Die eine oder andere Zeitungsredaktion sollte sich die heutige Ausgabe der „taz“ an die Pinnwand nageln (und stattdessen gerne auf ein paar Panels oder Studien verzichten).
Die Idee, eine ganze Ausgabe zum Geburtstag der Krise zu machen, fand ich großartig. Nicht nur, weil es einfach nochmal ein hochspannendes und gut aufbereitetes Thema war, sondern weil die Kollegen in Berlin eine Idee geliefert (und in der Praxis umgesetzt haben), wie Tageszeitung heute funktionieren kann — oder besser: muss. Nämlich weg vom Nachrichtenallerlei, von der Beliebigkeit, sich aus mehreren hundert Agenturmeldungen am Tag die vermeintlich besten rauszusuchen. Schluss mit bemühten Kommentaren und dem ritualisierten Blattmachen, wie es seit Jahrzehnten von Nuancen abgesehen immer gleich ist. Mir ist schon klar, dass eine Regionalzeitung nicht mal eben eine Sonderausgabe Lehman machen kann. Aber Schwerpunkte setzen, Inhalte machen, Position beziehen — das würde eine Zeitung lesenswert machen. Und dann spielt es keine Rolle, ob das Zeug jetzt gedruckt oder sonstwas ist.
Und den Rest der heutigen taz nehme ich nachher sogar noch mit ins Bett.
(Ganz alleine war die taz mit ihrer Idee übrigens nicht. Auch die SZ hat am Samstag acht Seiten ihres Wirtschaftsteil für die Krise freigeräumt. Trotzdem.)