Zu den unzählig vielen Regeln, die der Herr Sprach-Feldwebel Wolf Schneider im Laufe seines langen Lebens bestimmt irgendwann mal aufgestellt hat, gehört (vermutlich), dass man nicht über die Dinge sprechen soll, von denen man nichts versteht. Und selbst wenn Schneider diese Regel nicht aufgestellt haben sollte, würde er sie mit einiger Sicherheit unterschreiben, so wie das jeder vernünftige Mensch tun würde. Schneider selbst jedenfalls umschreibt sein Verhältnis zu Computern in einem Interview mit „Meedia“ so:
Meine Frau stöpselt mich ein in die elektronische Welt. Sie holt mir alles heran, was ich möchte. Ich habe keine Ahnung, wie ein Computer funktioniert.
Trotzdem fühlt sich Wolf Schneider berufen, über diese „elektronische Welt“ und ihre Inhalte zu urteilen, sonst wäre er vermutlich nicht Wolf Schneider. Über Blogs hat Schneider auch schon etwas gehört, weswegen er auf die Frage, ob er sich denn jetzt auch als Blogger verstehe, zu der folgenden Feststellung kommt:
Das Wort Blogger ist für mich zu einem erheblichen Teil negativ besetzt. Es wird ja neben einigen gescheiten Dingen unendlich viel Schwachsinn produziert. Deswegen find ich es jetzt nicht wichtig, mich da einzuordnen.
Da klatscht sich der Old-Media-Mensch auf die Schenkel und freut sich: Mensch, da hat es der alte Schneider den ganzen Newmedia-Quatschköpfen aber mal ordentlich gegeben – und: Wenn Schneider das sagt, muss es ja richtig sein (eine Haltung, die man verblüffenderweise bei ganz vielen Journalisten entdeckt, die sofort die Hacken zusammennehmen, wenn Schneider etwas sagt).
Man könnte natürlich mühelos die Schneider-Aversion gegen das Bloggen abtun als Altersstarrsinn oder auch nur schlichtes Nichtwissen von jemandem, der sich von seiner Frau in die elektronische Welt einstöpseln lässt. Dumm nur, dass diese Denkweise – manches ist ja ganz ok, aber das meiste ist Schwachsinn – zu einer Art unreflektiertem Gedankengut in vielen Journalistenköpfen geworden ist. So eine Art Phrase, die man immer dann loslässt, wenn man ein wenig Halbwissen demonstrieren will, wie jenes Mitglied einer Zeitungschefredaktion, das mir mal jovial auf die Schulter klopfte und sagte: In Deutschland gibt´s ja mehr Blogger als Leser (höhöhö…).
Das erstaunt mich dann auch insofern, als dass Herr Schneider und jener Herr Chefredakteur ja vermutlich sehr intelligente Menschen sind und wahrscheinlich beim Redigieren eines Kommentars o.ä. an Phrasen ziemlich strenge Maßstäbe anlegen würden.