Der „Münchner Merkur“ und die „Badische Zeitung“ haben etwas gemein: Beide haben in diesem Jahr ihren Online-Auftritt neu gestaltet. Beide hatten zuvor Seiten im Netz, die irgendwie nach 2001 aussahen (und es möglicherweise sogar waren). Und schließlich haben beide einen gelungenen Relaunch hingelegt, schwankend zwischen richtig gelungen („Badische Zeitung“) und halbwegs gelungen („Münchner Merkur“).
Den Lohn dafür haben ebenfalls beide bekommen. Nach den neuesten AGOF-Zahlen legen beide ziemlich satt zu. Ob sich das stabilisieren wird, soll mal offen bleiben. Was viel interessanter an dieser Entwicklung ist: Es ist keineswegs so, dass Online-User nicht an einem guten Regionalportal interessiert wären, es müsste halt nur ein halbwegs adäquates Angebot sein (eine Erkenntnis, die übrigens gar nicht sonderlich erstaunlich ist). Das Gejammer vieler Verleger, im Netz sei ja nichts zu holen und nichts zu verdienen, ist ziemlich offensichtlich immer noch Selbstschutz. Man müsste ja sonst was tun, etwas Zeit, Geld und Know-how investieren — und sich vor allem mal von einer paar sehr überkommenen Vorstellungen verabschieden; wie beispielsweise der, dass das Kerngeschäft eines Verlagshauses immer noch die Zeitung sei. Das Kerngeschäft (man traut sich ja fast nicht mehr, das zu sagen) sind die Inhalte.
Speziell beim „Münchner Merkur“ zeigt sich, wie verhältnismäßig einfach das sein könnte. Da hat man das Publikumspotential einer Millionenstadt und einer der properiendsten Regionen Deutschlands, um es dann über etliche Jahre brach liegen zu lassen. Was der „Merkur“ noch bis vor kurzem im Netz ablieferte, spottete beinahe jeder Beschreibung. Und dann soll man sich wundern, dass niemand den Kram lesen und niemand dort Werbung schalten wollte?
Selbst jetzt, nach dem Launch, wäre noch ausreichend Luft nach oben da. Wenigstens aber sieht die Seite jetzt so aus, als sei man im Jahr 2009 halbwegs angekommen. Aber immerhin, ein erster Schritt. Schaun wir mal, ob sie so schlau sind, auch die nächsten zu machen. Andernfalls ist das nächste Lamento schon vorprogrammiert: nämlich das, dass selbst größere Investitionen im Netz sich nicht lohnen.