Man kann einer Krise eigentlich ganz einfach begegnen: Man wartet, bis sie vorüber ist. Danach ist dann alles wieder wie vorher, weswegen man mit der Devise „Helm auf und durch“ ganz gut beraten ist.
Michael Naumann, Beinahe-Bürgermeister in Hamburg und Herausgeber der „Zeit“, scheint jedenfalls daran zu glauben, dass für Zeitungen bald alles wieder gut wird, wenn nur die Verleger bald „vom Internet-Wahnsinn geheilt werden“ (Süddeutsche Zeitung von heute, S.19). Man wüsste in diesem Zusammehang ja schon gerne, welchen „Internet-Wahnsinn“ Naumann genau meint. Den der „PNP“, bei der die angekündigte Online-Offensive zeitweise von exakt einer Volontärin bestritten wird, die vermutlich einen guten Job macht, allerdings nicht ganz den Output der über 100 Redakteure der Printausgaben hinbekommt? Oder den der „Süddeutschen“, die mit einem im Vergleich zur gedruckten Ausgabe bescheidenem Budget ihr Heil darin sucht, Texte aus der Zeitung mit möglichst bizarren Bildergalerien zu versehen? Den Internet-Wahnsinn von Verlagen, die momentan darüber nachdenken, ihren Zeitungsredakteuren irgendwann demnächst auch einen Zugang zum Online-CMS zu geben (aber nur vielleicht)? Wenn Naumann also mit einer Volontärin besetzte Redaktionen und das gelegentliche Einstellen versprengter Meldungen von Meldungen aus der Zeitung in das Onlineangebot durch einen Zeitungsredakteur als „Internet-Wahnsinn“ bezeichnet, liegt die Messlatte irgendwie tief. Und man denkt sich dann, dass es für den Niedergang der Zeitung vielleicht doch noch andere Gründe geben müsste (die sieht auch Naumann, manchmal, so räumt er ein, seien auch „schlechte journalistische Leistungen“ schuld. Ach.)
Gemeinsam sind sich die an diesem Abend gastgebende SZ, die das Netz ja auch nur so mittelgut findet, und der Zeit-Mann aber dann auch darin, dass man einfach keine Angst haben dürfe. Wörtlich schreibt die SZ:
Das Internet als ethikfreie Zone, in der hemmungslose Blogger um sich selbst kreisen, macht Naumann keine Angst. “ Das gedruckte Wort ist noch immer das schönste Zeugnis journalistischer Eitelkeit.“
…klopfen sich das die SZ und der Zeit-Mann gegenseitig auf die Schulter und man kann sich vorstellen, wie für einen Abend nochmal alles richtig gut war. Um sich selbst kreisende Blogger waren nirgends zu sehen, ebenso wenig wie diejenigen aus der SZ-Redaktion, die man soeben mit einer Abfindung rausgekauft hatte aus dem zukunftsträchtigen Medium Zeitung.