiterhin brav für hochwertigen Qualitätsjournalismus zu bezahlen. Und wenn das nicht reicht, müssen eben andere Subeventionen her, um das Kulturgut zu retten. Man könnte ggf. ja auch mal bei der Sparkasse nachfragen.